Gibt es eine vernünftige Einstellung zur Pharma-Industrie? (Allgemeines)
P.S. Für ihre persönliche Patientendatenbank: Ich hatte in 16 Krankheitsjahren genau zwei heftige Schübe. Und zwar genau während zwei Therapiepausen. Nach ihrer Logik müsste das Zufall sein. Soviel Zufall müsste doch mathematisch eigentlich im Bereich eines Lotteriegewinns liegen..
Ich muss gestehen: Wenn ich eine solche Erfahrung gemacht hätte, dann wäre es verrückt, eine dritte Therapiepause einzulegen. Renate_S. würde das sicher genau so sehen. Ich denke, da sind wir uns alle einig, dass sich in Ihrem Fall ein erneuter Absetzversuch verbietet.
Aber würde mich Ihr Fall dazu bewegen, jemandem Betainterferone zu empfehlen, weil sie in einzelnen Fällen doch helfen können? Ich weiß nicht. Vermutlich würde man sich darüber lustig machen, weil ich eine anekdotische Erfahrung, über die man mir berichtet hat, überbewerte.
Ich kann Sie gut verstehen, aber das, was Sie erlebt haben, nicht jemandem als mögliche Chance anbieten. Ich kann es einem Patienten erzählen, so, wie Sie es uns erzählt haben, aber ich vermute, er wird zusätzlich Zahlen aus großen Studien benötigen, um sich zu entscheiden.
Nur werden diese Zahlen möglicherweise nicht so überzeugend sein wie Ihr Fall. Aber jetzt begreife ich, warum wir uns gegenseitig geschrieben haben: Sie meinen, aufgrund einer solchen Begebenheit, wie Sie sie erlebt haben, müsse man darauf schließen, das Medikament sei wirksam! Vielleicht nicht bei jedem, weil jede MS ja ihre Besonderheiten hat. Aber es bestehe wenig Zweifel daran, dass Ihnen das Medikament geholfen hätte.
Was soll ich dazu sagen? Ich kann nur sagen, dass Ihre Geschichte so überzeugend klingt, dass ich nicht wüsste, wie man sie widerlegen sollte. Und dennoch: So ganz überzeugt bin ich nicht davon, dass ich es anderen empfehlen sollte.
Was mich überzeugen könnte? Wenn 100 Menschen 10 Jahre lang dieses Medikament einnehmen und sie haben einen Behinderungsgrad von durchschnittlich 3,4 im Vergleich zu einem Behinderungsgrad von 4,6 bei 100 Patienten, die dieses Medikament nicht eingenommen haben.
Ja, wenn es so wäre, dann könnte ich keinem Menschen, bei dem frisch eine MS diagnostiziert worden wäre, dazu raten, sich nicht mit dem Medikament behandeln zu lassen. Die genannten Zahlen würden es nicht rechtfertigen, dass ich zögern würde.
Wenn es Studien in dieser Richtung gibt, dann sollten wir sie hier diskutieren.
W.W.