Im Wartezimmer von einem vor oder schon nach der Praxisaufgabe stehenden Hautarzt entsteht eine Idee: Nachdem feststeht, alle Anwesenden haben Haarausfall, zwar unterschiedliche Formen, aber eben Haarausfall. Manche denken wegen Psyche, andere wegen Chemo, Männer meist älter ... dann der Geistesblitz! Warum das Wartezimmer nicht institutionalisieren?!

Es soll kompensatorisch etwas geschaffen werden, was ähnlich die Gemeinschaft erhält, ein Campingplatz errichtet speziell für Menschen mit Haarausfall!

Der inzwischen verberentete Haarausfallexperte, in dessen ehemaliger Praxis sich alle mal getroffen hatten bekommt einen Dauercampinglatz gleich vorne am Eingang und seine Schriften stehen in der Schautafel. Von anderen Gruppierungen mit Fusspilz oder Perückenträger und der Haarmittelindustrie grenzt man sich klar ab, WIR wollen etwas Besonderes bleiben. Und so bleibt der Campingplatz eben was für Eingeweihte, auch wenn gerne und oft über die endgültige Lösung des Phänomens Haarausfall und dessen Heilung spekuliert wird, während Haar um Haar weiter seiner Wege geht...

Viel dreht sich um sich selbst. Mal wird diskutiert, einen Sichtschutz um den Imbiss zu bauen, dann bekommt der Experte einen eigenen Keller, sein Gesang wird zunehmend verheimlicht.

Die eigenen Parzellen werden zu Heiligtümer und wehe, jemand Unerwünschtes nähert sich zu sehr.

Paula mag Paul plötzlich nicht mehr und Erwin konnte die überhebliche Art von Mario noch nie leiden. Theo singt vielen zu viel und trifft die Töne nicht und Karl predigt zunehmend einsam und verlassen sich selbst von einer anderen Welt. Viele anfänglich interessierte Dauergäste ziehen wieder weg, neue die ankommen bringen ganz neue Sorgen mit verwahrlosten Großmüttern und ängstlichen Kindern mit, das Thema Haarausfall, es gerät immer mehr in den Hintergrund, und Stellplatzordnung und Müllentsorgung, komplexe Beziehungsdramen und öde Selbstbeschau, manchmal die Angst vorm Weltuntergang sind zunehmend Programm.

Ein Experiment eben, das Universum wird sich schon was dabei gedacht haben, diesen paar Verlassenen solch eine Idee ins lückenhafte Fell gesetzt zu haben.

Und so wird im Prinzip gewartet, immer seltener erzählt jemand eine Geschichte, aber hört noch jemand zu?