Wie sieht Deine Lösung des MS Problemes aus ? (Allgemeines)

chen-man, (vor 3659 Tagen) @ Leonie S.

Langer Beitrag, ich gehe nur auf wenige Punkte ein, Leonie.

Ich habe selbst med. Staatsexamen, war danach 4 Jahrzehnte forschend an der Uni tätig, natürlich auch Lehre: wenn ich angehende Ärzte / Ärztinnen ausbilde, wer weiß wohl mehr?

Du übersiehst Einiges:
--- In der praktischen / klinischen Medizin ist es eher die Regel als die Ausnahme, ohne (glas)klare / "gesicherte" Diagnose Entscheidungen zu treffen, eine (versuchsweise) Therapie zu beginnen.

--- Es ist unmöglich, beim Verdacht auf MS oder (ZNS-)Neuroborreliose = NB eine Hirnbiopsie zu machen: NUR das wäre die Grundlage für eine "sichere" Diagnose.

--- Die Neurologen GLAUBEN, eine NB mit einigen Routine-Labortests ausschließen zu können: Das ist Wunschdenken, ein Irrglaube.
http://www.infektiologie.insel.ch/fileadmin/infektiologie/infektio_user/Pdf/Lyme_Borrel...
(Ich habe diese "Folien" nicht gründlich durchgearbeitet, ist streckenweise sehr "speziell" / schwer verständlich. Aber warum wird weltweit unablässig an weiteren Nachweisverfahren gearbeitet? Die Wassermannprobe auf Syphilis von 1906, vor 109 Jahren, gilt meines Wissens heute noch... -- Die bisherigen Nachweisverfahren, zumal die in der Routine-Labordiagnostik der Borreliose, sind UN-ZU-VER-LÄS-SIG!)

--- Gute Lehrbücher lehren, daß die NB-Diagnose eine Verdachts-Diagnose ist. Die kann durch serologische Tests bestätigt werden, aber es ist heute und absehbar für die nähere Zukunft UNMÖGLICH, eine NB mit gängigen Methoden auszuschließen.

Daraus folgt bei scharfem Nachdenken: Die MS-Diagnose-Kriterien, nämlich Ausschluß einer NB, sind gar nicht zu erfüllen! JEDER MS-Verdachtsfall ist (bis auf weiteres) "vollautomatisch" auch ein NB-Verdachtsfall.
Man kann dann Wahrscheinlichkeiten abschätzen. (Bei mir zB Dutzende Zeckenstiche seit Kindheit, viele erst spät entdeckt... Ich hatte ca. ein halbes Dutzend der WICHTIGEN Symptome aus der Arbeit von D.Hassler et al. in der DMW 1992, zudem einen klaren Effekt sowohl beim ersten Behandlungsversuch 1993, ebenso nach der ersten Doxy-Einnahme Anfang 1996: Wenn man das alles anhand der Statistik bewerten würde, wäre die NB-Diagnose bei mir >99% für 1993 bzw. 1995 sicher - sicherer geht es bei der Diagnostik am Lebenden gar nicht.)

Die McDonald-Kriterien, überhaupt die Diagnose-Kriterien werden "dauernd" geändert, haben also KEINE solide Grundlage, eher "Stochern im Nebel": Mir ist es egal, ob ich nach heutigen Kriterien als CIS oder RR-MS gegolten hätte. Es ist einfach UN-ER-HEB-LICH.
Erheblich ist, daß ich sowohl meine damaligen "existenzbedrohenden akuten" Beschwerden losgeworden bin als auch derzeit nahezu symptom- / behinderungsfrei - und v.a. ist mein Gedächnis / Konzentrationsvermögen bemerkenswert gut, zumal für mein Alter und meine Vorgeschichte.
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Was Du sicher nicht überblickst: Die "Datenlage" ist inzwischen derart, daß die Erkenntnisse von G.Steiner vernünftigerweise nicht mehr angezweifelt werden können. (Inzwischen ein riesiges "Puzzle", das sich ohne Zwang zusammenfügt, ein sehr klares Bild ergibt.)
Man kann jetzt - etwa mit W.Brück / Göttingen - noch darüber diskutieren, ob es innerhalb der "McDonald-Diagnosen", so wie sie heute üblich sind, evtl. kleinere Teilgruppen gibt, die etwas anderes haben als das, was G.Steiner als Kliniker und v.a. Neuropathologe (histopathologisch) als MS eingegrenzt hat, von diversen anderen demyelinisierenden ZNS-Erkrankungen abgegrenzt.

Für mich ist die NB die sichere Basis der MS. Über die Einzelheiten der erblichen MS-Prädisposition (die unbestritten ist) ist so wenig bekannt, daß auch damit die Abgrenzung MS-NB nicht möglich ist.
Man kann bei typischen großen Läsionen MS sagen, bei eher kleineren einige Fragezeichen setzen... (Also beispielsweise bei mir.)

Vor diesem Hintergrund bleibt die gebotene Therapie aber hoffentlich unbestritten: nach "Leitlinien" für die NB, würde ich sagen. (Und dann endlich eine rationale Diskussion darüber führen, was danach zu tun ist: Warten, ob es zu Rückfällen / MS-Schüben kommt, was wohl recht häufig ist? Oder - zumal angesichts der Brorson-et-al.2001-Daten - gleich eine Vorbeuge-Strategie entwickeln / einsetzten? Aber sicher nicht eine Dauergabe, da stehe ich voll auf der Seite von Prof. Vera Preac-Mursic, ca. 1990: Pulstherapie, um die körpereigene Abwehr zu trainieren, zu stärken.)
Nach Nutzen-Risiko-Abwägungen ist die Entscheidung m.E. klar.
chen-man

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