Gibt es eine vernünftige Einstellung zur Pharma-Industrie? (Allgemeines)
Hallo Herr Weihe,
Ich hatte keine Einwände zu ihren Ansichten. Ich wollte nur wissen, ob ihre Ansichten auch mit ihrer persönlichen Erfahrung - also der Erfahrung der von ihnen betreuuten Patienten - belegt ist.
Natürlich habe ich viel Feedback bekommen, aber alle MS-Betroffenen, die zu mir gekommen sind, waren natürlich eine 'positive' Auslese, d.h. die meisten kamen zu mir, weil sie keine Medikamente haben wollten oder schlechte Erfahrungen damit gemacht haben.
Wenn ich das korrekt interpretiere, hatten sie in der gesamten Zeit keinen positiven Rücklauf. In ihrer persönlichen Erfahrung hätten demnach sämtliche Therapien also 0% Wirkung gehabt. Das wäre natürlich deutlich geringer als die Erfahrung eines durchschnittlichen Neurologen gewesen, der statistisch gesehen, sehr wahrscheinlich - trotz allen Einwänden hier - eine gewisse Resondergruppe gehabt hätte.
Ich kenne hierfür die Zahlen der einzelnen Therapien nicht. Es ist aber eigentlich klar, dass unterschiedliche Medikamente auf unterschiedliche (MS) Krankheitsverläufe unterschiedlich wirken. Man unterscheidet ja heutzutage z.B. bereits "B-Zellen" und "T-Zellen" Verläufe. Das Problem ist, dass in den Studien alles mögliche eingeschlossen wird und das sich entsprechend auf die Ergebnisse auswirkt. Man sollte aber eigentlich ausschliessen können, dass kein Medikament keine Wirkung auf irgendeinen Verlauf hat. Da wäre man schon im Bereich der NASA Mondlandung Skeptiker.
Ich glaube also, manche ihrer Kollegen werden/würden/könnten sich sagen: In meiner Erfahrung habe ich eine bestimmte Therapie einem Patienten schon gegeben, und diese hat tatsächlich gewirkt. Nicht bei allen, aber bei manchen. Allein damit wäre doch ein gewisses Grundvertrauen in die Pharmaindustrie da. Natürlich kein 100% Vertrauen, da - wieder statistisch gesehen - eine Therapie oft genug scheitern wird. Aber zumindest ein gewisses Vertrauen anhand welchem man keine grundsätzliche Zweifel aufbauen würde.
Ich rede hier wohlgemerkt nicht das Bild, das mittels hochglanz Broschüren, pharmagesponsorte Events oder sonstwie öffentlich machmal vermttelt wird.
Sie haben fairerweise ihre persönlichen Erfahrungen noch normalisiert indem sie wohl zugeben, dass ihre Patientengruppe nicht dem allgemeinen Durchschnitt entsprach. Damit entsteht natürlich auch eine gewisse Dynamik: sie als Anlaufstelle sowohl für die "nicht-responder" als auch für die Skeptiker, an deren Ende natürlich alles komplett in Frage gestellt wird.
Andersherum gefragt, hatten sie nicht schon mal Austausch mit solchen Neurologen, die auch über positive Erfahrungen mit der einen oder anderen Therapie berichten konnten? Wenn ja, waren deren Erzählungen für sie nicht glaubhaft?