Kennt jemand Heilung persönlich? (Allgemeines)
sich von ganz unten wieder hocharbeiten kann (wenn die Sterne günstig stehn, man sein Leben umdenkt, neu anfängt [und noch nicht alles kaputt ist]).
Von Allein geht das nicht und nur mit "Basistherapie und/oder Kortison" geht das wohl auch nicht!
Ich erinnere mich an eine junge Frau (nennen wir sie Anna), die ich '99 über eine MS-Mailingliste kennenlernte.
27 Jahre alt, ausnehmend schön, fast wie eine Prinzessin wirkte sie, als ich sie das erste mal live in der MSK sah. Anna ging am Stock, hatte Glück, dass ihre Wohnung so klein und vollgestellt war, dass sie sich zuhause ohne Stöcke fortbewegen konnte.
Anna hat im Jahr 2000 [in der Liste und am Telefon] gejubelt, dass sie das neu eingeführte Avon ex bekommt, hat allen Versprechungen und Hoffnungen zu dem Thema geglaubt.
Brav und tapfer hat sie gespritzt und gehofft und trotzdem blieben die Schübe nicht aus und jeder Schub war für das Mädel ein Drama (warum denn schon wieder, ich hab doch brav gespritzt //und die Nebenwirkungen ertragen).
Darüber Nachdenken war verboten!
"Das ist das Neuste Medikament, das wird mir helfen"
Über die Jahre hat Anna sich verändert, depressive Nebenwirkungen stehen mittlerweile auch schon im Beipackzettel. Ihr Gleichgewichtsempfinden verändert sich so, dass sei nicht mehr mit einem normalem Rad fahren konnte.
Da sie mit 27 schon! verrentet war (das ging damals ratzfatz) bezog sie ergänzende Sozialhilfe (sinngemäß, ich weiss nicht mehr was das damals für ein offizieller Begriff war)
So hat sie dann ca. 2005 von einer Stiftung Unterstützung (oder gar die ganze Summe) zum Kauf eines Dreirades bekommen.
2007/08 (ca.) setzte sie Avo nex ab.
Zunehmend besserte sich ihr Gesundheits- und Gemütszustand.
Und eines Tages (2009), als wir mal wieder telefonierten (kann an ihrem Geburtstag im Sommer gewesen sein) verriet sie mir, dass sie meinte, dass ihr Gleichgewicht sich wieder gebessert habe.
Sie wolle mal wieder ein normales Fahrrad probieren, mal testen, ob das noch geht. So ein Dreirad ist ja auch ziemlich schwer und kostet ohne Motor einiges an Kraft.
Kaufen könne sie allerdings keines (Rente, Sozialhilfe etc.)
Da hab ich dann bei uns auf der Gemeinde im Fundamt nachgefragt, da wurde tatsächlich auch 4 Wochen später ein Rad frei gegeben, der Finder beanspruchte es nicht. Mein Sohn machte ne neue Kette drauf (Danke nochmals), meine Frau brachte das Rad mit dem Auto zu ihr (auch Danke im Namen von Anna).
Ich fuhr mit meinem Rad hinterher um dann mit Anna auf dem Volksfestplatz (autofrei) altes Können aufzufrischen.
Im ersten Moment, dachte ich:
- "nee, oder, was haste dir da angetan!"
- "Das wird doch nie was!"
- "Die kannste doch nicht allein fahren lassen!"
Es war ein sehr langer und kraftraubender Nachmittag, am Abend hatte ich aber ein gutes Gefühl. Sie fuhr ab dann mit dem Rad zur Physio (Bobath!), zum Einkaufen und ab und zu machten wir auch gemeinsam kleine Radtouren.
Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann (ja, sie hat als "unheilbar Kranke" einen Gesunden gefunden) und dem Fahrrad im Ausland, kann nach eigenem Bekunden auch "einhändig fahren" zum Zeichen geben (so wie Hope uns auch von seinen Trainingsfortschritten kündet).
Das war alles vor Sven, und vor ALA und vor Tysabri und und und . . .
Aber der Weg war ganz ähnlich.
Heilung?
Besserung?
Stabilität?
PS: Die MS war klinisch manifestiert, mehrere Spezialisten hatten da viel Papier dazu geschrieben und ganz tolle Beweisaufnahmen (MRTs) dazu gemacht.
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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)
Sisyphos hatte es auch nicht leicht