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Über das Spiel mit der Angst (Therapien)

agno @, Sonntag, 04.10.2015, 14:21 (vor 3099 Tagen) @ naseweis

Vor zwie Jahren schrieb Julia schon mal woanders

Manchmal, wenn ich in MS-Foren lese, egal ob hier oder bei der DMSG, scheint mir, dass es zusammengefasst nur um ein einziges Thema geht, das in allen Beiträgen steckt: die Angst und die Illusion der Kontrolle.

Die einen berichten, die Neurologen hätten ihnen mit dem Rollstuhl gedroht, wenn sie sich nicht irgendwelche Medikamente spritzten oder sich an den Cortisontropf hängen ließen. Auswege wie die alternativen Therapien sind auch nicht weniger bedrohlich, denn auch da kann man eine Menge falsch machen. Zu viel oder zu wenig Selen, tote Zähne im Kiefer, die Leichengift verströmen, Amalgam, das auf keine Fall falsch ausgeleitet werden darf, weil sonst alles noch schlimmer wird, Milch trinken ist ebenso schädlich wie glutenhaltiges Brot zu essen. Die einen sagen, es ist wichtig anzuerkennen, dass die Beziehung zu den eigenen Eltern katastrophal war, durch Lärm, Feinstaub und Asbest sind wir ohnehin alle vergiftet und unsere Gehirne durch zu viele Informationen zugemüllt.

Die Liste ist endlos und ich behaupte auch gar nicht, dass diese Punkte falsch sind. Schwierig wird es nur dann, wenn man zu der Überzeugung kommt, man müsse nur alles 100%ig richtig machen und alles wird gut, oder umgekehrt, falls wir uns fehlerhaft verhalten, nähern wir uns immer mehr dem Pflegebett. Dann kriecht immer mehr die Angst in unser Leben, bis sie uns komplett beherrscht.
Ich glaube, je mehr wir uns Heilsrezepten und –konzepten verschreiben, desto weiter entfernen wir uns von dem, was wirklich gut täte: Gelassenheit, Humor und Freude am Leben.

Aber das ist ja auch schon wieder ein Konzept…;-)

julia

Irgendwie hat jeder schon alles gesagt.


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