Diverse Ergebnisse der Zwillingsstudie (Allgemeines)

Michael27, Samstag, 12. Oktober 2024, 16:11 (vor 30 Tagen) @ Boggy

Hallo Boggy,

ich freue mich immer wieder, Beiträge von dir zu lesen, weil da oft Interessantes dabei ist. Und weil ich persönlich die MS-Foren gern zum Austausch über neue Studien und Erkenntnisse nutze. Persönliche Probleme und Krisen trage ich lieber mit meinem direkten persönlichen Umfeld, also meiner Frau und engen Freunden, aus. Das hilft mir dafür viel mehr als ein Austausch im Internet. Aber da ist jede(r) anders gestrickt ...

Ich kann auch locker und lustig - aber hier sind mir einfach andere Aspekte wichtiger. Da kommt der neugierige Naturwissenschaftler in mir eher zu seinem Recht.

Diese Zwillingsstudie (eine Dauerstudie oder viele aneinander gehängte ?) gibt es ja seit vielen Jahren unter der Federführung von Lisa Ann Gerdes. Seit 2004 ist Frau Gerdes an der LMU in München. Außerdem sind die Unis in Saarbrücken, Wien und Zürich immer wieder beteiligt an der Zwillingsstudie.

In den letzten Wochen habe ich 3 neue Aspekte/Erkenntnisse der Zwillingsstudie gelesen:

1. Zur Thematik EBV & MS
2. Zu speziellen CD8-T-Zellen (Fortführung der EBV & MS - Studie)
3. Zu den MS-relevanten Darmbakterien

EBV & MS:
Hierzu gibt es die von Boggy erwähnte Studie der Uni Münster. Dazu findet sich eine - wie ich finde - sehr gute, weil einerseits fundierte, aber trotzdem allgemeinverständliche Pressemitteilung der Uni Münster:
https://www.medizin.uni-muenster.de/fakultaet/news/multiple-sklerose-analysen-aus-muens...

An der Münsteraner Studie nahmen 1.395 MS-Patienten, 887 Kontrollpersonen und später 35 eineiige Zwillingspaare teil. Den Link zur Studie hat Boggy ja schon eingestellt.


CD8-T-Zellen:
Die bei der Münsteraner Studie als auffällig gefundenen speziellen T-Zellen waren sog. CD8-T-Zellen. Nach der Münsteraner Studie vom Sommer 2022 hat sich eine Gruppe um Frau Gerdes an der LMU München vertieft dieser Thematik gewidmet. Leiter dieser Studie war Herr Kavaka. Er brachte im September 2024 einen Bericht in "Science Immunology" heraus:
https://www.science.org/doi/10.1126/sciimmunol.adj8094

Dazu gibt es auch eine Pressemitteilung der LMU München:
https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/multiple-sklerose-fruehwarnzeichen-i...

Darin heisst es:
"Besonders bemerkenswert ist nach Ansicht der Autoren, dass dieselben CD8-T-Zellen nicht nur bei Menschen mit bereits diagnostizierter MS auftraten: Sie fanden sich auch bei Personen, die noch keine eindeutigen klinischen Symptome zeigen, bei denen es aber Anzeichen für eine subklinische Neuroinflammation gibt – also Entzündungen, die keine klinischen Symptome verursachen. Das deutet darauf hin, dass diese Zellen bereits in den frühesten Phasen der Erkrankung eine Rolle spielen könnten – wahrscheinlich lange bevor MS diagnostiziert werden kann."

Damit dürfte meiner Meinung nach das Henne-Ei-Problem gelöst sein: EBV vor MS.


MS-relevante Darmbakterien:
Hier steht auf Seite 23 der DMSG-Zeitschrift "aktiv!", wo es um eine neue Förderung des Zwillingsprojekts von Frau Gerdes durch die DMSG geht (vorher auch Förderungen durch Hertie-Stiftung und andere):
"In den erkrankten Mäusen ließ sich der Kreis der möglicherweise für den Ausbruch der MS verantwortlichen Bakterien (Eisenbergiella tayi und Lachnoclostridium) deutlich einengen. Mit diesem Wissen konnten wir dann mit erweiterten Analysen in mehr als 250 Stuhlproben von Teilnehmern der MS TWIN STUDY die gleichen Kandidaten identifizieren."

Dabei handelt es sich um 2 Bakterien(arten), die im Dünndarm (!) vorkommen, nicht im Dickdarm.


Dieser letzte Punkt zu den Bakterien hat nichts mit der EBV-Thematik zu tun. Er wurde jedoch auch über die Zwillingsstudie verifiziert - und ich finde das Ergebnis sehr interessant: Eingrenzung der Darm-Mikrobiom-Problematik bei MS auf 2 Bakterien(arten) !

Michael


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