Was verursacht Schübe - und was kann sie verhindern? (Allgemeines)

chen-man @, Mittwoch, 09.12.2015, 19:03 (vor 3062 Tagen)

Ich habe ältere Beiträge gelesen und will eine Frage aufgreifen: Was verursacht Schübe?

W.W.: Streß.
Zustimmung. Dazu gibt es eine Metaanalyse von D.Mohr & Co (2004), die den Zusammenhang mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von weniger als 1:10.000 bestätigt: vernünftiger Zweifel ist nicht möglich.

Streß erhöht den Kortisolspiegel, und Kortisol dämpft die Immunabwehr. (Beispielsweise fangen sich gestreßte Menschhen nachweislich viel eher einen grippalen Effekt ein.)

Seit den Anfängen der MS-Forschung im 19. Jahrhundert wird eine Infektion als MS-Ursache diskutiert. Was liegt näher, als eine chronische ZNS-Infektion anzunehmen, die unter Streß aufflackert?

Es ist immer von Viren die Rede - aber was spricht eigentlich gegen eine chronische bakterielle Infektion?
Nach der auf der ECTRIMS-Konferenz am 10.10.2015 von Prof. Luanne Metz / Calgary vorgestellten erfolgreichen Doppelblind-Studie aus Kanada verhindern 2x 100 mg Minocyclin pro Tag bei CIS (= erstes demyelinisierendes Ereiignis) sehr effektiv den Übergang in die MS.
http://www.aerztezeitung.de/extras/druckansicht/?sid=896155&pid=887306

Bei einer Studie aus dem Iran (2012) konnten 100 mg/d Doxycyclin (zusätzlich zu unzureichend wirksamem Interferon) die Schubrate DRASTISCH um ca. den Faktor 4 vermindern.
Das ist genau das, was wir erwarten würden, wenn die MS durch eine fokale bakterielle ZNS-Infektion verursacht würde: Bekämpfen einer solchen Infektion kann das Fortschreiten der frühen MS bremsen oder ganz verhindern = Schubfreiheit.

Spricht irgendetwas gegen diese Interpretation? (Mino- oder Doxycyclin sind unwirksam gegen Viren, aber hochwirksam gegen zahlreiche bakterielle Erreger, etwa bei der häufigen Zecken-Borreliose: Die kann eine späte ZNS-Infektion verursachen, die von der MS klinisch nicht zu unterscheiden ist.
Die späte Neuroborreliose ist die wichtigste und schwierigste / problematischste Differential-Diagnose, bevor eine MS laut Leitlinie überhaupt diagnostiziert werden darf: Die MS ist eine "Ausschlußdiagnose".)

Da in Jahrzehnten KEIN ursächliches Virus nachgewiesen wurde, legt die Wirksamkeit von Mino- bzw. Doxycyclin eine ursächliche bakterielle Infekion nahe, insbesondere die klinisch ununterscheidbare späte Neuroborreliose.

Damit wird die Streßwirkung auf die Schubauslösung verständlich: Streß schwächt die Immunabwehr, die "hypothetischen" Borrelien können sich vermehren, die schwelende Entzündung anheizen und so Schübe wie auch aktive Herde im ZNS / MRT hervorrufen.

Wenn das zutrifft, ist die MS-Schubbehandlung mit "Kortison" zumindest sehr fragwürdig - eine kausale Therapie wäre beispielsweise das Standard-Borreliose-Mittel Doxycyclin für ca. 2-3 Wochen.

Aber das ist "zu einfach, zu billig - und dabei noch gut verträglich", offenbar für die große Mehrheit der Betroffenen unglaubwürdig?
chen-man


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