Aggression und Lebensfreude (Allgemeines)
Ich stelle dies zur Diskussion, weil ich es interessant und vielfach für wichtig finde, und glaube, auch bei Schlafstörungen, Depression, Lebensunlust, Langeweile, Rückzug, könnte es hilfreich sein. Zudem würde ich mich über weitere Anregungen, Ideen gerade auch von MS-Betroffenen hier freuen, zumal MS-Betroffene ja häufig damit konfrontiert sind, sich selbst schon viel zu aggressiv und schlecht zu behandeln, unsere Lebensführung würde eben eine große Rolle spielen, MS und Schübe zumindest einem psychosomatischen Anteil gehorchen, was ich für eine höchst gefährliche und lebensfeindliche Erzählung erachte.
Falls sich also vielleicht doch hier oder da jemand wie ich mir selbst die abenteuerliche Frage stellt, wie angesichts der eigenen MS, all der heftigen realen oder bedrohlichen Einschränkungen und Erlebnisse noch meine eigene Lebensfreude erhalten oder wieder aufrichten kann, anbei ein paar Zitate aus einem Artikel, aus der ich oder der/die geneigte LeserIn möglicherweise sehr hilfreiche Anregungen (eine Leitlinie?) zu ziehen vermag, sofern sie/er/ wir es denn vermöchte(n).
Lebensfreude ohne Leidenschaft und ohne Aggression, ohne entsprechende Selbstbehauptung, Individualität, mit übertriebener Beißhemmung, und ohne eigenen "kritischen Stachel" - für mich quasi undenkbar.
Nun also die Zitate:
Aggression ist eine Kraft, die der Selbstbehauptung des Individuums in der Welt dient und ohne die wir weder geboren würden noch leben könnten. Zugleich trifft das Wort auf negative Assoziationen, die Aggression begrifflich und inhaltlich mit dem Bösen in der Welt und im Menschen gleichsetzen. Wer gegen „Aggression“ ist, ist scheinbar für das „Gute“. Dies ist kurzsichtig und kurz gegriffen, engt zudem den Umgang mit Aggressivität gefährlich ein.
Ich folge hier dem Versuch, „Aggression“ im erstgenannten, lebenserhaltenden Sinne zu verstehen und zusammen mit den Begriffen „Leidenschaft“, „frühe Kindheit“ und „Tabuisierung“ in einen Zusammenhang mit dem Thema „Generativität“ zu stellen.
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Jeder offensichtliche Ausdruck von Destruktivität, Vernichtungswillen, Wut oder Kampfbereitschaft (wird) im Interesse der zivilen Ordnung unterdrückt. Auch das Gefühl der Wut wird blockiert und sogar verdrängt. Die Menschen sind empfindsam, tolerant, höflich und kooperativ, während sie sich herumschubsen lassen. Aber die Anlässe für Wut sind keineswegs geringer. Im Gegenteil, ( ….) Ständig wird kleiner Ärger erzeugt, der sich nie Luft verschafft; große Wut, die mit großem Engagement einhergeht, wird verdrängt.“ 1 So schreibt Fritz Perls 1951 in seinem Buch über die gefährdeten „Grundlagen der Lebensfreude“.
Wo überall " erkennen wir die Hemmung der Aggressionslust als eine Ursache psychischer Wachstumsblockaden, - wenn wir beginnen, uns zu langweilen, wenn es eintönig wird. Wenn an den Grenzen der beteiligten Ichs gar keine Funken mehr sprühen. Ohne die Aggressionslust, wenn man nicht zupacken, zubeißen, angreifen, festhalten, durchsetzen kann, wie soll sich dann ein Ich etablieren, sicher fühlen können und aus der Sicherheit und Abgegrenztheit heraus dann auch „leidenschaftlich“ werden können?"
Wie kann ich angesichts der Verunsicherung durch die MS also weiter möglichst lebendig und mutig bleiben? Erstmal die Gefahr erkennen.
Das kindliche (oder MS belastete) " Ich... fällt schnell um. Selbstbehauptung ist umso wichtiger und wird andauernd am Gegenüber befragt und kann ja im Zustand vollkommener Ausgeliefertheit und in phantastischer Verkennung der Realität vom Anderen quasi nur appellierend gewünscht werden: „Mach mir bitte nicht zu drastisch klar, dass Ich nichts kann, wehrlos bin.“"
Aber es gibt Hoffnung 
(siehe Teil 2)