Bromelain bei Schub (Allgemeines)

chen-man @, Donnerstag, 10.12.2015, 12:11 (vor 3061 Tagen) @ Wiggi

Nun hat G.Steiner in den 50er Jahren Penicillin bei MS geprüft und keine überzeugende Wirkung gesehen.


Es gibt eine Studie von 2005, da wurde bei 163 Patienten mit MS retrospektiv geschaut, ob nach der Anwendung von Antibiotika (z.B. wegen Atemwegsinfektionen), die in einer Database erfasst waren, ein erster Schub auftrat. Es wurde gefunden, dass die Anwendung von Antibiotika insgesamt oder die Anwendung von Antibiotika spezifisch gegen C. pneumoniae nicht mit einem MS-Risiko assoziiert war, d.h. das Risiko wurde weder erhöht noch vermindert. Dagegen die 2-wöchige Anwendung von Penicillin in den drei Jahren vor dem Index Datum reduzierte das Risiko, einen ersten MS Schub zu entwickeln, um 50 %. Tetracycline reduzierten den ersten Schub übrigens auch, aber etwas weniger deutlich, wenn auch schon bei der Gabe von 8 Tagen.
(Alvaro Alonso et al.: Antibiotic Use and Risk of Multiple Sclerosis.)

Wiggi

Also hast Du diese Arbeit auch gefunden, Wiggi:
Man braucht ja nur nach multiple sclerosis antibiotic* suchen... Diese Arbeit (von 2006) ist "der Hammer" - aber wie so sehr Vieles wird sie einfach ignoriert.

Bei diesen Patienten ging es NICHT um MS - die Anwendung von AB (aus den verschiedensten Gründen) lag JAHRE VOR DER DIAGNOSE. Erst viel später wurden diejenigen MIT der (späteren) MS-Diagnose und eine sehr große Gruppe OHNE MS miteinander verglichen, was sie in den Jahren zuvor an AB eingenommen hatten.

Ein glasklarer Effekt bei den ß-Laktam-AB (etwa das heutige "Standardmittel" Amoxycillin): Wer so ein AB für ?2-3 Wochen eingenommen hatte, hatte das Risiko, in den folgenden JAHREN eine MS zu bekommen, glatt HALBIERT!
Bei der sehr viel kleineren Tetrazyklin-Einnehmer-Gruppe gab es ebenfalls eine Halbierung - aber mit erheblich größerer Unsicherheit.

Folgerungen:
1. Chlamydia pneumoniae = Cpn kommt als entscheidende MS-Ursache NICHT in Frage, da die Chlamydien als kleine intrazelluläre (virus-ähnliche) Bakterien gar nicht auf ß-Laktame ansprechen. (Das "Wheldon-Protokoll" hat keine - breite - Basis, könnte allenfalls für eine kleine Untergruppe von "speziellen" MS-Patienten von Bedeutung sein...)

2. Also spricht das Ergebnis dafür, daß die MS von einem Erreger verursacht wird, der EXTRAZELLULÄR ist, weil die ß-Laktame polar sind und gar nicht in die Zellen gelangen. G.Steiner hatte den "Ur-Vertreter" Penicillin in den 50er Jahren ohne überzeugende Erfolge beim MS geprüft...

Der Unterschied: In der ALONSO-Arbeit von 2006 ging es um Antibiotika JAHRE vor dem "Ausbruch" / der Diagnose MS. Das könnte bedeuten, daß die MS-Erreger da noch gar nicht im ZNS angekommen / angesiedelt, sondern noch "auf dem Weg dorthin" waren: Noch außerhalb des ZNS (außerhalb der Blut-Hirn-Schranke) konnten sie durch ß-Laktame eliminiert und so eine spätere MS verhindert werden.

Die "Katastrophe": dieser Untersuchungs-Ansatz hätte in den 9 Jahren seither unbedingt überprüft / wiederholt werden müssen. Aber das wurde ignoriert, und so ist ein weiteres Jahrzehnt verloren gegangen, um eine (einfache) Möglichkeit zu finden, die MS schon vor der Diagnose zu stopppen, und zwar gleich für JAHRE durch eine Anwendung über KURZE Zeit (wenige Wochen)!

Die Gruppe, die mit Tetrazyklinen behandelt wurde, war einfach zu klein für einigermaßen sichere Schlußfolgerungen. Weiter: in dieser Gruppe ist klar zu unterscheiden zwischen den älteren Tetrazyklinen auf der einen Seite und Doxycyclin auf der anderen (sowie dem späteren SEHR ähnlichen "Me too"-Präparat Minocyclin) mit sehr viel bessere Eigenschaften, u.a. lange Halbwertszeit, dadurch minimale Dosierung im Bereich von 100-200 mg pro Tag.
Eine spätere Auswertung mit einer wesentlich größeren Patientenanzahl hätte mehr Klarheit bringen können, fand aber leider nicht statt / wurde unterlassen.

Nun haben wir die 2015 ausgewertete Doppelblind-Studie mit 200 mg Minocyclin pro Tag aus Kanada, die in der MS-Entwicklung zwischen "Jahre vor der Diagnose" (Alonso et al. 2006) und "nach der Diagnose" (etwa G.Steiner 50er Jahre) liegt, nämlich "beim ersten demyelinisierenden Ereignis" (CIS): und hier eine knappe Halbierung des MS-Risikos über 1/2 Jahr (etwas geringer für 1 Jahr) - bei DAUER-Einnahme. (Schlecht verträglich: Zweifel an der Einnahmetreue bei Minocyclin, meine Vermutung.)

Es ist noch lange nicht alles geklärt - aber zusammengenommen spricht vieles dafür, daß die MS sich mit der kurzzeitigen Einnahme bestimmter AB über JAHRE stoppen läßt: Das ist ein Riesenfortschritt, der bisher offenbar nicht gesehen, nicht wahrgenommen, nicht anerkannt wird.
chen-man


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