die grundsätzliche Frage (Allgemeines)

Michael27, (vor 165 Tagen) @ Boggy

Ganz ohne Scherz: ich halte die Frage, welche Bedeutung das EBV für uns als Menschheit hat für sehr wichtig, gerade weil wir seit Millionen Jahren mit ihm in Co-Evolution leben.
Und diese Frage stellt sich besonders dann, wenn über die Ausschaltung des EBV per Impfung nachgedacht wird.

Gruß
Boggy

Das sehe ich genauso.

Ich zitiere mal aus der Übersetzung eines Kommentars von Michel Brahic zu dieser Thematik (Kommentar vom 19.1.2022 in Science zur Veröffentlichung der aufsehen-erregenden US-Militär-Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abj8222):

"EBV gibt es bei Primaten seit Millionen von Jahren. Tatsächlich kommen Affen-EBVs sowohl in der Alten als auch in der Neuen Welt vor und sind genetisch und funktionell eng miteinander und mit dem menschlichen EBV verwandt. Eine so lange Koevolution wird in der Regel wegen des gegenseitigen Nutzens aufrechterhalten. Der Nutzen für die Viren ist offensichtlich. Dank der effizienten Übertragung von der Mutter auf die Nachkommen durch den Speichel und der geringeren Pathogenität konnten sie in mehr als 90 % ihrer Wirtspopulationen lebenslange Infektionen verursachen. Was könnte der Nutzen für den Wirt sein? Alle EBVs infizieren naive B-Zellen und stimulieren deren Differenzierung zu Gedächtnis-B-Zellen. Dies ist höchstwahrscheinlich auf den starken Selektionsdruck zurückzuführen, der während der Evolution der Primaten durch Infektionen ausgeübt wurde. Eine gesunde Population von Gedächtnis-B-Zellen könnte für das Auftauchen des Menschen auf der Erde entscheidend gewesen sein. Wäre dies der Fall, könnte die Verhinderung einer EBV-Infektion durch einen Impfstoff dem Immunstatus der Geimpften abträglich sein. Im Zusammenhang mit der Entwicklung eines EBV-Impfstoffs könnte es wichtig sein, zu untersuchen, ob EBV-positive Gedächtnis-B-Zellen für den Menschen immer noch von Vorteil sind."

Michel Brahic ist ein französischer Virologe, der seit 2013 als Berater an der Stanford University tätig ist. Seine Doktorarbeit hat er 1968 geschrieben, dürfte jetzt also zumindest an die 80 Jahre alt sein.

Michael


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