Ich habe meinen Verstand angeschaltet und denke über Selbstbestimmung nach.

Das Bundesverfassungsgericht setzt das Recht auf selbstbestimmtes Sterben hoch an. Der Sterbewillige muss keine nachvollziehbaren Gründe dafür vorweisen können.
Für mich stellt sich die Frage, was heißt Selbstbestimmung in Bezug aufs Sterben?

Dabei muss ich daran denken, was eine Freundin mir vor einiger Zeit erzählt hat:
Sie betreut einen Geflüchteten aus Afrika. Der bekam von der Polizei die Nachricht, dass ein 18-jähriger Cousin, den er nicht kannte und zu dem er keinen Kontakt hatte, sich in unserer Stadt im Kanal ertränkt hat.
Sie hat nachgeforscht und auch mit seiner Betreuerin in Bayern, wo er untergebracht war, telefoniert. Die sagte, so lange er als Minderjähriger betreut wurde, sei es ihm gut gegangen, aber als er in eine Unterkunft für erwachsene Geflüchtete mit weniger Betreuung und mehr Selbstbestimmung wechseln musste, hätte er sich immer mehr zurückgezogen.

Mich hat das ziemlich betroffen gemacht. War es bei ihm ein selbstbestimmter Tod oder nicht vielmehr mangelnde Unterstützung, Verzweiflung und Perspektivlosigkeit?

Jeder hat das Recht auf selbstbestimmtes Sterben, aber ich denke, wir können es uns als Gesellschaft auch ziemlich leicht damit machen.