Fanatismus (?) vs. Hysterie (Allgemeines)

W.W., (vor 3613 Tagen) @ jerry

Ihre psychoromantische Sichtweise auf MS, Parallelen zu Thomas Manns Zauberberg und einer biographischen (Be)Deutung haben die Älteren von uns auch ausgehalten. ;-)

Spannend wäre allerdings eine direkte Konfrontation solcher Inhalte mit ... ach was, Sie kommen drauf :-D

Als junger Arzt habe ich mich viel mit Rheuma, dann mit Epilepsie und zum Schluss mit MS beschäftigt. Dabei bin ich dann geblieben. Am meisten Spaß hat mir gemacht, mich mit meinen Patienten zu unterhalten. Früher war das noch möglich. Bei der MS erkannte ich - bzw. es lag klar vor Augen -, dass jeder seine Leiche im Keller hatte.

Aber das ist schlecht formuliert: Er hatte keine Leiche, weil er jemanden umgebracht oder ein Verbrechen begangen hatte, aber dennoch war irgendwann einmal etwas Verhängnisvolles passiert, wofür man nichts konnte. Das scheint an die Psychotherapie zu grenzen, ist aber doch etwas anderes, weil es oft zwar halb verdrängt, aber nicht ins Unbewusste abgedrängt war.

Und es war niemals etwas, was 'psychologisch' umgedeutet werden musste. Die Belastungen liegen bei der MS klar auf der Hand, sie haben keine eigene Sprache. Es ist also eine ganz eigene Art von Psychosomatik, nicht dass etwas, was nicht bewusstseinsfähig ist, in der Körpersprache ausgedrückt werden muss.

Bei der MS scheint es eher so zu sein, dass etwas, was belastend ist und zu schwierig für das Leben eines Menschen wird, Unordnung in den Körper bringt, so dass er nicht mehr ordentlich funktioniert. Aber diese Sichtweise wird mir von beiden Seiten angelastet: von den Psychotherapeuten (Psychosomatikern) und denen, die unter gar keinen Umständen auch eine psychische Belastung haben wollen.

W.W.

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