Asistierter Suizid (Straßencafé)

kerstin, (vor 30 Tagen) @ Michael27

Hallo Michael,

ich bin so froh, dass meine Mutter im letzten Jahr, mit 90, nach einem kleinen Schlaganfall gestorben ist

und nicht Suizid begangen hat.

Nach dem Tod ihres Mannes, ihrer großen Liebe ( nicht mein Vater), war sie sehr lange in tiefer Trauer. In

dieser Zeit sprach sie oft davon, sie wollte nicht mehr leben, wir haben sie nicht darin unterstützt, ihre

Ärztin auch nicht. Dreizehn Jahre später, nach mehrmonatigem Aufenthalt im Seniorenheim, war sie glücklich

wieder zuhause zu sein und sagte, wie gerne sie lebe. Damals konnte sie nur noch wenige Schritte am

Rollator gehen. Wir hatten viel Unterstützung organisiert und jeden Tag telefoniert. Sie war ein Mensch,

der vorher nie alleine gelebt hatte und jetzt so gut alleine leben konnte. Sie genaß ihren Garten, Musik,

Bücher, Wein und Menschen, die sie besuchten.

Wenn sie einen Sturz, mit unterschiedlichen Folgen , hinter sich hatte, war sie immer voller Mut und

Energie sich wieder aufzurappeln. Ich glaube für sie galt irgendwann: aufgeben gibt es nicht.

Das so erleben zu können, aus dieser tiefen Trauerkrise sich so aufrappeln zu können und damit zu leben,

dass der Verlust und die Trauer immer Begleiter sind und gleichzeitig leben zu wollen, das ist großartig.

Dafür bin ich meiner Mutter, trotz aller Krisen, die wir miteinander hatten, unendlich dankbar.

Kerstin


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion