MS - eine Vielzahl seltener Erkrankungen? (Allgemeines)

Marc @, Freitag, 20.12.2019, 20:35 (vor 1588 Tagen) @ W.W.

Auf die Gefahr hin, zu hartnäckig diesen Punkt zu verfolgen: Könnte man die gängige Ansicht in der MS-Forschung zu zusammenfassen?

"Wir wissen nicht, was die Ursache der MS ist und wie viele Unterformen sie hat, aber vieles spricht dafür, dass es sich in den meisten Fällen um eine Autoimmunerkrankung handelt."

Ich merke, wie schwierig es auf dem Gebiet der MS ist, sich auszudrücken, ohne etwas weltanschaulich geprägtes oder falsch verstandenes zu sagen, aber wäre die obige Formulierung ein akzeptabler Konsens in der MS-Forschung?

Wenn sie noch auf der Suche nach einer zusammenfassenden Formulierung sind, dann könnten sie sich doch ggf. aus dem Abstrakt dieser Literaturrecherche bedienen:

REVIEW - Recent advances in understanding multiple sclerosis

"..Neuere Forschungsergebnisse weisen auf eine gleichwertige Wichtigkeit sowohl der Autoimmunentzündung als auch der progressiven Degeneration bei der Pathophysiologie der Multiplen Sklerose (MS) hin. Leider ist die grundlegende Ursache der MS selbst nach jahrzehntelanger intensiver Forschung noch nicht bekannt.

Eine Vielzahl von Forschungsarbeiten zur Immunbiologie der MS hat zu einer Vielzahl von entzündungshemmenden Therapien geführt, die zwar hochwirksam sind, um Entzündungen und klinisch/radiologische Schübe im ZNS zu reduzieren. Trotz der starken Unterdrückung von Entzündungen ist der Nutzen in der wichtigeren und mit Behinderungszunahme verbundenen progredienten Phase jedoch äußerst begrenzt; daher hat sich die progressive MSForm als die aktuell größte Herausforderung für die Forschung und die klinische Behandlung der MS herausgestellt.

Die im Laufe der Jahre gewonnenen Daten weisen auf ein komplexes Zusammenspiel zwischen Umwelt (z.B. eine nahezu absolut notwendige Exposition mit dem Epstein-Barr-Virus), Immungenetik (starke Assoziationen mit einer großen Anzahl von Immungenen) sowie der sehr wichtigen Rolle eines zugrundeliegenden degenerativen Prozesses hin, der zu einer Demyelinisierung (sowohl in den Regionen der weißen als auch der grauen Substanz), einer axonalen und neurosynaptischen Schädigung und einer anhaltenden inherenten Entzündungsreaktion - bei einer scheinbar abnehmenden Rolle der T-Zellen-vermittelten Autoimmunität - im Verlauf der Krankheit führt.

Zusammen weisen diese Beobachtungen auf einen primären degenerativen Prozess hin, dessen Ursache unbekannt bleibt, der aber eine fast allgegenwärtige sekundäre Autoimmunantwort mit sich bringt, als wahrscheinliche Folge von Ereignissen, die dieser Krankheit zugrunde liegen.

Hier weisen wir kurz auf, was über die möglichen pathophysiologischen Mechanismen bekannt ist, konzentrieren uns auf die progressive MS und diskutieren die beiden Haupthypothesen der MS-Pathogenese, die in diesem Bereich heftig diskutiert werden: ob primäre Autoimmunität oder Degeneration die Grundlage bildet.

Die Aufklärung dieser Kontroverse wird von entscheidender Bedeutung sein um wirksame neue Therapien für die am stärksten behindernden späteren Phasen dieser Krankheit zu entwickeln..."

Ist zwar ein wenig holprig formuliert, gibt aber zumindest die wesentlichen Spannungsverhältnisse bei der aktuellen Definition der Pathogenese wieder...


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