"MS...Erkrankung des ZNS sowie der peripheren Nerven" (Erreger / Borreliose /)
Nun habe ich mich also noch ein bißchen schlauer gemacht, und nach den Möglichkeiten der Differntialdiagnose MS vs. Neuroborreliose gesucht.
Ich bin dabei auf diesen Beitrag
http://www.borreliose-berlin.de/druckversionen/Berghoff_MS_LNB.pdf
von Privatdozent Dr. med. W. Berghoff, Vorstandsmitglied der ...(DBG), gestoßen.
...
Es sieht auf den ersten Blick für mich so aus, als sei die Differentialdiagnose wirklich schwierig, aber nicht unbedingt unmöglich.Wichtig erscheint mir u.a. folgende Aussage:
"Da die Lyme-Borreliose (LB) infolge Verbreitung der Erreger im gesamten Organismus zu einer Multiorganerkrankung führt, stellt die Lyme-Neuroborreliose (LNB) in aller Regel eine Teilmanifestation der generalisierten Erkrankung dar. Störungen im zentralen Nervensystem sind praktisch immer begleitet von Erkrankungen anderer
Organe oder Organsysteme. Die Beachtung dieser anderen Organmanifestationen ist für die Diagnose der LNB von elementarer Bedeutung." (...)"Die Differenzierung zwischen MS und LNB beruht insbesondere auf den Tatsachen,
dass die MS ausschließlich eine Erkrankung des zentralen Nervensystems ist, während die LNB – wie gesagt - oft mit einer generalisierten akuten oder chronischen Lyme-Borreliose einhergeht, die viele andere Organsysteme (neben dem ZNS) betrifft.
Eine Polyneuropathie oder sonstige Erkrankungen des peripheren Nervensystems sind mit einer MS nicht vereinbar, andererseits jedoch eine häufige Manifestation im Rahmen der LNB."(meine Hervorhebungen)
Schönen Sonntag noch!
Gruß
Boggy
Der verlinkte Berghoff-Artikel ist offenbar "unvollendet", "schlampig" (merkwürdige Wiederholungen in den Tabellen, die den größten Teil ausmachen, Fehlen von Quellen).
Die 37-Seiten-Version von 2014 habe ich noch nicht (wieder) gelesen, sondern mir erst einmal erneut das knapp 900-Seiten-Neuro-Lehrbuch von G.Schaltenbrand (Thieme 1951) vorgenommen.
Schaltenbrand ist nicht "irgendwer", sondern war (Ehren-)Vorsitzender der Dt. Gesellschaft für Neurologie DGN und wohl ?wesentlich an der Gründung der DMSG beteiligt. Während der NS-Zeit profilierte er sich (wenn man so will: in Konkurrenz zum Juden G.Steiner) mit MS-Ursachenforschung, etwa Übertragung von MS-Liquor / - ZNS-Material auf Affen, die teilweise neurolog. Symptome entwickelten. Das ist ein erster Schritt zum Nachweis eines übertragbaren Erregers.
Aber die "Krönung" ist die Rückübertragung auf Menschen, um zu sehen, ob es zur (menschentypischen) MS kommmt. Schaltenbrand war da konsequent, suchte sich aus dem "lebensunwerten Leben" (die dann zur T4-Vernichtung anstanden) einige aus.
1943 - also mitten im Krieg - erschien ein Buch zu diesen Versuchen (das ich immer noch nicht gelesen habe), was auf beste Beziehungen zum Terror-Regime hindeutet, da zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon alles auf den Krieg fokussiert war (Papiermangel usw.).
Normalerweise würde so jemand im Gefängnis / Zuchthaus landen, und er war auch schon gefeuert und es wurde von der Staatsanwaltschaft eine Anklage vorbereitet oder erhoben. Aber Sch. ließ wohl seine Beziehungen in die USA spielen, und sein Kollege in Heidelberg Victor v.Weizäcker (Neffe eines NS-Diplomaten und Onkel des späteren Bundespräsidenten Richard), gleichfalls NS-Karrerist, dann aber Amerikaner-Liebling, ermöglichte Sch. durch ein Obergutachten die Rückkehr auf seinen Klinik-Chef-Posten!
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Das MS-Kapitel im Lehrbuch von 1951, das 14 Seiten mit vielen Abbildungen umfaßt, beginnt S.728 so:
"Die M..S.. ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems sowie der peripheren Nerven..."
Das ist eindeutig, unmißverständlich, und das kommt vom damaligen Top-Experten, der zuvor ein sehr umfangreiches ?Dossier für die Amerikaner verfaßt hatte über die Neurologie / neurologische Forschung während der NS-Zeit. (Ähnlichkeit etwa mit W.v.Braun, der ja mit seiner Raketenproduktion wohl tausende Häftlinge / Zwangsarbeiter "verheizt" hatte, aber doch eine glänzende 2.Karriere bei den Amis machte - so sind sie eben, unsere Freunde jenseits des Atlantik...)
Noch ein paar Goodies: "Eine gewisse Vermehrung des Eisengehalts der Leber... wurde durch Schaltenbrand festgestellt" (also durch ihn).
"Herde von prinzipiel ähnlichem Charakter findet man auch in den peripheren Nerven..."
Es wäre interessant zu erfahren, wann / wie(so) die glasklare Einbeziehung des PNS in die MS-Beschreibung aufgegeben und durch die 100% konträre Definition wie oben von Berghoff zitiert ersetzt wurde.
Ich habe vor einiger Zeit recherchiert: Es wäre bei der Standard-Methode der SEP (somatisch evozierten Potentiale) ganz leicht, auch die genutzten peripheren Nerven gleich mit zu untersuchen, wird aber offenbar nicht gemacht!
Ein Schelm wer Böses dabei denkt. (1x mehr "Des Kaisers neue Kleider lesen"...)