Der "Brandbrief" von George Ebers (Buchrevision und Recherche)

W.W. @, Donnerstag, 02.01.2020, 17:35 (vor 1547 Tagen) @ IceUrmel

Die üblichen Mechanismen, die in solchen Fällen immer vom „Gegner“ benutzt werden: Ignorieren, lächerlich machen der Personen und Fakten, wütendes Gegenschlagen, Unterlassungsklagen etc.pp., würden hier ganz sicher zum Einsatz kommen.

Das bedeutet, dass es mindestens genauso auf vermeintliche Nebensächlichkeiten wie auf Fakten ankommt, und dass es neben der eigenen Widerstandskraft auch eines starken Umfelds bedarf.

Ein schwieriges Unterfangen, dass sich – richtig vorbereitet – aber lohnen könnte.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre eher ermunternden Worte. Ich merke selbst, wie schwer mir so etwas fällt, auch wenn es wohl viele gibt, die meinen, es sei ganz leicht an George Ebers zu schreiben.

Mir fällt es sehr schwer. Im Deutschen würde mein Text etwa so lauten sollen:

Sehr geehrter Herr Ebers,

ich wage es, mich an Sie zu wenden, weil ich Sie sehr schätze. Ich bin Neurologe gewesen und habe mich früher viel mit der MS beschäftigt, vor allem damit, wie ihr natürlicher Verlauf ist, wenn sie also nicht medikamentös behandelt wird. Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass das Schicksal der MS-Betroffenen in neurologischen Zeitschriften, aber auch in Lehrbüchern schlechter dargestellt wurde, als er in Wirklichkeit ist.

Das ist ein Grund dafür, dass die deutsche MS-Gesellschaft (DMSG) nicht besonders gut auf mich zu sprechen ist. Um so erfreuter war ich, als ich jetzt durch Zufall auf einen „Brandbrief“ stieß, den Sie 2013 an die EMA geschrieben hatten.

Ich muss gestehen, dass ich nie etwas davon gehört hatte, obwohl das nun schon 6 Jahre her ist. Ihr Brief hat mich berührt, gerade weil jemand, der sich so gut mit der MS und der Studienkultur auskennt das so wohlfundiert zum Ausdruck gebracht hatte, was auch mir Sie 2013 bereits dasselbe moniert hatte, was mir am Herzen liegt: Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass die DMSG nicht mehr unwidersprochen behaupten kann, dass ihre Leitlinien mit der von ihr empfohlenen Basistherapie (BT) und die von einigen ihrer Neurologen vertretenen Hit-hard-and-early-Strategie für junge Betroffene ein Goldstandard sind. Im Gegenteil bin ich überzeugt davon, dass die DMSG-Leitlinien dringend einer Überarbeitung bedürfen und die DMSG-Ärzte finanziell unabhängig von der Pharmaindustrie sein müssen.

Da ich in einem größeren MS-Forum in Deutschland aktiv bin, hat man mich gebeten, Ihnen bei dieser Gelegenheit folgende Fragen zu stellen: Sind Sie auch der Ansicht, dass die BT der Verlauf der MS in den vergangenen Jahrzehnten eher negativ beeinflusst hat? Glauben Sie, dass noch aggressivere Maßnahmen wie Tysabri oder Ocrelizumab eine erfolgversprechende Option sind? Würden Sie der Einschätzung von SJ Pittock zustimmen, der in der Olmstedt-County-Studie festgestellt hat, dass sich die MS im natürlichen Verlauf (also u7nbehandelt) durchschnittlich um 1,0 EDSS-Grade pro 10 Jahre verschlechtert?

Mit freundlichem Gruß,
Wolfgang Weihe


Ist das so okay? Ist der Brief anmaßend? Sollten andre Fragen gestellt werden? Wird er überhaupt auf so etwas antworten? Sollte ich den Text kürzen?

W.W.


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