Hallo Hope,

zunächst mal herzliche Glückwünsche zu Deiner multiplen Besserung. Auch ich hab mich in meiner schubförmig-remittierenden Phase über Remissionen gefreut...

Und freu mich heutzutage (der ich schon lang in der sog. Progredienz bin) drüber, wenn ich in Teilbereichen eine Besserung oder Stabilisierung oder Erweiterung meines Spielraums erlebe.

Diese haben dann meist eher mit mehr Initiative meinerseits, mehr Zuvertrauen oder Unternehmungsgeist, mehr 'Traute' zu tun - oder mit Gewöhnung an Defizite und Strategien, jene zu umgehen, und mitunter in begrenztem Umfang mit 'Training'.

Ich hätte z.B. nie gedacht, dass ich in der Lage sein würde, in der Hippotherapie immer mal wieder - und manchmal mehrere Runden hintereinander - mit herabhängenden Armen, also ohne Festhalten am Gurtgriff, ohne Sattel auf Pferdedecke sitzend zu 'reiten'.

Hab viele Möglichkeiten einer Therapie, auch der sog. komplementärmedizinischen, für mich versucht. Und niemals den Eindruck gewonnen, dass mir das Zuführen, Weglassen oder Ergänzen von Stoffen i.w.S. bezüglich meines MS-Verlaufs irgendwie weitergeholfen hätte.

Mit einer Ausnahme: als ich einmal wegen einer Borreliose im Frühstadium / Erythema migrans (da hatte ich meine MS schon seit 30 Jahren) Doxycyclin einnahm, ging es mir in der dreiwöchigen Einnahmephase immer (sorry) dreckiger und elender.

Ich versteh nix von Neuroborreliose, meine jedoch zu ahnen, dass die angeblich so strengen Unterschiede zwischen MS und Neuroborreliose weniger scharf trennbar sein könnten als von den Epigonen der Autoimmunhypothese behauptet. Vor allem, wenn man von verschiedenen MS-Typen ausgeht.

Meine eindeutige Verschlechterung unter jener Therapie der 'frischen' Borreliose wäre dann evtl als ungenügende und im Übrigen zu späte Behandlung der 'alten' Neuroborreliose zu sehen, wenn man denn meine MS als solche auffassen wollte (Stichwort Herxheimer-Reaktion).

Insofern seh ich die Ergebnisse der drüben im DMSG-Forum von chen-man zitierten kanadischen Studie mit einem gewissen theoretischen Interesse.

Lieber WW, ich weiß, Sie sind ein Gegner der MS-Neuroborreliose-Theorien. Jedenfalls als Psychosomatik-Anhänger, als Romanautor, Romantiker und Liebhaber Thomas Manns, des Zauberbergs und der zur Biographie passenden Tbc…

Vielleicht mögen Sie ja mal Ihre über meine obigen humorvoll gemeinten Unterstellungen hinausgehenden Beweggründe erklären.

LG, jerry

P.S.: persönlich bin ich nicht mehr auf der Suche nach rettenden Strohhalmen, sondern mit ‚Coping‘ beschäftigt, akzeptiere meine Situation und genieße alles, was da genießbar ist. Und das ist gar so Einiges