Die MS-Medizin und die Wissenschaft (Straßencafé)

Boggy, Donnerstag, 28.09.2023, 13:51 (vor 212 Tagen) @ W.W.

Lieber WW,

wenn ich von "nachweislich" spreche, dann geht es mir darum, daß Aussagen über eine Krankheit überprüfbare und als gesichert geltende Forschungsergebnisse als Grundlage haben müssen. Sie müssen - umgangssprachlich ausgedrückt - tatsächlich "bewiesen" sein; d.h. nach den im jeweiligen Forschungsbereich geltenden Maßstäben kann man diese Aussagen/Ergebnisse als gesichert annehmen, und sie sind überprüfbar und/oder wurden auch durch Überprüfung bestätigt.

Das kann die Objektivität eines mathematischen Beweises haben, wenn es um die naturwissenschaftlichen Aspekte der medizinischen Forschung geht.

Was das "mit der Wahrheit oder Wirklichkeit zu tun" hat, fragen Sie - da müßten Sie dann die Wirklichkeit eingrenzbarer Bereiche ins Auge fassen, und nicht im Absoluten verweilen.

Nun zum nächsten Punkt.

Sie können natürlich - und ich gehe davon aus, daß Sie sich dessen ganz und gar bewußt sind - die medizinische Wissenschaft nicht mit der Geschichtswissenschaft gleichsetzen, oder als Vergleich nehmen.

Die medizinische Wissenschaft hat auf ihrer naturwissenschaftlichen Seite viel mehr Möglichkeiten, zu objektiven/objektivierbaren Ergebnissen zu kommen, als das in der Geschichtswissenschaft der Fall ist. Zwar gibt es auch in der Geschichtswissenschaft eine objektive/objektivierbare Seite - Fakten, die nicht geleugnet werden können; z.B. die Existenz einer Urkunde, eines Briefes, eines Grabsteins oder einer Münze, aber dann kommt sehr schnell subjektive Bewertung und Interpretation ins Spiel - wobei auch diese nicht einfach willkürlich vorgenommen werden kann, sondern eine überprüfbare und nachvollziehbare Grundlage benötigt.

Insofern sind also die Ursachensuche und die Ursache(n) der MS nicht vergleichbar mit den Ursachen des 1. Weltkriegs; schon allein deshalb, weil in diese historischen Untersuchungen ein Vielfaches mehr an subjektiver Bewertung und Interpretation der vorhandenen Fakten eingeht, als das gewöhnlich in der medizinischen Forschung der Fall ist.

Fazit:
Ich habe den Eindruck, daß Sie in diesem und vielen vorherigen Beiträgen letztendlich eine Begründung dafür suchen, daß Sie vorhandene Ergebnisse der MS-Forschung kleinreden und/oder als unzulänglich bewerten können, um ...
ja, um was stattdessen zu tun?

... Ihre eigene Unzufriedenheit mit dem immer noch unzureichenden Wissensstand zur MS-Ursächlichkeit für Sie verdaulicher zu machen? Um innere Spannung abzubauen? Um die MS-Ursachen zu gleichem Zweck in eine Form einer mystifizierten Unergründbarkeit zu heben? Oder, wie Sie es nun in diesem Beitrag tun, im Gegenteil die MS-Ursachen zu entmystifizieren bei gleichzeitger Neu-Mystifizierung mit der Annahme, daß hier ein "möglicherweise sehr einfache[s] Geschehen, das zu einer Krankheit führt" vorliegt?

Ich glaube, bei allem Vergnügen an diesen eher medizin- und wissenschaftsphilosophischen Überlegungen, das ich persönlich beim Nachdenken und Schreiben habe, ist das alles in allem für uns an MS erkrankten Menschen praktisch von geringer Bedeutung.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum