Wie wirkt Daclizumab? (Allgemeines)

W.W., (vor 3438 Tagen)

Daclizumab muss nur alle 4 Wochen subcutan injiziert werden. Eine Spritze kostet ??? Das Medikament ist kein Interferon oder hat auch nichts mit Glatirameracetet zu tun. Es handelt sich wie bei Natalizumab (Tysabri) um einen monoklonalen Antikörper, der primär entwickelt wurde, um die Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantation zu vermindern.

Es soll ein monoklonaler Antikörper sein, der Interleukin 2 hemmt. Interleukin 2 befindet sich an der Oberfläche hochaktiver Killerzellen, die fälschlicherweise Myelin angreifen.

Daclizumab darf nur als 'Zweitlinienmedikament' eigesetzt werden. Ich glaube, das hieß früher Eskalationstherapie. Voraussetzung ist dass zwei Basistherapeutika nicht oder nicht ausreichend gewirkt haben.

Stimmt es, dass es auch gegen die SPMS eingesetzt werden kann?

Die Nebenwirkungen können wohl erheblich sein, aber ich weiß nichts Genaueres darüber.


W.W.

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Wie wirkt Daclizumab?

Marc, (vor 3438 Tagen) @ W.W.

Die mir bekannten Studienergebnisse zu Daclizumab geben irgendwie ein anderes Bild:

Die Phase III Studien zu Daclizumab (DECIDE, SELECT) mit fast 2000 Teilnehmern zeigten eine Reduzierung der jährlichen Schubrate bzw. der kontrastmittelanreichernden Herde um 45% gegenüber Avonex und eine um 25% geringere Wahrscheinlichkeit der Behinderungsprogression. Bei den Nebenwirkungen gab es mehr erhöhte (nicht pathologisch hohe)Leberwerte als in der Avonex Kontrollgruppe. Andere NW hat man in 10 Jahren klinischer Studien zu MS bzw. 20Jahren Nutzung bei der immunsuppressiven Behandlung akuter Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantationen an etwa 50.000 Patienten bisher noch nicht verzeichnet.
Demnach wäre Daclizumab von der Effektivität her etwa auf Höhe von Natalizumab und weniger riskant als Dimethyfumarat.

Wie dem auch sei, die ersten Jahre nach der Zulassung im September werden beweisen, wie zuverlässig die Studiendaten waren.

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Wie wirkt Daclizumab?

W.W., (vor 3438 Tagen) @ Marc

Das ist wirklich sehr interessant! Was ich gehört habe, macht eher misstrauisch und zurückhaltend, während das, was Sie berichten, einen sehr guten Eindruck macht.

Wir sollten das diskutieren.

W.W.


PS: Ich habe immer etwas Probleme mit sehr großen Studien: Wenn - sagen wir einmal - 10.000 Patienten in einer Studie sind und diese in 1.000 Zentren durchgeführt wurde, dann sind im Schnitt in jedem Krankenhaus 10 Patienten - und das verteilt über Europa, Asien, Indien, Amerika, Russland... Kann man also sagen: Je größer eine Studie, desto verlässlicher die Ergebnisse?

Und gibt es - ich weiß nicht, wie ich das nennen soll? - Studienhengste, die sich bemühen, an jeder Studie teilzunehmen, weil es für jeden Teilnehmer Geld vom Pharmakonzern gibt?

Und werden diese 'Studienfreunde' von einer Ethikkommission überprüft?

Oder könnte man auch sagen: Je größer eine Studie, desto unübersichtlicher wird sie, und desto größer ist die Gefahr der Manipulation?

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Wie wirkt Daclizumab?

Marc, (vor 3438 Tagen) @ W.W.

Kann man also sagen: Je größer eine Studie, desto verlässlicher die Ergebnisse?

Und gibt es - ich weiß nicht, wie ich das nennen soll? - Studienhengste, die sich bemühen, an jeder Studie teilzunehmen, weil es für jeden Teilnehmer Geld vom Pharmakonzern gibt?

Und werden diese 'Studienfreunde' von einer Ethikkommission überprüft?

Oder könnte man auch sagen: Je größer eine Studie, desto unübersichtlicher wird sie, und desto größer ist die Gefahr der Manipulation?

Interresante Fragen, die ich so aber teils nur aus meiner persönlichen Erfahrung beantworten kann.

Vor etwa 10 Jahren hatte ich mal eine Phase, während welcher mich die Teilnahme an Studien stark interessiert hat. Es kamen gerade die ersten oralen Medikamente durch die Entwicklungspipeline und ich war damals sehr Müde vom Spritzen. Wollte umbedingt als erster umsteigen. Ob das mich zu einem "Studienhengst" gemacht hat, wage ich zu bezweifeln. Habe nach zwei Studien aufgehört und denke schon vielen Jahren nicht mahr daran, nochmal eine zu machen. Ich halte mich selbst auch nicht mehr für ausreichend interessant für angehende Studien.

Da gibt es meines Erachtens bei Studienmanagern so einen "Wunschpatient" der/die etwa 5-10 Jahre nach der Diagnose steht und mit einem EDSS um 2-3. Ist also aus der initialen entzündlichen Phase draussen, aber robust genug um die ganze Waschliste an regelmässigen Messungen mitzumachen. Muss man immer zwischen den Zeilen bei den offizielen Einschlusskriterien für eine Studie herauslesen. Soviele Ansprüche an den zuküftigen Partner findet man eigentlich nichtmal bei Parship.de

Beschreibe ich hier so genau deswegen, weil ein Kritikpunkt an den Zulassungsstudien bei Daclizumab war, dass überdurschnittlich viele Teilnehmer eben nur eine schwach ausgeprägte Krankheit hatten und so gut wie alle nur einen schubförmigen Verlauf. Der Einschluß von vielen solchen "MS Light" Patienten ist wahrscheinlich mit ein Grund wie man überhaupt auf die hohe Teilnehmerzahl kommen konnte. Dafür wird die Wirkung der Theraipie auf Schubreduktion und Verhinderung der Progression beim einzelnen wohl nur sehr gering ausgefallen sein da eh' keine Aktivität vorlag. Ist das nun eine Verfälschung von Statistiken?

Einen Vorteil haben grosse und lange Studien jedenfalls: man erhält ein ausreichend robustes Bild der möglichen Nebenwirkungen. Es haben ja genügend viele das Medikament inzwischen erhalten. Das Problem mit den erhöhten Leberwerten bei Daclizumab ist zwar für einen kleinen Prozentteil nachgewiesen. Glaube aber, dass viele andere Monklonale Antikörper einen ähnlichen Effekt haben. Wird bei denen aber nicht so wahrgenommen, da andere NW viel signifkanter sind.


P.S.: Die Teilnahme an Phase III Studien ist eigentlich unentgeltlich. Es werden Pauschalen für die Anfahrt bezahlt. Dafür darf man auch recht viel Zeit für regelmäßige Kontrollen einplanen. Zu Phase II Studien kann ich nichts sagen. Zu riskant.

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Wie wirkt Daclizumab?

W.W., (vor 3438 Tagen) @ Marc

Vor etwa 10 Jahren hatte ich mal eine Phase, während welcher mich die Teilnahme an Studien stark interessiert hat. Es kamen gerade die ersten oralen Medikamente durch die Entwicklungspipeline und ich war damals sehr Müde vom Spritzen. Wollte umbedingt als erster umsteigen. Ob das mich zu einem "Studienhengst" gemacht hat, wage ich zu bezweifeln. Habe nach zwei Studien aufgehört und denke schon vielen Jahren nicht mahr daran, nochmal eine zu machen. Ich halte mich selbst auch nicht mehr für ausreichend interessant für angehende Studien.

Es tut mir leid, ich hatte mich missverständlich ausgedrückt. Unter 'Stutenhengsten' verstand ich Ärzte, die unheimlich gern an Studien teilnehmen und dafür Geld kassieren. Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Kappos jemand ist, der gern bei Studien mitmischt.

Jedenfalls meinte ich nicht die Patienten, die an so etwas teilnehmen. Die profitieren wirklich nicht davon. Und wie gehen sie mit der Unsicherheit um, ob sie das Medikament oder ein Plazebo bekommen? Und mit den vielen Kontrolluntersuchungen?

Ich glaube, die Patienten, die wirklich in Frage kommen, sind sehr dünn gesät, deshalb wundere ich mich bei den Studien über die hohen Fallzahlen. Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, sie seien etwas geschönt und geschwindelt, oder in ärmeren Ländern rekrutiert, wo man es nicht ganz so genau nimmt.

Aber Sie haben das ja sehr schön beschrieben, wie das mit dem 'Wunschpatienten' in den Studien sind - und wie die Vergleiche zustande kommen. Ich glaube, viele Studien werden aus undurchsichtigen und unübersichtlichen Daten von Statistikern zusammengestellt. Und wir halten sie für das Gelbe vom Ei!

Aber ich möchte mich noch einmal für meine ungenaue Ausdrucksweise entschuldigen!:-(

W.W.

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