Wirkt die Basistherapie wirklich? (Allgemeines)

Marc, (vor 2922 Tagen) @ W.W.

[Anmerkung des Hausmeisters: Maximale Bildgröße: 800 x 600, 600KB.
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Ich hab das jetzt so verlinkt, dass bei klick auf den Link die Grafiken extern angezeigt werden]

Danke!

PS: Hatte nicht sogar ein MS-Experte vom Ärztlichen Beirat der DMSG "errechnet", dass ein durchschnittlicher MS-Patient den Krankenkassen 60.000 € im Jahr kostet, und die Basistherapie nur 16.000€? Eine sehr dubiose Berechnung, die dann auch nur in einer untergeordneten Zeitschrift veröffentlicht wurde: European Journal of Neurology (die oft mit der renommierten NEUROLOGY verwechselt wird).

Ihre "dubiose" Berechnung baisert vermutlich auf einer Erhebung in 16 europäischen Ländern mit über 16.000 Teilnehmern zu den jährlichen wirtschaftlichen Gesamtkosten eines MS Betroffenen. Die Betrachtung war eigentlich noch spezifischer. Nämlich, daß die Kosten sich abhängig vom Zustand (EDSS Wert) veränderten.

Demnach "kosteten" "mild" Betroffene (EDSS <=3) 22,800€, "moderat" Betroffene (EDSS 4-6) 37,100€ und "schwer" Betroffene (EDSS >7) 57,500€ im Jahr im europäischen Schnitt. Deutschland liegt mit 27K€/40K€/60K€ p.a. als größere Volkswirtschaft deutlich über dem Schnitt.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5476197/figure/fig6-1352458517694432

Wesentliche Kostenfaktoren bei niedrigen EDSS Werten waren (wie zu erwarten) die Therapiekosten. Bei höheren EDSS Werten sind aber insbesondere die durch Berentung entstandenen Produktionsausfälle bzw. die Pflegekosten ausschlaggebend was auch zu höheren Gesamtkosten führte. Es bestand zudem eine klare Korrelation zwischen Berentung und EDSS Wert.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5476197/figure/fig5-1352458517694432/

Will heissen, alle Hebel, die zu einer Verzögerung der Berentung führen könnten, werden aus einer makroökonischen Sicht den möglichen Produktionsausfällen gegengerechnet. Wenn ein irrsinnig hoher, unverhältnismässiger Medikamentenpreis also aus einer käufmännischen Sicht absurd erscheint, ist dieser aus Rentensystemsicht zunächt begründet, solange es Studien gibt, die mit einer ausreichenden Signifikanz aufweisen können, dass der Eintritt von höheren EDSS Werten mittelfristig verzögert wurde. Solche Studien gibt es.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3335454/figure/F2/

Das sollte aber m.E. für ein deutsches Gesundheitssystem nicht bedeuten, dass jeder Preis gerechtfertigt wäre. Eine pharmazeutische Industrie wird niemals einen angemessenen Listenpreis anbieten sondern immer versuchen, den höchstmöglichen Gewinn herauszuschlagen. Andere Länder wie GB sind D in dieser Hinsicht deutlich überlegen, was entsprechend dort zu deutlich niedrigereren Kosten geführt hat wie zu ersehen ist.

Die individuelle Therapientscheidung sollte damit natürlich nie begündet werden können. Das bleibt die persönliche Entscheidung des Patenten und sollte eigentlichen unter Berücksichtigung von viel umfassenderen Kriterien getroffen werden.

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