vom Menschenbild und von Krankheit (Symptome)

W.W. @, Dienstag, 13.08.2019, 09:32 (vor 1690 Tagen) @ Nalini

Mein Gedankengang ist folgender:

"Voraussetzung" für den Ausbruch einer MS-Erkrankung scheint eine genetische Disposition zu sein: Entweder gibt es eine Art von MS-Gen im Erbgut, oder man gehört einem bestimmten Konstitutionstyp an, der eine Neigung zu Nervenerkrankungen hat.

Die genetische Disposition wäre damit Voraussetzung, aber nicht Ursache und selbstverständlich auch nicht Auslöser.

Das Leben kann es gut mit einem meinen, und es kommt niemals zu einem "zuviel mal dumm gelaufen". Dann kommt es auch nicht zu dem "Klirr&Schepper", und der glückliche Kandidat bleibt trotz Veranlagung ein Leben lang MS-frei.

Ich kann dem nur zustimmen!:-)

Bei "zuviel mal dumm gelaufen" kommt es irgendwann zum Ausbruch der Erkrankung - entweder in einer milden oder einer aggressiveren Variante. Solch ein "zuviel mal dumm gelaufen" könnte das obige Beispiel von W.W. sein: eine anstrengende Afrikareise, Hitze, und eine Impfung, die das Immunsystem durcheinander bringt. Und es kommt zum "klirr&schepper".

Oder auch, um noch ein zweites Beispiel zu nennen: eine langanhaltende außergewöhnliche Stressphase, die das Immunsystem durcheinander bringt (Psychoneuroimmunologie!), andauernder Vitamin-D-Mangel, vielleicht noch Ernährungsdefizite - und der Karren MS setzt sich in Gang. (So sieht das interessanterweise auch Coimbra :-) )

Es gibt nicht wenige Foristinnen und Foristen, die von ihrem Eindruck berichten, das "Fass" sei irgendwann "übergelaufen", und die Krankheit wurde aktiv. Auch solche Berichte wären eine Bestätigung für dein Bild vom "zuviel mal dumm gelaufen".

Ich fürchte, wenn man zu akademisch zwischen "Ursache" und "auslösender Ursache" unterscheidet, dann übersieht man, dass es ein wesentlicher Vorteil sein kann, wenn man aufhört zu rauchen.

Und ich denke, es kann auch bei der MS ein wesentlicher Vorteil sein, wenn man die Botschaft wahrnimmt: "Ich habe MS, also muss ich etwas dafür tun, dass sich die MS in mir gut benimmt."

Ist das unsinnig, weil verniedlichend? Stimmt es nicht, weil es in einem von 10 Fällen nicht stimmt? Reicht es nicht, wenn es in vielen Fällen stimmt? Und werden nicht gerade die am lautesten rufen, dass solche Lebensregeln falsch sind, bei denen sie aus irgendwelchen Gründen nicht zutreffen? Haben die die Wahrheit gepachtet?

Aber - und das muss ich zugeben: Man kann sich nicht wie auf Rezept verordnen: "So, jetzt lebe ich stressfrei!"

Ich halte das Leben für eine ziemlich schwierige Arena, auch wenn man es im Überlebenskampf oft gar nicht so merkt. Wie schwierig kann es sein, den Beruf und die Arbeitsstelle zu finden, wo es Spaß macht?

Und wie schwierig ist es mit der Partnersuche? Jeder hat doch eine Eigenheiten, Stärken und Fehler. Wie soll man sich sicher sein, den oder die Richtige gefunden zu haben? Welche Kompromisse kann man eingehen? Gibt es nicht jemanden, der viel besser zu einem passt?

Alle diese Schwierigkeiten und Unsicherheiten gehören zum Leben dazu und sich nicht vermeidbar, aber wie macht man das, wenn man eine MS hat? Geht man allen Schwierigkeiten aus dem Weg oder kämpft man trotzdem? Kann man überhaupt sein Leben darauf einstellen, dass man chronisch krank ist? Und sollte man es?

Wir der, der viel überlegt, es weit bringen? Oder bringt es der am Weitesten, der sich nicht so viel Gedanken macht?

W.W.


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