Fehleinschätzung der Relevanz von falsch-positiven Tests (Allgemeines)

Michael27 @, Samstag, 16.10.2021, 18:39 (vor 895 Tagen) @ tournesol

Mir stellt sich immer noch die Frage: Worauf beziehen sich die Prozentangaben, auf die Gesamtzahl der Tests oder nur auf die positiven?
Eigentlich können sie sich doch nur auf die positiven Tests beziehen, die anderen sind ja negativ und können nicht falsch-positiv, sondern höchstens falsch-negativ sein. Dann kommt man auf sehr viel niedrigere Zahlen von falsch-positiv Getesteten.

Oder ist das jetzt ein Denkfehler von mir?

Hallo Tournesol,

ich habe den Wortlaut von Herrn Weihes Formulierung genommen:
"Über dem Fach, in dem das Ergebnis ausgedruckt wird, steht, dass dass Testergebnis sehr zuverlässig und nur in 1% der Fälle falsch positiv ist, d.h. nir in 1% ist der Test falsch positiv, obwohl man gar keine MS hat."

Und das ist durchaus das typische Verständnis.
D.h., wenn jeder 100. Test bei einer gesunden Person ("negativ") zu Unrecht ein falsches Ergebnis anzeigt ("positiv"), tritt das von mir beschriebene Problem auf.

Ich glaube, es bringt jetzt nichts, in die Tiefen der Begriffe "Sensitivität" und "Spezifität" einzusteigen (Das kann man z.B. hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Beurteilung_eines_bin%C3%A4ren_Klassifikators).

Wichtiger ist, die Botschaft mitzunehmen, dass ein vermeintlich "guter" Test (in 99 % der Fälle ist das Ergebnis richtig) trotzdem völlig unbrauchbar sein kann - und dass man immer genau hinschauen und genau lesen sollte. Nicht alles, was brauchbar klingt, ist brauchbar. Und es gibt eine Reihe medizinischer Tests, die im Vergleich zur Anzahl der wirklich Betroffenen eine zu hohe Falsch-Positiv-Rate haben und damit viele Menschen völlig ohne Not verunsichern und verängstigen könnten. Ich habe den Eindruck, das hatten in der Vergangenheit auch viele Mediziner nicht verstanden. Aber gottseidank scheint mir da in den letzten 10 - 20 Jahren ein Lerneffekt eingesetzt zu haben, so dass von einigen Tests inzwischen abgeraten wird - oder zumindest auf die sehr begrenzte Aussagekraft hingewiesen wird.

Und da kann eben auch ein Testverfahren mit 99,9%iger "Trefferquote" noch grottenschlecht sein, wenn (deutlich) weniger als 0,1 % der Bevölkerung betroffen sind. Es kann höchstens als Vorstufe geeignet sein, um den Kreis derjenigen einzuschränken, die dann z.B. mit einem teureren, aber genaueren Verfahren erneut getest werden müssen.

Michael


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