Die Einsamkeit im Altenheim (Straßencafé)

W.W. @, Mittwoch, 07.12.2022, 10:26 (vor 506 Tagen) @ fRAUb

Sind Sie denn im Altersheim oder steht das an, dass Sie dort einziehen?

Meine Gedanken kommen einerseits von meiner Frau, die sich ständig auf Konfuzius beruft (Konfuzianismus als Lebensweisheit, nicht als Religion), andererseits von meiner Tochter, die als Diakonin in einem Pflegeheim arbeitet.

Ich denke wie meine Frau. dass das Wichtigste im Leben die Familie ist, obwohl mir dabei von den jungen Leuten kaum jemand zustimmen wird, und ich sehe das Problem, dass man, wenn man älter wird, ins Altersheim 'abgeschoben' werden kann.

Das scheint ganz selbstverständlich zu sein, denn dann fällt man keinem mehr zur Last. Früher zog man sich immer mehr zurück und der Bereich, für den man zuständig war, wurde nach und nach immer kleiner, aber man lebte immer noch (wenn auch in einer kleinen Wohnung) in dem Haus, wo man immer gelebt hatte und hatte bei den Mahlzeiten oder den Feiertagen die vertrauten Leute um sich. Auch, wenn man nichts mehr zu sagen hatte und die anderen mit der Höflichkeit zuhörten, die man alten Menschen zollt.

Ich glaube, das ist nicht mehr so, und viele glauben, sie könnten sich auch in einem Alten- oder Pflegeheim wohlfühlen. Das ist wohl das Problem meiner Tochter: Kann man sich in einem Alten- oder Pflegeheim wohlfühlen wie zuhause?

Ich bezweifele das, denn man wird auf staatliche Kosten von Fremden wie ein Fremder behandelt. Daran ändert die Qualität des Essens nichts und auch nichts die Krankengymnastik und die Ergotherapie und nachmittags nicht das gemeinsame Kaffeetrinken mit Liedern, Gedichten und Geschichten.

In einer Pflegeinrichtung - so erscheint es mir - bekommt man die Rechnung für das, was man im Leben gewesen ist. Mit wem soll man reden? Mit einem Psychotherapeuten? Nein! Mit einem Theologen, einem Pfarrer, einem Diakon oder einer Diakonin? Eher! Dass jemand da ist, der einem zuhört, wenn das Leben noch einmal in Gedanken an einem vorüberzieht, einem ohne große Worte die Hand hält, und einem das Gefühl gibt, dass man nicht einfach so von der Welt geht.

Denn wo war man mehr der, der man wirklich war, als in der Familie? Ich glaube, das kann keine Institution ersetzen. Nur die eigene Familie oder die Kirche.

Ich hoffe, meine Gedanken sind hiermit klarer geworden, obwohl sie noch immer nicht ganz klar sind.:-( Warum ist es so schwierig, sich auszudrücken?

Wolfgang


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