Gibt es eine vernünftige Einstellung zur Pharma-Industrie? (Allgemeines)
Aber würde mich Ihr Fall dazu bewegen, jemandem Betainterferone zu empfehlen, weil sie in einzelnen Fällen doch helfen können? Ich weiß nicht. Vermutlich würde man sich darüber lustig machen, weil ich eine anekdotische Erfahrung, über die man mir berichtet hat, überbewerte.
Mein Fall wäre allenfalls ein kleiner Datenpunkt in ihrer Kartei und sicherlich ohne Aussagekraft im Vergleich zu den vielen anderen Patienten, die ihnen eine gegenteilige Erfahrung geliefert haben. Und wir sind uns doch eigentlich einig, dass ein stumpfes Abarbeiten der DGN Leitlinien bei Neudiagnostizierten nur "weil es mal jemandem was gebracht hat" unterm Strich mehr schaden als Nutzen bei Patienten im Laufe der Jahre bewirkt hat.
Ich denke aber, dass wir hier vom ursprünglichen Thema etwas abweichen. Es ging hier um Überlegungen zu einer generellen Einstellung zur Pharmaindustrie bzw. eine Bewertung des Nutzens der aktuellen Therapien. Sie stehen der Pharma kritisch gegenüber aufgrund ihrer Erfahrungen. Ich bin nicht zuletzt aufgrund meiner eigenen Begebenheiten nunmal da etwas differenzierter.
Was mich überzeugen könnte? Wenn 100 Menschen 10 Jahre lang dieses Medikament einnehmen und sie haben einen Behinderungsgrad von durchschnittlich 3,4 im Vergleich zu einem Behinderungsgrad von 4,6 bei 100 Patienten, die dieses Medikament nicht eingenommen haben.
Das würde mich auch überzeugen
. Sie verlangen aber wieder eine Kausalität, die es aktuell nicht geben kann. Wie bereits geschrieben, gute Studien können ihnen bei manchen Therapien Korrelation aufdeuten aber keine Kausalität liefern.
Ich gebe ihnen darüberhinaus ebenfalls recht, dass wohl 80-90% der sonstigen Studien im Bereich der MS m.E. keinen belegbaren Nutzen aufzeigen bzw. wissenschaftlich eher wertlos sind. Man benötigt aber keinen "Glaubenssprung" um anhand vom verbliebenen Rest zu erkennen, dass Pharma nicht ein völliger Humbug ist. Wenn aber an der Stelle Verschwörungstheorien ansetzten und von einem " Phamaindustriellen Komplex" die Rede ist (spielen die Freimäurer vielleicht da auch eine Rolle) wird die Argumentation einfach nur verwässert.
Öffentliche Pharmakritik im Bereich der MS Therapien findet doch schon heutzutage statt. Ich erinnere da nur an den Schlagabtausch von Jutta Schneiderbauer vs. DMSG neulich in der ARD im Primetime. Man muss nur seriös an das Thema herantreten und glaubwürdige Argumente liefern...