Lieber Herbie,,
Sie wissen, dass ich anderer Ansicht bin, aber ich hab genug Prügel dafür eingesteckt, und ich bin auch keineswegs sicher, dass ich Recht habe. Ich weiß gar nicht, wie ich mich ausdrücken soll, und ich kann es nur im Konjunktiv als Zeichen meiner Unsicherheit machen: Es wäre denkbar, dass es unklug ist, die chronische Krankheit, die man hat, zu hassen. Und es wäre wenig wahrscheinlich, dass einem eine chronische Krankheit, die man lange genug hat, nicht passt wie ein Anzug oder Kleid.
Mein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, dass ich einen zu hohen Blutdruck und zwei Hirnblutungen hatte. Ich leide nicht darunter und spreche (außer hier) auch nicht darüber, aber ist auf Hirnblutung eingestellt und die Überzeugung, ich kann so vernünftig wie möglich damit umgehen (einmal täglich (immer um 9.00 Uhr) Blutdruck messen, morgens gemächlich joggen, zweimal pro Tag spazierengehen, kein Alkohol (außer, wenn man Frau mal nicht da ist), keine Zigaretten, Normalgewicht, zweimal in der Woche Schwimmen...).
Wenn ich das so aufzähle, sehe ich mit Erschrecken, wie sehr mein Leben von meiner Krankheit bestimmt wird.
W.W.
PS: Obwohl das nach wie vor und immer wieder strittige Punkte sind, ist mir die Art, wie wir hier darüber sprechen können, sehr angenehm - als ob sich ein Jude, ein Moslem und ein Christ sehr interessant miteinander unterhalten, aber niemand den anderen überzeugen will.