unauflösbar ... (Therapien)
- Ob eine MS günstig oder ungünstiger verläuft, ist kein Zufall, sondern ist auf eine komplizierte Weise mit der Lebenssituation verknüpft."
"Heinrich! Mir grauts vor Dir!"
Nach meiner Ansicht führt ein solcher Satz MS-Patienten in Teufels' Küche.
Ja, ja, ich weiß, das ist ein ewiger, offenbar unauflösbarer Disput, zwischen uns, aber auch zwischen mir und anderen Foristen.Niemand weiß das wirklich!
Die MS ist immer noch ungeklärt.Und wenn Sie nicht konkret werden können: was denn ein Patient unter welchen Umständen, wann und wo tatsächlich TUN muß, dann führt das in die Irre.
Lieber Boggy,
weil ich jedesmal allergisch reagiere, wenn mir jemand vorwirft, ich sei zu wenig konkret, hier der Text zu 3 Beispielen:
Drei Beispiele
Eine 37jährige Lehrerin hat seit fünf Jahren eine MS. Sie berichtet, dass sie im letzten Jahr sechs und in diesem Jahr bereits fünf Schübe erlitten habe. Auf die Frage, wie genau sich die letzten Schübe bemerkbar gemacht hätten, berichtet sie, eigentlich sei es immer dasselbe: Es beginne damit, dass sie Gefühlsstörungen im rechten Bein bekomme. Gleichzeitig werde es schwer wie Blei und außerdem verspüre sie ein Druckgefühl unterhalb des rechten Rippenbogens. Es stellt sich heraus, dass ihre MS auch mit derselben Symptomatik begonnen hat. Die Kernspintomographie zeigt nur einen Herd im Rückenmark und etwa ein halbes Dutzend winzige Herde im Gehirn. Ihre Neurologin drängt sie, eine Behandlung mit Beta-Interferonen zu beginnen.
Man könnte meinen, die Häufigkeit der Schübe sei ein eindeutiges Kriterium für die Aufnahme einer Beta-Interferon-Therapie. Aber es fällt auf, dass die Patientin immer wieder über dieselben Symptome klagt. Auch zeigt eine Kontrolle des Kernspintomogramms keine neuen Herde. Trotz der scheinbar hohen Schubrate wird also im vorliegenden Fall eine Beta-Interferon-Behandlung nicht empfohlen, weil die Krankheitsaktivität sehr gering ist.
Bei einer 28jährigen Bankangestellten ist seit zwei Jahren eine MS bekannt. Jetzt hat sie nach einem Indienaufenthalt einen zweiten Schub erlitten, nachdem sie an einer anstrengenden Bergwanderung in Katmandu teilgenommen hatte. Vorher hatte sie sich gegen Hepatitis B impfen lassen. Sie wollte sich und ihrem Freund zeigen, dass ihr die MS nichts anhaben könne. Im Krankenhaus habe ihr der Chefarzt im Beisein von ihrem Freund gesagt, wenn sie sich nicht mit Beta-Interferonen behandeln lasse, müsse sie damit rechnen, dass die Krankheit weiter fortschreite.
Man kann auch eine andere Ansicht vertreten. Die Patientin hat sich unvernünftig verhalten. Sie hat den zweiten Schub geradezu provoziert, indem sie nicht nur in ein Land mit hohen Temperaturen gereist ist, sondern sich auch noch zusätzlich einer immensen körperlichen Strapaze unterzogen hat. Außerdem meine ich, dass man als MS-Betroffener auf Auslandsreisen, die eines Impfschutzes bedürfen, lieber verzichten soll. Hier steht also eine Vermeidung auslösender Faktoren vor einer medikamentösen Behandlung.
Eine 17jährige Schülerin ist vor wenigen Wochen akut mit Doppelbildern, Drehschwindel und einer Ataxie erkrankt. Im Gehirn finden sich viele, zum Teil sehr ausgedehnte Marklagerherde, von denen sich einige auf den T1-betonten Bildern hypointens, d.h. dunkel darstellen. Kleinhirn und Hirnstamm sind mitbetroffen.
Eine Beta-Interferon-Therapie muss dringend diskutiert werden. Eventuell sollte sogar gleich eine Stufe weiter gegangen und eine Mitoxantron-Behandlung eingeleitet werden. Davon wird im nächsten Kapitel die Rede sein.
W.W.