Erreger oder Milieu? (Straßencafé)

W.W. @, Montag, 25.09.2023, 08:55 (vor 216 Tagen) @ W.W.

Ich denke langsam - oft quälend langsam. Seit vielen Jahrzehnten quäle ich mich mit der Frage herum, was eine Krankheit ist und wie sie entsteht.

Es gab einmal einen Streit zwischen dem Deutschen Virchow und dem Franzosen Pasteur. Virchow behauptete, der Erreger sei nahezu alles, und das Milieu, in dem er wächst, blüht und gedeiht, sei unbedeutend. Pasteur war anderer Ansicht. Damals ging es nicht zuletzt um einen Kampf Deutschland gegen Frankreich! Das war vor dem 1. Weltkrieg.

Hinsichtlich der MS könnte man ja annehmen, sie entstehe besonders häufig in der Pubertät, weil die Pubertät 'krisengeschüttelt' ist. Das klingt stark nach Psychoanalyse, ist es aber nicht. Es ist Psychosomatik im besten Sinn.

Viele von uns sind mit der Überzeugung aufgewachsen, Krankheiten seien entweder 'körperlich' oder 'seelisch'. Das ist eine dualistische Sichtweise, weil 'dualistisch' von zwei entgegengesetzten Extremen ausgeht.

Ich halte das für eine grobe Vereinfachung, weil, wenn das Immunsystem zwischen beiden Extremen steht, dann sind alle Krankheiten 'seelischer' als man normalerweise annimmt, auch wenn sie eindeutige Merkmale des 'Körperlichen' aufweisen (z.B. Herde im Gehirn).

Wolfgang

PS: Ich habe mich sehr gefreut zu lesen, dass Boggy die Sichtweise, die ich vorschlage, nicht mehr für 'psychoakalytisch* hält und auch nicht meint, sie hätte etwas mit *schwarzer Psychosomatik* zu tun.

PPS: Ich stimme auch Agno zu, dass, wenn eine Krankheit in einer Erschöpfungsphase ihren Anfang nimmt, dies nicht unbedingt etwas mit einem Fehlverhalten zu tun hat. Z.B. ist der Verlust eines geliebten Menschen, unter dem man leidet und der unsere Abwehrkräfte schwächt, keineswegs eine schuldhafte Verstrickung.


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