Mein persönlicher Eindruck vom Berghoff-Artikel (Erreger / Borreliose /)
Hallo Boggy,
einerseits Danke für den Link - andererseits: Respekt, wieviel Deiner Energie Du inzwischen verwendest, um Dich direkt in jene ungeliebte Schlacht mit c-m zu stürzen!
Bitte glaube mir, dass ich mir persönlich in meiner SPMS nix von Doxy mehr erwarte, und mir über weite Strecken chen's Texte zu lang und zu kompliziert sind und ich ihnen kognitiv kaum folgen kann bzw ich zu müde werde...
Ich finde dennoch die neueren Studien aus Kanada und China überraschend, die ja nahelegen, Doxy könne den gängigen BTs (bei Newbies verabfolgt!!) bezüglich der Verhinderung neuer Schübe deutlich überlegen sein!
Sodass mich eben genau dieses Dein Thema - die Abgrenzung von MS und Neuroborreliose - doch interessiert. Und ich als Mediziner dumpf zu ahnen meine, dass jene vorgeblich gute Unterscheidbarkeit auf sehr tönernen Füßen steht...
Wichtig erscheint mir u.a. folgende Aussage:
"Da die Lyme-Borreliose (LB) infolge Verbreitung der Erreger im gesamten Organismus zu einer Multiorganerkrankung führt, stellt die Lyme-Neuroborreliose (LNB) in aller Regel eine Teilmanifestation der generalisierten Erkrankung dar. Störungen im zentralen Nervensystem sind praktisch immer begleitet von Erkrankungen anderer
Organe oder Organsysteme. Die Beachtung dieser anderen Organmanifestationen ist für die Diagnose der LNB von elementarer Bedeutung." (...)
Hervorhebung ist von mir und für meine Argumentation wichtig. Bei der LNB also 'praktisch immer' mehr als nur ZNS-Erscheinungen. Wart nur ab, das sieht weiter unten noch weniger kategorisch aus!!
Der nächste Satz...
Die Beachtung dieser anderen Organmanifestationen ist für die Diagnose der LNB von elementarer Bedeutung
...beinhaltet im Wesentlichen die Aussage: Wir machen den Sack 'LNB' hier zu und lassen MSler mit ausschließlichem ZNS-Befall da nicht rein - d.h. hier wird im Grunde nicht festgestellt, dass MS gut von LNB abzugrenzen sei, sondern lediglich das Umgekehrte:
'In die gewohnte Definition der LNB passt (uns) die MS nicht rein!!'
Doch wurde von Herrn B. weiter oben nicht angegeben, die Diagnose MS dürfe nur gestellt werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen seien? Und ein Ausschluss von Borreliose über Laborbefunde bzw andere 'harte' Kriterien ist bekanntlich ein Problem per se...
Also ausschließlich Definitionssache?!
Wenn die Definition der LNB etwas weiter gefasst würde, also etwa 'in bestimmten Fällen ist ein hauptsächlicher ZNS-'Befall' möglich', würde sich erweisen, dass die vorgeblich so gute Differenzierung von MS und LNB genau das ist, also eine Angelegenheit willkürlicher Abgrenzung, und nicht etwa auf 'Forschungsergebnissen' beruht.
"Die Differenzierung zwischen MS und LNB beruht insbesondere auf den Tatsachen,
dass die MS ausschließlich eine Erkrankung des zentralen Nervensystems ist, während die LNB – wie gesagt - oft mit einer generalisierten akuten oder chronischen Lyme-Borreliose einhergeht, die viele andere Organsysteme (neben dem ZNS) betrifft.
'Oft' ist schon deutlich schwächer ausgedrückt als 'praktisch immer' wie im oben Hervorgehobenen, findest Du nicht auch?
Eine Polyneuropathie oder sonstige Erkrankungen des peripheren Nervensystems sind mit einer MS nicht vereinbar, andererseits jedoch eine häufige Manifestation im Rahmen der LNB."
Abgesehen davon, dass man bekanntlich Läuse und Flöhe haben kann - warum darf das eine neben dem anderen nicht sein? - auch hier wird wieder der willkürliche Sack einer Definition geschnürt. Wenn man dieser Definition nun konsequent genug folgt, braucht es insofern keinerlei Forschung mehr zu dem Thema 'MS und Borreliose', denn da liegen ja (Definitions-!!)Mauern dazwischen. Zu deutsch, es wird schon nicht sein, was laut Definition nicht sein darf.
Und so wird man im Falle von Ergebnissen wie aus Kanada (junge MSler profitieren von Doxy) die antibiotische Hauptwirkung von Doxy unterschlagen, ihm eine neuroprotektive oder 'entzündungshemmende' unterschieben, und das übliche 'further studies are warranted' nicht etwa so verstehen, dass man die Wirkung von Doxy anstelle bzw. im Vergleich zu BTs testen wird, sondern vergnügt konstatiert, evtl könne ja Doxy als eine Art Wirkverstärker der BTs empfohlen werden!
Schwach finde ich diesen Artikel, bei mir fühlen sich 'dumpfe Ahnungen' bestätigt, und völlig ohne dass ich zum Borre-Enthusiasten mutieren werde, drängt sich mir der Gedanke auf:
Jetzt meine ich mehr als zuvor, dass ein Teil des bei chen-man erlebten 'Fanatismus' schlicht der Verzweiflung entsprechen könnte, dass die sog. etablierte Kompetenz in bestimmte Richtungen überhaupt nicht forschen will.
LG, jerry