Über eine heilige Kuh (Allgemeines)

W.W. @, Donnerstag, 06.06.2019, 09:48 (vor 1778 Tagen)

Wir scheinen sehr wenig über die MS zu wissen.:-( Gibt es Dinge bei der MS, die so unzweifelhaft feststehen, wie dass die MS in Schüben verläuft?

Nein, denn schon gleich kommt der Einwand, dass das ja wegen der primär progredienten MS (PPMS) auch nicht so ganz sicher sei, obwohl es Stimmen gibt, die behaupten, auch die PPMS verlaufe vermutlich in Schüben, die man aber übersehen habe.

Sie sehen: Noch nicht einmal das Schubförmige der MS gilt als sicher. Und auch nicht, dass es sich um eine Entzündungskrankheit handelt! Manche sagen, die Entzündungszeichen erweckten einen falschen Eindruck. Sie seien sekundär. Primär sei ein Gewebeuntergang wie übrigens auch beim Hirninfarkt, die Lymphozyten seien also Zellen, die das untergegangene Gewebe wegräumen und lange Zeit als Entzündungszellen verkannt worden seien.

Bleibt also die Annahme, dass die MS eine Krankheit des ZNS sei. Davon kenne ich wirklich keine Ausnahme - mit der einzigen Einschränkung, dass die Trigeminusneuralgie als MS-Symptom eine merkwürdige Rolle spielt.

ES ist also schwierig, etwas Gesichertes über die MS zu sagen und das 150 Jahre nach ihrer Erstbeschreibung. Aber vielleicht können wir uns ja doch auf eine zweite Aussage einigen: Cortison hat keinen Einfluss auf den Verlauf der MS!

Auch hier muss man wieder differenzieren. Besser müsste man sagen: Cortison hat keinen Einfluss auf den Langzeitverlauf der MS. Denn es kann schon zu einer Verkürzung des Schubes führen oder zu einem Wiederaufflackern, wenn man zu früh absetzt. Aber für den Langzeitverlauf ist es egal, ob sie jeden Schub mit Cortison behandeln oder mit Aloe vera: Das Endergebnis ist dasselbe!

Und es ist auch egal, ob man Cortison infundiert oder oral gibt!

Wenn das also so ist, warum behandelt man dann nahezu reflexhaft jeden MS-Schub mit Cortison? Und zwar mit unglaublich hohen Dosen? Gibt es keine Ärzte, die schreien: "Stoppt diesen Wahnsinn!"?

W.W.

PS: Um den Text möglichst einfach zu halten, habe ich vereinfachend von Cortison gesprochen und halte mich aus der Diskussion Cortisol, Hydrocortison, Prednisolon und Dexamethason heraus.

PPS: Gibt es eigentlich im Ärztlichen Beirat der DMSG Ärzte, die den Nutzen von Cortison im MS-Schub öffentlich in Frage stellen? Oder ist das eine heilige Kuh? Anders gefragt: Wie würde sich ein Neurologe in der Praxis oder in der Klinik verhalten, wenn ein Patient eine Cortisonbehandlung im frischen Schub ablehnt? Würde er mit dem Kopf schütteln? Oder sagen: "Sicherheitshalber sollten wir es doch tun!" Und würden nicht auch die Betroffenen denken: "So viele MS-Experten können sich doch nicht irren?!"

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Kortison


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