Tod (Straßencafé)

W.W., (vor 1846 Tagen)

Ich weiß, dass heute Abend der Film "Tod" in der ARD kommt und freue mich schon darauf. "Freuen" ist vielleicht der falsche Ausdruck, so am 1. Tag des neuen Kirchenjahres, wo es ja um die Überwindung des Todes geht. Aber ich schätze Ferdinand von Schirach sehr, und ich diskutiere viel mit meiner Tochter über das Thema, die ja in der Altenpflege arbeitet.

Was mich als alten Menschen beunruhigt? Das ist schwer zu sagen, und mir fallen dazu zunächst einmal nur Geschichten ein. Z.B. die Geschichte, die in einmal in einem Science-fiction-Film gesehen habe. Meiner Erinnerung nach beginnt er mit einer unabsehbaren Reihe weißgekleideter älterer Menschen, die vor einem großen Tor auf Einlass warten.

Wenn ich mich recht erinnere, geht es darum, dass in einer zukünftigen Zeit, alle Menschen mit 60 sterben müssen und diesen Tag wie einen Feiertag genießen. Leider habe ich den Titel des Films vergessen.

Dazu die Geschichte, als ich einmal in Bombay war, wo die Zarathustra-Sekte sich nach ihrem Tod bestatten und von Geiern auffressen lässt.

Das Thema ist also unerfreulich, und ich glaube, dass es ein Tabu ist. Aber Tabus bezeichnen immer eine Angst und nie eine Lösung. Ich glaube, dass wir die Tragekapazität der Erde schon längst erreicht haben, und dass es zu Mord und Totschlag führen wird, wenn wir uns weiter vermehren und unsere Lebenserwartung weiter steigern.

Nicht nur die Unterschiede zwischen arm und reich werden zunehmen, sondern es muss auch blutige Verteilungskämpfe geben. Aber wir verschließen möglicherweise wegen eines falsch verstandenen Humanitätsideal unsere Augen davor.

Ich glaube, der Film heute Abend wird uns aufstören!

W.W.

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Gott nicht Tod

Jakobine, (vor 1846 Tagen) @ W.W.

Der Film heißt "Gott". G. Jakobine

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Gott nicht Tod

W.W., (vor 1846 Tagen) @ Jakobine

Ich denke dir!:-) Jetzt hat es auch meine Frau leichter, die sich partout geweigert hat, einen Film namens "Tod" anzusehen.

Ich denke, es wird um etwas gehen, das auch Ferdinand von Schirach bewegt: Darf man selbst bestimmt sterben? Noch Kant hielt das für eine Sünde.

Moralisch wird behautet werden: Wenn man das Recht hätte, selbst bestimmt zu sterben, dann würde man eventuell die Schleusen öffnen, und möglicherweise alte und gebrechliche Menschen, die gern weiterleben wollen, mit auf die trübe Bahn zwingen: Wenn ich nicht mehr leben will, dann könntest du doch auch darauf verzichten!

Wolfgang

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Gott nicht Tod

UWE, (vor 1844 Tagen) @ W.W.

Die ganze Diskussion ist ermüdend.

Jeder sollte das für sich ganz frei entscheiden können, OHNE darüber irgend jemandem Rechenschaft abgeben zu müssen.

- Und wenn die Person für ihre Tat Unterstützung braucht und die findet, sollte der Helfer auch nicht belangt werden.

Aber leider ist das wahrscheinlich mal wieder viel zu einfach.

LG
Uwe

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Gott nicht Tod

fRAUb, (vor 1844 Tagen) @ UWE

Die ganze Diskussion ist ermüdend.

Ja. Allerdings, kenne ich solche Gespräche noch von meinem Schwiegervater. Der sagte immer: "Das Alter hat nix schönes..." usw.

Jedoch konnte er auch unbeirrt seinen Hobbies nach- und zu seinen treffen gehen: Gesangverein, Kirchenchor usw. Und WW? Wo kann der jetzt hin? In dieser Zeit? Ich glaube, man braucht das geminsame lamentieren mit Alterskollegen oder Menschen in einer ähnlichen Situation.
Und sei's nur auf ganz niederschqelliger Ebene "Das Alter hat nichts Schönes "~ "Ja, ja, hast Du gehört..." usw.

Das ist seelenhygiene Bestätigung und Resilienz zugleich. Denn man kommt bei derlei Zusammenkünften immer zu dem Schluss, dass es zwar "schlimm" ist, man sich aber nicht unterkriegen lässt.

~ aber jetzt ist c*rona und den Menschen somit jede Möglichkeit genommen.

LG

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nicht tot!

sole, (vor 1844 Tagen) @ fRAUb

Das ist seelenhygiene Bestätigung und Resilienz zugleich. Denn man kommt bei derlei Zusammenkünften immer zu dem Schluss, dass es zwar "schlimm" ist, man sich aber nicht unterkriegen lässt.

-> ~ aber jetzt ist c*rona und den Menschen somit jede Möglichkeit genommen.

ICH hab ein Telefon und dadurch viele Möglichkeiten
LG

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Gott

W.W., (vor 1845 Tagen) @ W.W.

Der Film ging an die Nieren, und ich bin durchaus zu keinem Urteil gekommen, von dem sicher sein kann, dass es so stehen bleibt. Uns dennoch: Die beiden Begriffe 'Sünde' und 'Dammbruch' bewegen mich.

Eines scheint mir klar zu sein: Der Freitod ist keine Sünde! Oder doch? Aber wenn das Leben keine natürliche Grenze mehr hat und verlängert uns verlängert werden kann? Muss man sich dann anmaßen, Gott zu sein, wenn man die Apparate ausschaltet, oder ist es eine Frage der Menschlichkeit?

Haben wir uns von dem säkularen (aufklärerischen) Geist anstecken lassen, dass Weihnachten ganz schön sein mag, aber nichts mit Religion zu tun hat und eher ins Reich der Märchen gehört? Glauben wir nur noch an die Weihnachtsgeschichte und das Weihnachtsoratorium und haben das Gespür für die Religion verloren? Aber könnte die Religion nicht das Wichtigere sein und etwas anderes als das Sterben des Mädchens mit den Schwefelhölzern?

Noch bedrückender: die Idee vom Dammbruch. Diese Endgültigkeit, mit der man beschließt, Gott und die Religion sind etwas für Romantiker und Träumer. Ich bin mir da übrigens nicht ganz so sicher.

Vor allen aber: Wird der Druck auf die alten und gebrechlichen Menschen zunehmen, die gar nicht sterben wollen, wenn immer mehr Menschen freiwillig aus dem Leben scheiden?

W.W.

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