Gibt es eine vernünftige Einstellung zur Pharma-Industrie? (Allgemeines)
Man unterscheidet ja heutzutage z.B. bereits "B-Zellen" und "T-Zellen" Verläufe.
Das wusste ich nicht! Was wieder einmal zeigen könnte, dass nur der oder die sich zu etwas äußern sollten, die wirklich Ahnung haben. Und wenn man zeigt, dass jemand eigentlich keine 'richtige' Ahnung' hat, dann zählt seine Meinung nicht - oder eben als belanglose 'Meinung'.
Das Problem ist, dass in den Studien alles mögliche eingeschlossen wird und das sich entsprechend auf die Ergebnisse auswirkt. Man sollte aber eigentlich ausschliessen können, dass kein Medikament keine Wirkung auf irgendeinen Verlauf hat. Da wäre man schon im Bereich der NASA Mondlandung Skeptiker.
Übrigens eine nicht ganz seltene Argumentationsfigur! Dass man die Skepsis den Betainterferonen gegenüber mit der Skepsis von Menschen vergleicht, die überzeugt sind, die Mondlandung sei ein Fake gewesen, ein Mediengag, um den Russen eins auszuwischen.
Ich glaube also, manche ihrer Kollegen werden/würden/könnten sich sagen: In meiner Erfahrung habe ich eine bestimmte Therapie einem Patienten schon gegeben, und diese hat tatsächlich gewirkt.
Ich glaube, das wird man niemals so sagen können: Die Wirksamkeit der Betainterferone scheint sich jedem statistischen Nachweis zu entziehen. Imho! Und damit sind wir wieder bei dem Vorwort von C.S. Lewis: Wer nicht an Wunder glaubt, wird unbelehrbar sein! Und alles, was für ein Wunder spricht, wird er abtun als Ungenauigkeit und Sinnestäuschung. Genau so, wie ich vermutlich dazu neigen werde, die positive Wirkung bei z.B. Renate_S. von Betaferon als fragwürdig abzutun.
Nicht bei allen, aber bei manchen. Allein damit wäre doch ein gewisses Grundvertrauen in die Pharmaindustrie da. Natürlich kein 100% Vertrauen, da - wieder statistisch gesehen - eine Therapie oft genug scheitern wird. Aber zumindest ein gewisses Vertrauen anhand welchem man keine grundsätzliche Zweifel aufbauen würde.
Interessant! Allerdings habe ich den Eindruck, dass Sie das rationale Verfahren der randomisierten, doppelblindgeprüften Studien auf den Kopf stellen. Es geht doch nicht um den einen, bei dem etwas vielleicht hilft, sondern die vielen, denen es im Vergleich mit Plazebo besser geht.
Anders gesagt: Wenn ein Drittel möglicherweise profitieren, es bei einem Drittel eher zweifelhaft ist und das Medikament bei einem Drittel nicht wirkt oder schwer zu ertragende Nebenwirkungen macht, dann würde ich es ablehnen. Das 'gute Drittel' würde mich nicht überzeugen!
Andersherum gefragt, hatten sie nicht schon mal Austausch mit solchen Neurologen, die auch über positive Erfahrungen mit der einen oder anderen Therapie berichten konnten? Wenn ja, waren deren Erzählungen für sie nicht glaubhaft?
Doch, ich kenne viele Neurologen und vortragende Professoren auf Kongressen, die mir berichten, irgendwie hätten sie den Eindruck, den MS-Patienten gehe es nach der Einführung der Betainterferone usw. besser. Ja, das kann ich nur bestätigen. Aber es überzeugt mich nicht.
Gut, das man etwas damit zu tun haben, dass ich Neurologen nicht mag und ihr Urteil nicht sehr schätze.
Und vielleicht sollte ich mich bemühen. Neurologen gegenüber positiver zu denken...
W.W.
PS: Aber vielleicht meinen Sie ja dies: Und wenn es nur 10% wären, die von den modernen MS-Medikamenten profitieren würden, sollte man sie ihnen dann vorenthalten?
Ich weiß nicht! 'Profitieren' ist es weites Feld, der eine hat weniger Schübe (aber es gehört zum Wesen der MS, dass die Schübe im Laufe der Jahre seltener werden), der andere fühlt sich belastungsfähiger und der dritte ist überzeugt, ohne Medikamente würde es ihm schlechter gehen.
Alle drei profitieren also, und die, die das Gefühl haben, sie profitierten nicht??? Sie scheinen ein Risiko einzugehen, wenn sie das Medikament einfach absetzen. Und vielleicht können sie mit ihrem Neurologen noch nicht einmal darüber reden? Oder sie tun es lieber nicht?
Ich glaube, es gibt keine statistische Methode, die den Wirksamkeitsnachweis der MS-Medikamente erbringen kann. Das mag für die Medikamente sprechen, vielleicht aber auch gegen die Statistik.
Kurz: Auch wenn ich jemanden kennen würde, der von z.B. Rebif profitiert hat, dieser Fall würde mich nicht überzeugen!
Und die vielen Unterformen der MS, von denen Brück mal gesprochen hat? Ich glaube, es gibt sie nicht. Aber das wissen die MS-Wissenschaftler bestimmt besser. Obwohl sie auch manchmal zu Scheuklappen neigen.