Ob evangelisch oder katholisch: Das ist im Grunde doch dasselbe! Beide sind Christen! (Straßencafé)

W.W. @, Mittwoch, 03.03.2021, 09:57 (vor 1121 Tagen)

Nachdem ich den Eindruck gewonnen hatte, es sei mir übelgenommen worden, Religion und MS in einen Topf zu werfen, habe ich zunächst einmal zu diesem Thema geschwiegen. Aber der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf. Es leuchtet mir natürlich zunächst einmal ein, dass beide Gruppierungen Christen sind, die sich von Juden und Moslems unterscheiden. Aber wenn sich im Grunde genommen Evangelen und Katholen so sehr ähnlich sind, warum können sie nicht wieder zusammenkommen?

Aber die Grundannahme scheint zunächst einmal zu sein, Evangelen und Katholen sind sich so ähnlich, dass wir sie in die gemeinsame Schublade "Christen" packen können. Aber vielleicht sind sie sich ja viel weniger ähnlich, als wir denken??? Eventuell sind sie sich sogar in verschiedener Hinsicht spinnefeind? Wenn man grob davon ausgeht, dass 1/3 der Deutschen evangelisch, 1/3 katholisch und 1/3 unreligiös sind, dann sind die Gruppen ziemlich groß.

Wenn es einen Unterschied gäbe, dass katholisch erzogene Menschen seltener an MS erkrankten als evangelisch erzogene, dann müssten die Zahlen das eigentlich ausweisen. Wenn sich allerdings herausstellen sollte, beide Konfessionen seien etwa in gleicher Häufigkeit betroffen, dann wäre das ein starkes Argument dafür, dass das Entstehen einer MS nichts mit der Religion zu tun hat, mit der man aufgewachsen ist.

Es wäre auch ein starkes Argument gegen die Ansicht, das Auftreten eines MS habe etwas mit unserer "Lebensweise" zu tun.

Nun gibt es - meines Wissens nach - solche Untersuchungen nicht, weil sie von der Allgemeinheit als unsinnig angesehen werden (so, als wolle man die Schuhgröße mit dem Jahresgehalt korrelieren). Warum eigentlich nicht? Weil wir seit Jahrzehnten in einer Zeit leben, in der unsere religiöse Ausrichtung keinen Einfluss mehr auf unseren Lebensstil hat? Oder weil wir annehmen, dass die MS eine biologische Ursache hat, die völlig unabhängig ist von psychosozialen Ursachen? Könnte es sich dabei nicht um ein Vorurteil handeln?

Ich habe den Eindruck, dass das Evangelische und das Katholische sich mehr voneinander unterscheiden, als gemeinhin zugegeben wird: Wie man zur Erbsünde steht? Zur Willensfreiheit? Zur Erlösung? Zum Gebet an Mutter Maria?

Sollte sich herausstellen, dass, wenn man 10.000 Menschen untersucht, die sich zu ihrer evangelischen Religion bekennen, und 10.000 Menschen, die sich zu ihrer katholischen Religion bekennen, und die unberücksichtigt lässt, die keine eindeutige Präferenz haben, dann müsste sich ein signifikanter Unterschied zeigen, wenn die Religionszugehörigkeit einen Einfluss auf das Risiko hätte, an MS zu erkranken. Wenn das nicht der Fall wäre, müsste man eher davon ausgehen, dass die Häufigkeit des Auftretens der MS eher biologische (genetische) Gründe hätte.

Ehrlich gesagt, finde ich es interessant, dass bisher nicht ernsthaft darüber nachgedacht worden ist. Als sei es eine abstruse Idee, die so abstrus sei, dass sie keiner Untersuchung bedürfe, während es doch z.B. untersucht wurde, ob Menschen mit MS mehr Zucker zu sich nehmen als Menschen ohne MS.

Ich glaube also, dass zwischen psychosozialen und biologischen Ursachen zu sehr die biologischen berücksichtigt werden, weil sie besser messbar sind. Vielleicht ist es so, dass die Forscher am liebsten dort unter der Straßenlaterne suchen, wo das Licht am hellsten ist?

W.W.


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