Ergänzungen zu Tryptophan (Allgemeines)
Noch ein paar Infos zu Tryptophan, die ich interessant finde, auch wenn sie aufgrund mangelnden Wissens vorläufig keine praktische Bedeutung haben. Die Forschung, wie sich Tryptophan auf die MS auswirkt, steckt sicher noch in den Kinderschuhen. Trotzdem ist schon einiges mehr über Tryptophan (Trp) bekannt, als nur die Wirkung auf die Darmflora von Mäusen. Abgesehen davon, dass Trp als Baustein für die Synthese von Serotonin und Melatonin dient, hat es (eigentlich seine Abbauprodukte) einen großen Einfluss auf das Immunsystem und eine Schlüsselstellung bei der Abwehr von Protozoen, Bakterien und Viren.
Der Körper wendet den Abbau von Tryptophan wie ein „zweischneidiges Schwert“ an: einerseits um Bakterien und Viren auszuhungern, ihnen Tryptophan als Nahrungsquelle zu entziehen, andererseits um durch die dabei entstehenden Abbauprodukte eine Immunsuppression zu erreichen, welche die Krankheit mit den „nicht vernichteten, nach dem Angriff durch das Immunsystem“ übrig bleibenden“ Bakterien oder Viren in einer Art Balance hält (latente Infektion). Die Doppelrolle, die das Trp spielt, macht das Ganze kompliziert.
Der Abbau von Trp wird durch Interferon Gamma getriggert. Bei einer Infektion produziert der Körper vermehrt Interferon Gamma, welches unter anderem den Abbau von Trp einleitet. Das passiert zum Beispiel auch bei einer Infektion mit bestimmten Herpesviren, u.a. mit Epstein Barr Virus. Der Abbau von Trp führt u.a. zu Krankheitsgefühl und dem Gefühl starker Erschöpfung oder Müdigkeit, wie es nachgewiesen ist bei dem Chronic Fatigue Syndrome. Oder wie sie (die Erschöpfung) nach einem überstandenen Pfeifferschen Drüsenfieber durch EBV noch jahrelang nach der überstandenen Infektion bestehen kann.
Ich kann nicht sagen, dass ich die Zusammenhänge vollkommen verstehe, aber mir scheint das Tryptophan eine wichtige Rolle bei der Krankheitsbekämpfung in Zusammenhang mit Viren zu spielen und es könnte tatsächlich eine Bedeutung für die MS haben. Praktische Konsequenzen hat das wohl erstmal nicht. Und geklärt ist auch nicht die Frage, ob es nun besser ist, mehr oder weniger Tryptophan zu haben. Die Erfahrung hat ja gezeigt, dass die Verabreichung von Interferon Gamma, welches das Trp abbaut, die MS verschlechtert. Wenn man allerdings gar kein Tryptophan hätte, das abgebaut werden kann, würde es anders aussehen. Andererseits ist Tryptophan eine essentielle Aminosäure, man braucht es. Also, verwickelt. Ich blicke jedenfalls noch nicht durch. Vielleicht gibt es ja einen Gegenspieler zu Tryptophan, so wie die Aminosäure Lysin ein Gegenspieler der Aminosäure Arginin bei der Bekämpfung von Herpes simplex Infektionen ist.
Quelle: Tryptophan Catabolism in Chronic Viral Infections
Wiggi