aktuelle Ergänzung (Allgemeines)

Boggy, Dienstag, 13.12.2022, 13:02 (vor 500 Tagen) @ Boggy

Dies ist wirklich nur für diejenigen, die tatsächlich Achtsamkeitspraxis in ihr Leben einschließen, weil es für sie bedeutsam ist.
Mit lief gerade eine Seminarbeschreibung eines DMSG-Seminars mit demThema "MBSR - Die Kraft der Achtsamkeit" über den Weg, und ich finde da mißverständliche Formulierungen, die Achsamkeit beim Textverfassen vermissen lassen - was problematisch ist.

MBSR = Mindfulness Based Stress Reduction, nach Kabat-Zinn.

Da heißt es:
"Achtsamkeit bedeutet (...) Sensitivität für uns selbst zu entwickeln, indem wir freundlich unsere Grenzen akzeptieren [genau genommen heißt Achtsamkeitspraxis Grenzen 1. zu erkennen (!) und dann 2. sie zu akzeptieren - zumindest für genau den Moment]"

und weiter:
"und nichts anders haben wollen, als es im Moment ist. Egal ob angenehm oder unangenehm."
Das ist höchst mißverständlich formuliert, es sei denn, die Kursleiterin meint es wirklich so.
ABER: es stimmt so nicht:
Selbstverständlich DARF ich es anders haben wollen als es ist! Ich DARF selbstverständlich meine Grenzen erkennen und mir wünschen, daß es anders wäre, besonders, wenn es unangenehm ist.

Der Fehler liegt im Verständnis von Achtsamkeit als bewußtem Wahrnehmen dessen was JETZT ist. Achtsamkeit/Meditationsbewußtsein/Bewußtheit ist ein Zur-Kenntnis-nehmen.
Aha, dies ist meine Grenze. Jetzt, hier.
Nicht mehr. Nicht weniger.

Dies ist dies.

Was ich will oder nicht will, was mir gefällt oder nicht gefällt, taucht hier gar nicht auf. Das ist das, was mit Nicht-bewertend in bezug auf das, was in meinem Bewußtsein auftaucht, wessen ich mir bewußt werde, gemeint ist.

U.U. werde ich mir im nächsten Moment eines Gefühl von "das ist unangenehm" bewußt. Dann nehme ich das zur Kenntnis: Aha, dies ist ein Gefühl.

Und als nächstes:
Aha, ich bewerte meine Grenze mit dem Gefühl "unangenehm". Das ist alles völlig in Ordnung, alles völlig stimmig im Rahmen von Achtsamkeitspraxis/Meditation.

Ich darf das, was ich erlebe, das, was mir geschieht, selbstverständlich mögen oder nicht. Ich darf und soll - finde ich - sogar, etwas, das ich nicht mag, ändern wollen. Dem widerspricht Achtsamkeitspraxis/Meditation - richtig verstanden - überhaupt nicht.

Im Rahmen der Achtsamkeitspraxis ist das nur ein weiterer Schritt, eine weiteres Jetzt-hier, vielleicht im Sinne eines Entschlusses, dessen ich mir nun bewußt werde: Aha, dies ist ein Entschluß ....

Problematisch wird es, wenn ich auf etwas bestehen will, das die Wirklichkeit nicht hergibt.
....

Das ist nicht einfach in Worte zu fassen, speziell nicht in ein paar wenige. Und es mag kleinlich klingen; aber vielleicht konnte ich die Unterschiede wenigstes etwas deutlich machen.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.


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