Studienkritik; hier online-Umfragen (Allgemeines)
Vor kurzem wurde eine "Studie" veröffentlicht, die auf online-Umfragen beruht - zum Thema Männlichkeit/Männerbild, mit beunruhigenden Ergebnissen.
Im tagesschau-Faktenfinder wird die Studie (online-Umfrage!) nun kritisch untersucht, und die Ergebnisse können, unabhängig vom Thema, als Orientierung dienen, wie ein kritischer Blick auf solche Studien aussehen sollte.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/umfrage-maennlichkeit-plan-100.html
Zitat:
"Doch lässt die Online-Umfrage diese Schlüsse überhaupt zu?
Eher nicht, sagt Katharina Schüller, Vorstandsmitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft. "
Details bitte, bei Interesse, selbst nachlesen; hier Beispiele:
Kritikpunkt 1:
"Diplom-Statistikerin Schüller bemängelt vor allem, dass es an Informationen darüber fehlt, wie die Stichprobe für die Umfrage rekrutiert wurde. (...) Bei Onlinebefragungen sei wegen der Panels [die der Umfrage zufgrundeliegende Menschengruppe; Boggy] eine grundlegende Verzerrung in den Daten sehr wahrscheinlich."
(...)
"In solchen Online-Panels seien oftmals eher Menschen drin, die mitteilungsbedürftig oder neugierig seien und zudem eine gewisse Technikaffinität besäßen."
Kritikpunkt 2:
"Hinzu komme, dass die Befragten des Marktforschungsinstituts nicht nur für die Teilnahme bezahlt werden, sondern auch für das Anwerben neuer Teilnehmer. "Das fördert eher die Homogenität (...)"
Kritkpunkt 3:
"Auch dass die Antwortmöglichkeiten im Ergebnis zusammengefasst worden sind, sei methodisch nicht ganz sauber, (...)"
Kritikpunkt 4:
"Insgesamt haben nach Angaben der Autorinnen des Berichts 104 Personen die Fragebögen fehlerhaft ausgefüllt. Auch hier wünscht sich Schüller mehr Transparenz, woran das gelegen haben könnte."
Kritikpunkt 5:
"Zudem sei auch die Anzahl der Teilnehmer interessant, die den Fragebogen erst gar nicht beantwortet haben, die sogenannten Non-Responder."
usw.
Nun noch eine Anmerkung zum Thema selbst:
Das heutige Männlichkeitsbild.
Ich erinnere mich, daß es in den 1970gern mit dem Aufschwung der Frauenbewegung und der Schwulenbewegung auch stärkere Ansätze einer Männerbewegung von heterosexuellen Männern gab, die sich zum Ziel gesetzt hatte, das vom Patriarchat geprägte Männerbild: Macht, Konkurrenz, keine Gefühle zeigen, dominieren, keine "Schwäche" zeigen usw., aufzubrechen, und ein Männerbild zu verwirklichen, in dem Männer auch Gefühle zeigen, auch liebevolle Gefühle füreinander, ohne sich dadurch bereits als homosexuell zu erleben; in dem Männer Angst haben dürfen, und angebliche "Schwächen" ungefährdet gelebt werden dürfen, usw.
Da gab es eine Zeit lang sogar parallel zum berühmten Frauenkalender (die älteren Damen hier im Forum werden sich sicher erinnern
) einen Männerkalender.
Irgendwann in den 80gern ist diese Bewegung wohl einfach verschwunden ...
Oder weiß jemand noch etwas über den Verbleib ...
Gruß
Boggy
(Bitte tag => Studien)
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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.
Baum Umarmen gab es damals noch nicht

