NHS-Mitarbeiter gehen für besser bezahlte Jobs (Allgemeines)

W.W. @, Samstag, 01.10.2022, 13:30 (vor 545 Tagen) @ naseweis

Es stimmt etwas nicht, und ich betrachte es mit großer Sorge. Ich beziehe mich (wegen meiner Tochter) auf Pflege- und Altenheime und nicht aus das NHS.

Vor ein paar Tagen habe mir eine Reportage in 3-Sat anschaut. Es ging um das Modell eines Pflegeheims in Dänemark. Meine Frau war dabei. Pflegeheime und Demenz sind ja nicht ihr Ding, und sie war auch recht deprimiert, als ich ihr sagte, ich fände das Projekt gut und hätte mir gar nicht vorgestellt, dass man so liebevoll im Pflegeheim betreut werden könne.

'Nein, nein, nein, sie möchte auf keinen Fall dort landen.' 'Warum nicht?', fragte ich sie. Sie wolle nicht entmündigt und wie ein Baby behandelt werden! 'Aber wenn man so gut behandelt wird, wie die alten Leute in diesem Heim, kann das nicht angenehm sein?'

Meine Frau deprimiert so etwas. Jeder solle gerade, wenn er älter wird, so leben, wie er sich schönes Leben vorstellt. Z.B. abends ein Gläschen Rotwein trinken, sich eine Currywurst beim Imbissstand holen, wenn einem danach ist, vor dem Kamin ein schönes Buch lesen oder einen schönen Film schauen. Den Tag mit einem kleinen Spaziergang beginnen. Und jemanden kommen lassen, der die Apfelbäume schneidet oder den Computer repariert. Man möchte so leben, dass man niemanden stört, und man freut sich, wenn man ab und zu Besuch hat, und Heiligabend im Familienkreis gefeiert wird.

Aber wie soll man sterben? Auch so, dass es am besten niemand merkt? Wie war es früher? Starb sich damals leichter? Wie geht das überhaupt, abends ins Bett zu gehen und morgens nicht mehr aufzuwachen? Oder am Frühstückstisch einnicken? Ist der Tod immer Folge einer Krankheit. Oder (meine Lieblingsvorstellung) im Schnee des Kilimandscharo erfrieren?

Manchmal denke ich, meine Frau denkt so, wie die Menschen in grauen Vorzeiten dachten: Wenn es zu Ende geht, dann will man niemandem zur Last fallen. Alte Eskimos blieben dann im Schnee zurück, während die anderen weiterziehen. Andere denken anders: 'Ich habe so viel für meine Kinder getan, also steht es mir auch zu, dass sich die Kinder um mich kümmern!'

Mir scheint viel Unordnung in unseren Gedanken zu sein! Habe aber Schwierigkeiten, das auszudrücken. Trotzdem meine ich, dass etwas falsch läuft in unseren Pflege- und Altenheimen. Kann man wirklich nichts daran ändern?

Im dänischen Pflegeheim hatte ich gespürt, dass es so etwas gibt wie Liebenswürdigkeit - dass man ‚liebenswürdig' sein kann. Das könnte ein großes Wort sein, was urchristlich ist, aber wohl jenseits aller pekuniären Erwägungen von sozialen Einrichtungen. Oder nicht?

Ich sehe, dass die Gedanken mit mir 'durchgegangen' sind, aber dennoch könnte es Zeit sein, das Ende von alten Menschen neu zu denken, auch wenn es erst einmal so unerfreulich scheint, wie meine Frau denkt. Aber vielleicht ist es auch unerfreulich, weil unsere Gedanken falsch sind!!! Könnte auch ein solcher Beruf schön sein, wenn er einem Freude bereitet und man entsprechend entlohnt wird?

Wolfgang


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