Die Autoimmun-Hypothese (Version 2) (Allgemeines)
Ist die MS eine Autoimmunerkrankung?
Dass die MS eine Autoimmunerkrankung sein soll, ist nicht unbedingt naheliegend, darum wollen wir ein Blick auf die Geschichte dieser Hypothese werfen. Ganz zu Beginn stand eine Beobachtung, die schon Charcot gemacht hatte: Der MS-Herd ist charakterisiert durch einen Zerfall von Myelin und ist durchsetzt von Lymphozyten.
Dieses sogenannte entzündliche Infiltrat wurde nicht als akute, sondern als eher chronische Entzündung gedeutet, weil es überwiegend aus Lymphozyten bestand. Da es immer perivaskulär lag, also um die Hirngefäße herum, vermutete man, hier seien Lymphozyten ausgetreten und hätte das angrenzende Hirngewebe zerstört.
So einleuchtend das alles zu sein schien, gelang es nicht, den genauen Mechanismus der Veränderungen herauszufinden. Vieles wurde angeschuldigt: Hysterie, unterdrückte Ängste, Schweiß, der nicht über die Schweißdrüsen nach außen, sondern nach innen ins Gehirn abgesondert wird, Thrombosen in Hirnvenen, fehlgeleitete Impfreaktionen und nicht zuletzt geheimnisvolle M-Erreger wie z.B. die Spirochäten?
Aber letztendlich blieben alle Erklärungsversuche unbefriedigend.
Dann kamen zwei Dinge zusammen: die Komplikationen der Tollwutschutzimpfung und die Entdeckung der Ursache der Myasthenia gravis pseudoparalytica. Ich möchte beides kurz besprechen.
Die Tollwutschutzimpfung und ihre Komplikationen
1885 impfte der französische Chemiker Louis Pasteur ein Kind, das von einem tollwütigen Hund gebissen worden war; damals ein nahezu ein sicheres Todesurteil. Es handelte sich um einen neunjährigen Bäckersohn und Pasteur benutzte einen Impfstoff, den er aus abgeschwächten Tollwutviren hergestellt hatte, die sich im Gehirn und Rückenmark von Kaninchen vermehrt hatten, und an dem er seit Jahren herumexperimentierte, ohne bisher ganz zufrieden gewesen zu sein.
Trotzdem überlebte der Junge, was einem Wunder gleichkam.
In der Folgezeit, also gegen Ende des 19. Jahrhunderts, kam es jedoch in einzelnen Fällen zu schwerwiegenden Komplikationen: Wenige Tage bis Wochen nach der Impfung entwickelten die Betroffenen Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle und Hirnnervenausfälle. Man sprach von einer postvakzinalen Encephalomyelitis, d.h. einer Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks (= Encephalomyelitis), die nach der Impfung (= postvakzinal) auftrat und oft so dramatisch verlief, dass die Betroffenen daran starben oder nur mit schweren bleibenden Behinderungen überlebten.
Obwohl weder das klinische Bild, noch die mikroskopisch nachweisbaren Hirnveränderungen eine Ähnlichkeit mit der Tollwut hatten, wurden die Impfkomplikationen fast ein halbes Jahrhundert lang auf das abgeschwächte Tollwutvirus zurückgeführt, das möglicherweise nicht unschädlich genug gemacht worden war, bis Rivers 1937 eine erstaunliche Entdeckung machte: Affen, denen das Rückenmarksgewebe von Kaninchen injiziert worden war, entwickelten Symptome, die mit der oben beschriebenen Impfreaktion identisch waren, obwohl die Injektionen frei von Tollwutviren waren.
Die Myasthenia gravis pseudoparalytica
Nun zur zweiten wichtigen Entdeckung. 1935 hatte eine Forschergruppe um Henry Dale gezeigt, dass es eine neuromuskuläre Verbindung gibt. Bis zu dieser Zeit hatte man sich das etwa so vorgestellt, dass ein Nerv immer dünner wird und schließlich mit vielen Verästelungen im Muskelgewebe endet. Dale erkannte, dass der Mechanismus ein anderer war: Ein Nerv gibt einen Impuls ab, der sozusagen in Form eines chemischen Botenstoffes durch einen synaptischen Spalt schwimmt, um dann an der Membran des Muskels anzudocken, was zu dessen Kontraktion führt. Sie identifizierten den Neurotransmitter als Acetylcholin.
Genau dieses Acetylcholin wird durch das Pfeilgift Curare blockiert und führt so zum Tode. Es gab eine seltene Krankheit, die Myasthenia gravis pseudoparalytica, und es war eine Frau, Mary Walker, der auffiel, dass sie ziemlich ähnlich aussah wie eine Curare-Vergiftung. Heimlich und gegen den Widerstand ihres Chefs behandelte sie einen Patienten mit dieser Erkrankung mit einem Cholinesterasehemmer, also einem Medikament, das den enzymatischen Abbau von Acetylcholin hemmt, und hatte Erfolg. Damit war die erste Autoimmunkrankheit entdeckt und eine neue Krankheitsursache.
Die Entstehung der Autoimmun-Hypothese
Da die Symptome der postvakzinalen Encephalomyelitis mit den Lähmungen und Gefühlsstörungen vage an die MS erinnerten und auch die entzündlichen Veränderungen im Gehirn Ähnlichkeiten zwischen beiden Erkrankungen aufwiesen, musste man nur noch eins und eins zusammenzählen, um zu dem Schluss zu kommen, auch bei der MS könne es sich um eine Überreaktion des Immunsystems gegen die weiße Hirnsubstanz handele, denn es ließ sich nicht vermeiden, dass der Impfstoff immer mit etwas Kaninchenhirngewebe verunreinigt war. Aus irgendeinem Grund hielten die Lymphozyten das eigene Myelin für einen Fremdkörper.
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Ich meine, ja, die MS führt zu Fatigue und kognitiven Einbußen. Wenn des partiellen Diskonnektionssyndroms.
schaun wir mal, man sagte mir ich sei in meiner Jugend Hochintelligent gewesen.