Heilsames - Thich Nhat Hanh (Straßencafé)

Boggy, Freitag, 09.06.2023, 14:18 (vor 321 Tagen) @ Boggy

Nachdem ich durch Zufall auf Tinna Tinhs musikalische Fassung des "Hannya Shingyo" auf Youtube gestoßen bin, habe ich da noch ein bißchen mehr geblättert und habe ein weiteres Video gefunden, das mir gerade gut tut und mir hilft, in einer schwierigen Lebenssituation.

Es ist, was in Englisch ein "chant" genannt wird, und für mich ist die beste Übersetzung dazu: ein rezitativer Gesang.
In diesem Fall mit dem vor noch gar nicht langer Zeit verstorbenen vietnamesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh.

Es wird der Name des Bodhisattva Avalokiteshvara rezitiert, der Bodhisattva des Mitgefühls. Bodhisattvas sind im buddhistischen Verständnis Buddhas, die in der Welt bleiben, um den leidenden Wesen zu helfen.

"Namo Avalokiteshvara"

https://www.youtube.com/watch?v=ntBfYFFlbV8

Es gibt eine ausführliche Erläuterung zu "Namo Avalokiteshvara" durch Thich Nhat Hanh, allerdings in Englisch. Ich werde ein paar Auszüge übersetzen.

Gruß
Boggy

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https://plumvillage.app/listening-to-namo-avalokiteshvara/

"Wir werden heute mit dem Chanten beginnen. Und jeder ist eingeladen, sich an der Praxis des Zuhörens zu beteiligen. Die Mönche werden den Namen von Avalokiteshvara chanten.
Avalokiteshvara ist der Name eines erleuchteten Wesens, das es versteht, auf das Leiden in sich selbst und das Leiden in der Welt zu hören.
Dies ist eine sehr tiefe Übung.
(....)

Avalokiteshvara ist die Art von Bodhisattva, die auf das Zuhören spezialisiert ist.
Zuerst geht er zu sich selbst zurück und hört auf das Leiden in seinem Inneren. Wenn er auf das Leiden in seinem Inneren hört, kann er das Leiden seiner Eltern, seiner Vorfahren und gleichzeitig das Leiden anderer Menschen in der Gesellschaft verstehen.
(...)

Die Praxis, dem Leiden zuzuhören, gibt dem Mitgefühl eine Chance, zu entstehen. Wenn Mitgefühl aufkommt, fühlt man sich besser und leidet weniger. Das kann sehr schnell geschehen. Das ist die Praxis der Achtsamkeit gegenüber dem Leiden. Du bist achtsam gegenüber deinem eigenen Leiden. Du bist achtsam für das Leiden der anderen Person. Du bist achtsam für das Leiden der Welt. Achtsamkeit gegenüber dem Leiden bringt Mitgefühl und Verständnis.
(...)

Wenn wir sitzen und zuhören, können wir genau dasselbe tun. Wir müssen nicht laut rezitieren. Wir folgen unserem Ein- und Ausatmen, und wir kehren zu uns selbst zurück. Wir haben keine Angst davor, mit dem Leiden im Inneren in Berührung zu kommen. Wir erlauben uns, unser eigenes Leiden zu umarmen.
(...)

Öffnen wir unseren Körper und lassen wir die Energie der Achtsamkeit und des Mitgefühls in unseren Körper eindringen. Das können wir tun. Und wenn wir das tun können, dann wird ein paar Minuten später eine Veränderung eintreten. Die Anspannung in unserem Körper, der Schmerz in unserem Körper wird verschwinden. Weil wir unserem Körper und unserem Geist erlauben, von der kollektiven Energie der Achtsamkeit und des Mitgefühls, die durch das Chanten erzeugt wird, umarmt zu werden.
(...)
In unserem Körper gibt es Spannungen und Schmerzen. Wenn wir unserem Körper erlauben, sich von der Energie der Achtsamkeit und des Mitgefühls umarmen zu lassen, können wir die Verspannungen lösen und die Schmerzen sehr leicht in nur wenigen Minuten lindern. Und wir werden uns nach ein paar Minuten des Zuhörens viel besser fühlen. Zuhören, fühlen und nicht denken."

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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


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