Über die Romantik (Straßencafé)

W.W. @, Freitag, 24.11.2023, 11:08 (vor 156 Tagen) @ fRAUb

Nun, meiner Erfahrung nach, bröckelt die romantik nicht an der KI, sondern vielmehr an den Umständen die die MS, bzw andere Erkrankungen so mit sich bringen können.

Ich glaub nicht dass das an "Fichte" liegt.

In meinem Fall hat sich das mit der Romantik erledigt, wenn ich an mir herunter schaue. Ich habe habe eine neue Kategorie für mich gefunden. Kategorie" Blobfisch". Passt schon. Wabbelige Masse ohne feste Konturen. Dafür sagen mir alle "Gott sei Dank, bist du klar im Kopf."

Das macht es nicht besser.

Ich danke dir für die Antwort. Ich bezog mich auf die Worte: 'Früher als die Wünsche noch geholfen haben'.

Für mich ist unsere Zeit ärmer geworden, weil ich desillusionierter geworden bin. Ich glaube nur noch, was sich im Experiment bestätigt hat und was in Statistiken steht. Damit scheint für viele nur noch das zu stimmen, was sich experimentell oder durch Statistiken erhärten lässt. Ich denke, Boggy ist ein Befürworter dieser Haltung, und ich verstehen das auch, weil sonst den abenteuerlichsten Meinungen Tür und Tor geöffnet würde.

Als Kind war ich anders. Ich erinnere mich daran, dass ich ein Gedicht wie
'Dunkel war's, der Mond schien helle,
als ein Wagen blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.'
wörtlich genommen und geglaubt habe.

Das Gedicht ist natürlich Unsinn, aber damals wusste ich noch nicht, dass etwas falsch sein kann, obwohl es gereimt und Schwarz auf Weiß gedruckt ist. Dann wurde ich langsam erwachsen und merkte, wie die Erwachsenen es darauf anlegten, mich in meinem Kinderglauben immer wieder hinters Licht zu führen.

Ich erkannte, dass die Ironie eine merkwürdige Art von Wahrheit ist, und Märchen, die ich abgöttisch liebte, und sogar die biblischen Geschichten keineswegs im kindlichen bzw. naiven Sinn wahr sind.

Damit bin ich bei FICHTE angelangt. Ist uns nicht viel verlorengegangen, weil wir das nicht mehr glauben, was uns Großmütter erzählen und was in der Zeitung steht. Dauernd müssen wir uns misstrauisch umdrehen und uns fragen: 'Ist das denn wirklich wahr?' stellen.

Dadurch wissen wir natürlich viel mehr, weil wir jedes Wort hinterfragen und anders deuten können, aber wir drohen auch in einem Sumpf zu versinken. Der junge Erwachsene kommt damit noch gut klar, weil er zu wissen meint, wenn er getäuscht wird. Mir geht als alter Mann diese Gewissheit verloren.

Aber was hat das mit FICHTE zu tun?! Wer klug ist, wittert hinter jeder Bemerkung eine Falle!. Ich glaube(!), FICHTE war noch der Ansicht, auch Träume könnten wahr werden, wenn man sie nur mutig genug glauben würde. Ich, glaube, auch E.Th.A. Hoffmann teilte diese Meinung noch - und sie ist auch nicht ganz weit von Immanuel Kant entfernt

Für Boggy wäre das vermutlich eine Zumutung, die uns aber auch wieder zu Kindern macht und uns ein Kinderreich erschließt (-> Romantik).

Wir haben nicht nur unsere Unschuld, sondern auch unsere Phantasie verloren und das hat viel mit Hollywood und Künstlicher Intelligenz zu tun. Wir werden immer klüger und immer profaner.

Wolfgang


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