Altersbequemlichkeit? (muß nicht) (Allgemeines)

W.W. @, Freitag, 08.10.2021, 10:38 (vor 903 Tagen) @ agno

https://taz.de/Altern-und-Verfallserscheinungen/!5704464/
Ja, das tüfteln in Zusammenhängen wird immer schwieriger.

MS-Forscher können sehr klug sein, vor allem, wenn sie in Horden auftreten, aber sie können auch den Blick für das Wesentliche verlieren. Mann gründelt in der Tiefe der MS, entdeckt molekulare Schleich- und Irrwege, und verliert dabei aus dem Auge, wie die MS aus dem Leben entsteht und was sie für das Leben bedeutet.

Ich habe früher daran geglaubt, dass die Forschung im Sinne von Popper immer objektiver werde und langsam, aber sicher immer weitere Fortschritte mache, jetzt glaube ich das nicht mehr. Die Forschung ist ein großes Unternehmen, so wie die EKD oder der Vatikan ein großes Unternehmen sind, in dem Karrierebewusste das betreiben, was sie in der Hierarchie aufsteigen lässt, und natürlich auch Statistiken und unübersehbar große Studien so manipulieren, um ihr Ziel zu erreichen.

Die Statistik ist zu einem Herrschaftsinstrument verkommen. Einen MS-Forscher nach der Autoimmuntheorie zu befragen, ähnelt der Frage an einen Kardinal, ob er an Gott glaube.

Forschergruppen haben die MS aus den Augen verloren, weil sie nur noch daran denken, welches Tierexperiment und welche Studie das meiste Aufsehen erregt und das meiste Geld bringt, aber sie tüfteln in einem akademischen (und kapitalistischen) Himmel.

Man kann immer 'wissenschaftlicher' werden und dabei immer 'abgehobener', und man kann sogar den Apparat der Statistiken benutzen, um sich 'wissenschaftlich' herauszuputzen, aber dabei kann es passieren, dass man sich nicht mehr dafür interessiert, was auf der Hand liegt (z.B. die einfache Frage, warum MS-Herde zu Beginn so häufig sind und im Laufe des Lebens immer seltener werden).

Einer der wesentlichen Gründe für diese Entwicklung ist die 'Verwissenschaftlichung' der MS, wo nur noch das wichtig ist, was statistisch relevant ist und Geld für die Forscher bringt.

W.W.

PS: Es ist nicht nur die 'Altersbequemlichkeit', sondern ich kann die großen Studien und die dicken Bücher auch deshalb nicht mehr lesen, weil sie sich in einem hochgelehrten Wolkenkuckucksheim verlieren (à la 'Du darfst nur mitreden, wenn du das hochgestochene Zeug der DMSG verstehst!'). Ich muss gestehen, dass ich mit einem Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator nichts mehr anfangen kann - obwohl das andere für einen Ausbund an Wissenschaftlichkeit halten.

Auch hier im Forum ist die Gefahr groß, dass wir in die Irre laufen und die Finger vor den Augen nicht mehr zählen können. Damit meine ich nicht, dass wir ins Esoterische abdriften sollten. Es geht um den gesunden Menschenverstand, den man so gewaltig in die Mangel genommen hat, als sei er die Täuschung in Person, indem er uns vorgaukelt, die Sonne kreise um die Erde.


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