MS, und es ist doch EBV (Allgemeines)

W.W. @, Donnerstag, 13.01.2022, 23:12 (vor 826 Tagen) @ agno

Ich schrieb dazu 2018:

Warum ist das Epstein-Barr-Virus so verdächtig?

Neben dem Masern- und Staupevirus sind nahezu alle Viren und Bakterien verdächtigt worden, die Ursache der MS zu sein – sogar der Tuberkelbazillus und der Syphiliserreger. Eine besonders heiße Spur führt zum Epstein-Barr-Virus (EBV). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren und ist weitverbreitet. 85-95% der Normalbevölkerung sollen infiziert sein.1 In der Kindheit läuft die Infektion üblicherweise unbemerkt ab, kann aber in der Pubertät als Pfeiffersches Drüsenfieber mit Fieber, eitriger Angina und allgemeiner Lymphknotenschwellung in Erscheinung treten. Da das Virus am häufigsten von Mund zu Mund übertragen wird, wird die Krankheit auch als „Kussfieber“ bezeichnet.

Aus vier Gründen steht das EBV auf der Liste der Verdächtigen ganz oben: Erstens soll es keinen MS-Betroffenen geben, der keine Antikörper gegen das EBV im Blut hat. Man sagt, ein berühmter amerikanischer Neurologe habe dem, der ihm einen Patienten mit sicherer MS ohne EBV-Antikörper im Blut präsentiere, eine Kiste besten schottischen Whiskys versprochen.

Zweitens ist die Wahrscheinlichkeit, an einer MS zu erkranken, nach dem Pfeifferschen Drüsenfieber um mehr als das Fünffache erhöht.2

Drittens konnte vor kurzem nachgewiesen werden, dass der Antikörpertiter vor Ausbruch der MS im Vergleich zu Kontrollen hochsignifikant erhöht ist,3 und schließlich wurde gefunden, dass viele MS-Schübe von einem Anstieg der Antikörpertiter gegen das Epstein-Barr-Virus begleitet werden.4 Ich werde auf das EBV im Rahmen der EBV-Stress-Hypothese noch einmal zurückkommen.

Gegen die Bakterien-, aber auch gegen die Virushypothese ist immer wieder geltend gemacht worden, dass es trotz intensivster Suche noch nie gelungen sei, einen Erreger in MS-Herden zweifelsfrei nachzuweisen. Das ist nur zum Teil ein triftiges Gegenargument: Das Varicella-Zoster-Virus, das ebenfalls zur Gruppe der Herpesviren gehört, ist in der Kindheit für die Windpocken verantwortlich. Obwohl es bekannt ist, dass es sich nach Abklingen des Ausschlags als stiller Dauermieter in die Spinalganglien zurückzieht, und sich von dort aus in Zeiten der Abwehrschwäche immer wieder einmal als Wundrose (Herpes zoster) bemerkbar machen kann, hat man es nie in den befallenen Ganglien nachweisen können. Es scheint im Ruhestadium unsichtbar zu werden.

W.W.

Tags:
EBV, Epstein-Barr-Virus


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