Bin ich ein Pharma-Paranoiker? (Allgemeines)

W.W., (vor 3447 Tagen)

*ch plane das folgende Kapitel und stelle es hiermit zur Diskussion:

Eine der schönsten Streitreden auf die Pharmagegner, die ich je gelesen habe, hört sich so an. Es ist die Antwort auf einen Brief von jemandem, der auf die Naturheilkunde setzt. Ich habe sie leicht verändert, damit der Datenschutz gewahrt bleibt:

Ich bin heilfroh, in einer Zeit zu leben, in der es die Medizin geschafft hat, Infektionskrankheiten etc. zu heilen, an denen früher Millionen gestorben sind! Diese ganzen obskuren esoterischen Sekten, die für eine Art Darwinismus plädieren, bzw. den Kranken einreden, an ihrer Krankheit selbst schuld zu sein, sind nur miese Gestalten! Rattenfänger! Aber leider fallen viele drauf rein und bezahlen nicht selten mit ihrem Leben....

Dass du alles, was ‚auf dem chemischen Mist der Pharmaindustrie analysiert und synthetisiert wurde’, verteufelst, sei dir unbenommen. Schön, wenn du so kerngesund bist, dass du es dir leisten kanns!. Ich wäre ohne den ‚chemischen Mist der Pharmaindustrie’ schon als Baby ein Opfer der "natürlichen Auslese" geworden, die ihr Naturapostel ja so hoch schätzt. Wenn es nach euch ginge, gäbe es mich nicht.

Noch im Mittelalter starb die Hälfte der Menschen vor Erreichen des 10. Lebensjahrs, die meisten davon bereits im ersten. Schön, nicht? Weg mit den Schwächlingen! Gebt der Natur ihr Recht zur Verbesserung der Art durch Selektion zurück! Die durchschnittliche Lebenserwartung lag damals wesentlich unter der heutigen, etwa um 50 Jahre. Viele Krankheiten, die erst im höheren Alter manifest werden, kannte man damals noch gar nicht. So entstand die Legende: ‚Vor der industriellen Revolution waren die Menschen noch gesünder!’ Quatsch, sie waren nur mit 50 schon tot.

Ja, noch die ‚völkische Heilkunde’ der Na*is (bekanntlich schätzte Himmler die Homöopathie) plädierte stets für die natürliche Auslese. Eine solche ist schließlich im Sinne der Rassenhygiene. Wo kämen wir hin, wenn kränkliche und schwächliche Exemplare unserer Spezies mit "chemischem Mist" am Leben gehalten würden? Dafür hatten die braunen Rassehygieniker das Sprüchlein: ‚Fort mit jedem schwachen Knecht, nur wer stimmt, hat Lebensrecht!’

Wenn die Na*is den 2. Weltkrieg gewonnen hätten, gäbe es mich vielleicht nicht, denn das Steptomycin, dem ich verdanke, dass ich als Baby nicht gestorben bin, wurde 1943 in USA entdeckt. Ohne das würde ich heute nicht zum Ärgernis für dich werden, sondern wäre in einem längst vergessenen Kindergrab, wie eine Base von mir, deren Vater (Anthroposoph) ihre Diphtherie mit Globuli behandelte, bis sie erstickt war. - Sei's drum, ich bin für religiöse Toleranz und bin es müde, mit Fundamentalisten, zu diskutieren, die Wissen durch Glauben ersetzen; das ist Energieverschwendung. Behandle deine ‚MS’ meinetwegen mit Ziegenkötteln. Warum auch nicht, wenn's dir hilft.


Diese Antwort ist ein bewegender Appell. Sie ist mit Herzblut geschrieben und sehr ernst zu nehmen. Ich denke, schöner kann man seinen Abscheu gar nicht zum Ausdruck bringen, und ich weiß natürlich, dass sie schwer oder gar nicht zu widerlegen ist. Darum möchte ich über meine Erfahrungen berichten, die ich zum großen Teil bei einem Arzt machen durfte, dem man nachsagt, er sei selbst ein ‚Rassenhygieniker’ und bei den Na*is sehr populär gewesen. Ich persönlich habe ihm nie etwas davon angemerkt.

Meine persönlichen Erfahrungen bei Max-Otto Bruker


Darf ich eigentlich den oben genannten Brief so ausführlich zitieren?

W.W.

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Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

IceUrmel, (vor 3446 Tagen) @ W.W.

..."Darf ich eigentlich den oben genannten Brief so ausführlich zitieren?"...

Sie sollten sich unbedingt das Okay des Verfassers/der Verfasserin einholen.

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Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3446 Tagen) @ IceUrmel

Ich habe versucht, Renate_S. eine mail zu schreiben, aber ich finde ihre Adresse nicht.

Damit frage ich sie hiermit öffentlich: Ich halte Ihre Antwort für ausgesprochen gut und möchte sie deswegen gern in der Neuauflage meines Buches verwenden. Nicht, um sie anzugreifen, sondern weil sie eine ehrliche Angst zum Ausdruck bringt. Und weil es ein Buch lebendiger macht, wenn Kritiker zu Wort kommen.

Darf ich Ihre Antwort in der angegebenen Form verwenden?

W.W.

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Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3446 Tagen) @ IceUrmel

Nein, das habe ich probiert.

W.W.

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Ist nicht jeder irgendwo ein Paranoiker?

agno, (vor 3446 Tagen) @ W.W.

So ähnlich hört man das als Patient auch u.a. vom "Quereinsteiger in die Neurologie.
Warum sollte man als Patient dem ein Pharma-Paranoia unterstellt wird, nicht davon ausgehen dass der Sender dieser Nachricht auch nur seine eigene Paranoia pflegt?

gruß agno

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Ist nicht jeder irgendwo ein Paranoiker?

Philipp, (vor 3446 Tagen) @ agno

Ja agno, Sender und Empfänger müssen "auf gleicher Welle laufen" sonst gibt es
keine Verständigung.

Philipp

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Ist nicht jeder irgendwo ein Paranoiker?

W.W., (vor 3446 Tagen) @ agno

So ähnlich hört man das als Patient auch u.a. vom "Quereinsteiger in die Neurologie.
Warum sollte man als Patient dem ein Pharma-Paranoia unterstellt wird, nicht davon ausgehen dass der Sender dieser Nachricht auch nur seine eigene Paranoia pflegt?

gruß agno

Komisch?! Ich verstehe Sie wieder nicht! Meinen Sie, man könne mir unterstellen, ich sei ein Pharma-Paranoiker, weil ich die Pharmaindustrie kritisiere?:confused:

Ja, ich kritisiere sie, aber ich meine, trotzdem kein Paranoiker zu sein.

W.W.

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Ist nicht jeder irgendwo ein Paranoiker?

agno, (vor 3446 Tagen) @ W.W.

Komisch?! Ich verstehe Sie wieder nicht! Meinen Sie, man könne mir unterstellen, ich sei ein Pharma-Paranoiker, weil ich die Pharmaindustrie kritisiere?:confused:

Ja, ich kritisiere sie, aber ich meine, trotzdem kein Paranoiker zu sein.
W.W.

Geht mir auch so wie ihnen!
Da ich aber in den letzten knapp 30 Jahren kein Medikament kennen gelernt habe, von dem ich glaube dass es mir nützt, müsste ich mit dieser Unterstellung rechnen.
(Ups, doch! Letztens drei Schmerztabletten)

Man könnte ihnen das unterstellen! (mir auch?)
Das muss Mann aushalten.
Imho ist es nicht das Problem in der Diskussion zu siegen, sondern diese wieder auf eine konstruktive Basis zu stellen.
Ich will von Menschen lernen die anders sind als ich!
agno

P.S.: Worauf ich hinaus wollte:
Was treibt den Menschen an, der uns solches unterstellt?
Eine eigene Paranoia? ;-)

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Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3446 Tagen) @ W.W.

... Diese Antwort ist ein bewegender Appell. Sie ist mit Herzblut geschrieben und sehr ernst zu nehmen. Ich denke, schöner kann man seinen Abscheu gar nicht zum Ausdruck bringen, und ich weiß natürlich, dass sie schwer oder gar nicht zu widerlegen ist. Darum möchte ich über meine Erfahrungen berichten, die ich zum großen Teil bei einem Arzt machen durfte, dem man nachsagt, er sei selbst ein ‚Rassenhygieniker’ und bei den Na*is sehr populär gewesen. Ich persönlich habe ihm nie etwas davon angemerkt.

Meine persönlichen Erfahrungen bei Max-Otto Bruker

Bevor ich mit meinen persönlichen Erfahrungen komme, würde ich gern dieses noch schreiben:

Nehmen wir einmal an, ein junger Mensch habe gerade eine niederschmetternde Diagnose erfahren, und erfahrene Ärzte würden sagen: 'Wir stehen dieser Erkrankung etwas hilflos gegenüber und haben eigentlich nichts, womit wir sie stoppen können.!

Was würden er oder sie tun? Sie würden sich an einen Wunderheiler wenden, der ihnen vielleicht versichern würde: 'Ja, es stimmt, die moderne Medizin hat kein Mittel gegen diese Krankheit, aber ich weiß, wie man sie behandeln kann. Voraussetzung ist allerdings, dass du mir glaubst!'

Würden die Betroffenen sich nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit entschließen, dem Mann zu glauben und nur schwer davon abzubringen sein? Und würde er die 'normale Medizin' nicht verachten?

Ich glaube, die wirkliche intellektuelle Herausforderung ist, zwischen den Fronten seinen Weg zu suchen, also die Verdienste der modernen Medizin (z.B. Penicillin, aber auch manche Impfungen), aber auch ihre Fehlentwicklungen zu kritisieren: zu viele Impfungen, zu häufiger Gebrauch von Antibiotika, zu viele Operationen, zu enge finanzielle Verflechtungen zwischen der Industrie und den Ärzten, der Einfluss von Pharmafirmen auf medizinische Leitlinien, ...

Ja, es stimmt, ich habe als junger Arzt nicht gemerkt, dass Max-Otto Bruker braune Wurzeln hatte. Und ich bin auch jetzt noch nicht ganz davon überzeugt, auch wenn Jutta Ditfurth das 'bewiesen' hat.

Anders gesagt: Unser Glauben an die Naturheilkunde könnte durch die Entna*ifizierung in den Dreck gezogen worden sein!

W.W.

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3444 Tagen) @ W.W.

Liebe Renate S.,

ich danke Ihnen, dass Sie geantwortet haben. Ich habe Ihr Posting als sehr berührend empfunden, und ich kenne kaum einen Text, der die Bedenken, die Sie haben, so gut zum Ausdruck bringt. Das ist der Grund, warum ich darum bitte, ihn so in der Neuauflage zitieren zu dürfen.

Boggy hat mir vorgeworfen, er habe mir nicht angemerkt, dass ich mich in letzter Zeit irgendwie geändert hätte, aber er tut mir Unrecht, denn er hat mich geduldig von einer sehr extremen Meinung der 'Psychosomatik der MS' abgebracht. In ähnlicher Weise haben Sie meine überspitzte Haltung der Pharmaindustrie gegenüber korrigiert.

Ich bin ein alter Mann und leide eher unter zu vielen als zu wenigen Ideen. Ich suche mir also nichts zusammen, um meinen Senf dazuzugeben, sondern wähle das aus, was mir besonders wertvoll und aus dem Leben gegriffen zu sein scheint.

Die 6. Auflage ist eine bedrückende Last für mich, und ich würde es viel lieber schaffen, endlich mein Buch über den wiedererwachenden Nationalsozialismus zu Ende zu schreiben.

W.W.

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

jerry, (vor 3444 Tagen) @ W.W.

Liebe Renate S.,

ich danke Ihnen, dass Sie geantwortet haben.

Hallo,

durch den Hinweis einer Freundin verstehe ich jetzt, worauf Sie sich beziehen.

Da dies für andere ForistInnen ebenfalls von Interesse sein könnte, helfe ich hier mal nach:

Hier im AMSEL.Forum hatte Renate S. geantwortet

Zur braunen Vergangenheit des Max Bruker im 1000jährigen Reich und zu Nachkriegszeiten verlinkt Renate S. zu einem ausführlichen Bericht im Salzekurier.

Ich hoffe, dass Sie, lieber WW, auch den gelesen haben. Wenn Sie danach noch immer der Meinung sein sollten, Sie könnten es nicht so recht glauben, dann müsste ich glauben, Sie seien uneinsichtig bis unbelehrbar. :-(


LG, jerry

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3444 Tagen) @ jerry

Lieber Jerry,

vorgestern sah ich den bedrückenden Film 'Aus einem deutschen Leben' - mit Götz George als Rudolf Höss. Wie Eichmann stritt er ab, sich schuldig gemacht zu haben. Er habe nur Befehle ausgeführt wie jeder gute Deutsche es tun sollte. Es sei ihm 'körperlich' unmöglich gewesen, sich einem Befehl gegenüber anders zu entscheiden.

Das ist meine Problematik, die ich versuche in einem Roman, der nie fertig wird, aufzuarbeiten: Waren Hitler, Himmler, Eichmann und z.B. Höss Verbrecher oder Verrückte?

Ich gebe es gleich zu: Ich weiß es nicht! Ehrlicher wäre: Ich bin mir sicher, dass sie keine Verbrecher und Wahnsinnige waren! Es war etwas anderes in ihnen, das sie leitete.

M.-O. Bruker ist lange tot. Er hat mich stark beeinflusst, und ich gestehe auch (durch Renate_S.s Hinweise) ein, dass er dem Na*i-Gedankengut verhaftet war. Vielleicht hat er sogar in mir einen heranwachsenden Na'i gesehen???! Und ich habe ihn enttäuscht. Und dennoch: Ich habe ihn immer für einen ehrenwerten Mann gehalten. Ich kann und will das nicht anders sagen. Ich muss es sogar tun.

Ja, ich habe es nicht gemerkt, dass BM--O- Bruker ein Na*i-Anhänger gewesen ist, aber darf man mich wegen dieser meiner Geschichte selbst in die Nähe der Naz*s rücken, und darf man - auch das könnte ja naheliegen - mein Suchen, Zögern und Zaudern in meinem Roman als Indiz dafür nehmen, ich sei auf dem Grunde meiner Seele Na'i?

W.W.

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

Amy, (vor 3444 Tagen) @ W.W.

Ich bin nun seit über 5 Jahren in MS-Foren aktiv und dieses Thema zwischen ihnen und Renate kehrt in schöner Regelmässigkeit immer wieder.

Bin mir sicher, dass ich längst schon etwas dazu geschrieben habe... Zu häufige Wiederholungen finde ich auf Dauer ermüdend und sie bringen leider auch keine neuen Erkenntnisse

Ich habe den Eindruck, dass sie damit einfach "im Gespräch" bleiben wollen.

Ihre derzeitige häufige Präsenz in diesem Forum mit ihren leider auch immergleichen "Reiz-Themen" deuten für mich in die gleiche Richtung.

Zu dem Thema "Psychosomatik und MS" z.B. habe ich in ihrem ehemaligen eigenem Forum schon so viel geschrieben, dass ich mich dieses mal nicht mehr dazu geäussert habe.

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

jerry, (vor 3444 Tagen) @ W.W.


Und dennoch: Ich habe ihn immer für einen ehrenwerten Mann gehalten. Ich kann und will das nicht anders sagen. Ich muss es sogar tun.

Aber Renate_S. hat mich schon seit längerem davon überzeugt, dass M.-O. Bruker ein Na*i-Anhänger gewesen ist. Aber darf man mich wegen dieser meiner Geschichte selbst in die Nähe der Naz*s rücken...?

Wenn Sie nach dem Lesen jenes Artikels, der alle Einzelheiten der Verflechtungen zwischen Bruker, den Na*is und deren Nachfolgeorganisationen benennt, nicht sagen können, Sie hätten Bruker damals in Unkenntnis und fälschlicherweise für einen Ehrenmann gehalten, dass rücken Sie selber in die Nähe der Naz*s.

Und Ihre Worte sind so blind wie zu sagen 'Hitler hat zwar Juden vergast, aber immerhin auch Autobahnen gebaut, das Deutsche Reich wirtschaftlich auf Vordermann gebracht und für Arbeitsplätze gesorgt.'

Das muss man nicht sagen. Es sei denn, es entspringt einem Bedürfnis. :-(


jerry

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3444 Tagen) @ jerry


Und dennoch: Ich habe ihn immer für einen ehrenwerten Mann gehalten. Ich kann und will das nicht anders sagen. Ich muss es sogar tun.

Aber Renate_S. hat mich schon seit längerem davon überzeugt, dass M.-O. Bruker ein Na*i-Anhänger gewesen ist. Aber darf man mich wegen dieser meiner Geschichte selbst in die Nähe der Naz*s rücken...?


Wenn Sie nach dem Lesen jenes Artikels, der alle Einzelheiten der Verflechtungen zwischen Bruker, den Na*is und deren Nachfolgeorganisationen benennt, nicht sagen können, Sie hätten Bruker damals in Unkenntnis und fälschlicherweise für einen Ehrenmann gehalten, dass rücken Sie selber in die Nähe der Naz*s.

Und Ihre Worte sind so blind wie zu sagen 'Hitler hat zwar Juden vergast, aber immerhin auch Autobahnen gebaut, das Deutsche Reich wirtschaftlich auf Vordermann gebracht und für Arbeitsplätze gesorgt.'

Das muss man nicht sagen. Es sei denn, es entspringt einem Bedürfnis. :-(


Jerry

???
W.W.

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

jerry, (vor 3444 Tagen) @ W.W.


Wenn Sie nach dem Lesen jenes Artikels, der alle Einzelheiten der Verflechtungen zwischen Bruker, den Na*is und deren Nachfolgeorganisationen benennt, nicht sagen können, Sie hätten Bruker damals in Unkenntnis und fälschlicherweise für einen Ehrenmann gehalten, dass rücken Sie selber in die Nähe der Naz*s.

Sorry,
hätte heißen müssen: dann rücken Sie selber in die Nähe der Naz*s bzw. nicht von denen ab...


Und Ihre Worte sind so blind wie...

...damit wollte ich sagen: man kann nicht ständig die Vorzüge oder 'ehrenwerten' Aspekte von jemand herausstellen, der Mitglied in der SA gewesen, dessen Weltanschauung und Vorsitz des Weltbundes zum Schutze des Lebens von Nähe zu rechtsextremem Gedankengut zeugt und der während seiner Zeit bei den 'Grünen' eine Strategie der Annäherung an die NPD betrieben hatte - was nach heftigen Kontroversen zu seinem Ausscheiden bei ersteren führte.

???
W.W.

Ist dies klarer?

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@Renate_S.: Bin ich ein Pharma-Paranoiker?

W.W., (vor 3443 Tagen) @ jerry

Ist dies klarer?


Ja!

Tatsächlich habe ich ein Problem mit den Na*is, wie vielleicht Götz George auch. Das Problem liegt anders und vielleicht tiefer als wenn man sagt: Die Na*is waren alle Verbrecher! Oder: Sie waren alle wahnsinnig! Ich fürchte, sie waren beides nicht. Auch M.-O. Bruker nicht. Aber damit will ich seine Haltung keineswegs rechtfertigen.

Der Gedanke, der mich seit längerem bewegt und nichts mit der MS zu tun hat, ist: Vielleicht haben die Alliierten die Deutschen gründlich entna*ifiziert und unsere Großeltern und Eltern zu Duckmäusern gemacht, zu Menschen, die alles, was die Na*is getan haben, ablehnen mussten. Aber damit haftete ihnen auch etwas Unaufrichtiges an.

Ich denke, darum geht es in meinem Roman, der nie fertig wird. Und ich glaube, der Gedanke ist so gefährlich, dass man ihn kaum äußern darf. Und immer, wenn man es versucht, gerät man in den Verdacht, selbst ein Na*i zu sein. Und Renate_S. hat durchaus Recht, wenn sie schreibt, ich bewege mich damit auf einer äußerst gefährlichen Grenze.

Nur wenn wir es verschweigen, dass wir mit dem Na*igedankengut verlogen umgehen, dann laufen wir Gefahr, das Unmenschliche zu wiederholen. Dann kriecht es aus den Ecken wieder hervor! So, wie in dem Lied 'August, der Schäfer hat Wölfe gehört, Wölfe mitten im Mai...'

(Die Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg ist so unnachsichtig wie dieses Programm, das Texte nach unerlaubten Wörtern untersucht!)

W.W.

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die Naturgesetze der Onlinekommunikation

agno, (vor 3443 Tagen) @ W.W.

Lieber W.W.
Es hat sich in langer Mailinglistenerfahrung herauskristalisiert dass manches undiskutierbar ist.
https://iscoutblog.ch/tag/usenet-laws/
Und nun tritt sich das so im öffentlichen Bereich breit :-(
agno

Godwin's Law Je länger eine ...net-Diskussion andauert, desto höher
ist die Wahrscheinlichkeit, daß jemand mit einem unpassenden
Naz_i-Vergleich auftritt. Normalerweise wird dann die Diskussion für
beendet erklärt und der Betreffende steckt tonnenweise *plonk*s ein.

Kitzler's Law Stasi-Vergleiche (analog zu Godwin)

agnos's Law Flüchtlinge-Vergleich (analog zu Godwin)

P.S.: Ich kann verstehen dass Sie nach Renate rufen.
Die Naturgesetze zum Umgang mit Frauen lassen mich vermuten, dass das leider nicht funktioniert :-(

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Entna*ifizierung meiner Mutter

jerry, (vor 3443 Tagen) @ W.W.


...Sie waren alle wahnsinnig! Ich fürchte, sie waren beides nicht. Auch M.-O. Bruker nicht. Aber damit will ich seine Haltung keineswegs rechtfertigen.

Hallo,
bis eben haben Sie von Bruker noch gesagt, Ich habe ihn immer für einen ehrenwerten Mann gehalten. Ich kann und will das nicht anders sagen. Ich muss es sogar tun. Dies ließ mich aufbegehren: Nach heutigem Wissensstand sollten Sie dies nicht mehr 'tun müssen'.


Der Gedanke, der mich seit längerem bewegt und nichts mit der MS zu tun hat, ist: Vielleicht haben die Alliierten die Deutschen gründlich entna*ifiziert und unsere Großeltern und Eltern zu Duckmäusern gemacht, zu Menschen, die alles, was die Na*is getan haben, ablehnen mussten. Aber damit haftete ihnen auch etwas Unaufrichtiges an.

Meine Mutter - Jg.1925 - war zum Zeitpunkt der Machtergreifung acht Jahre alt. Die Mitgliedschaft im BDM (Bund deutscher Mädel, der 'Hitlerjugend weiblicher Anteil') war seit 1936 verpflichtend ..., dies also seit sie elf Jahre alt war.

Die weibliche Gemeinschaft mit ihrer Lagerfeuerromantik, Naturverbundenheit, Singen, Tanzen (!) etc. war 'ihr Ding', sie hatte organisatorisches Talent und Gruppenleiterqualitäten und brachte es bald bis zur 'Scharführerin'.

Zugleich war sie im katholischen Glauben tief verwurzelt, hilfsbereit, 'moralisch'... Nach fremdbestätigten Erzählungen war sie mit ihrer Mädelstruppe mal im Hauptbahnhof ihrer Heimatstadt unterwegs, als dort vorübergehend ein Güterzug hielt, durch dessen Bretterverschalung dürstende Menschen um Wasser bettelten.

Meine Mutter veranlasste ihre Mädels daraufhin, jenen 'notleidenden' Menschen aus mitgeführten Thermosflaschen etc zu trinken abzugeben und Wasser nachzuholen - woraufhin sie und die Mädels von Bewaffneten rüde zurückgestoßen wurden: dies sei nix für sie und sie sollten besser einen Abgang machen.

Auch in der Reichspogromnacht hatte sie am Fenster gestanden und gesehen, wie jüdische Nachbarn durch die Straßen getrieben wurden. Die Großmutter zog sie weg mit etwa den Worten, was da geschehe sei furchtbar und man gucke besser nicht hin.

Kurz vor Kriegsende hatte sie auf Gymnasiallehrerin zu studieren begonnen: Im Zuge der Entnaz*fizierung sah sie nicht nur - erstmals - die Filme mit Originalaufnahmen aus Vernichtungslagern, sondern man schränkte ihr Studienziel ein auf 'technische Lehrerin' für Sport, Hauswirtschaftslehre und Handarbeit. Wegen ihrer 'leitenden' Rolle im 1000jährigen Reich...

Es dürfte ihr vor Scham und Trauer beinahe das Rückgrat gebrochen haben, an was sie 'wegschauend' beteiligt gewesen;
ihr berufliches und privates Leben stand von vornherein unter einem strafbegrenzenden Einfluss;
wenn sie (die sie später 'emanzipierte Frau' war mit ablehnender Einstellung zur Koedukation beider Geschlechter: weil das roh Männliche der freien Entwicklung von Mädchen /jungen Frauen im Wege stehe...!) von der BDM-Romantik zu schwärmen begann, bekam sie unmittelbar heftige Widerrede von uns, ihren Söhnen, die auf die zeitgleichen Na*iverbrechen gegen die Menschlichkeit aufmerksam machten, und die Zusammenhänge des Einen mitdem Anderen...

Wieviel Chancen hätte sie wohl gehabt, sich aus dem 3. Reich herauszuhalten oder gar in Opposition zu gehen? Ich mag das nicht beurteilen.


flowers jerry

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Entna*ifizierung meiner Mutter

W.W., (vor 3443 Tagen) @ jerry

bis eben haben Sie von Bruker noch gesagt, Ich habe ihn immer für einen ehrenwerten Mann gehalten. Ich kann und will das nicht anders sagen. Ich muss es sogar tun. Dies ließ mich aufbegehren: Nach heutigem Wissensstand sollten Sie dies nicht mehr 'tun müssen'.

Es ging mir darum, dass ich als junger Arzt bei Bruker nichts erlebt habe, dass ihn mir unangenehm oder verdächtigt machte. Ganz im Gegenteil! Ich habe ihn teilweise sogar verehrt.

Warum ich mich von ihm trennte? Ich glaube, er hatte eine Neigung dazu, das, was er für richtig hielt, wie ein Scharlatan zu vertreten.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihm damit Unrecht tue, aber er hatte etwas Verführerisches, Volksverführerisches. Ich glaube, er hielt sich für klüger als das Volk und seine Patienten.

Vielleicht war er das auch, aber das gab ihm etwas Guruhaftes und Engstirniges. Aber Schwamm darüber...

Meine Mutter - Jg.1925 - war zum Zeitpunkt der Machtergreifung acht Jahre alt. Die Mitgliedschaft im BDM (Bund deutscher Mädel, der 'Hitlerjugend weiblicher Anteil') war seit 1936 verpflichtend ..., dies also seit sie elf Jahre alt war.

Die weibliche Gemeinschaft mit ihrer Lagerfeuerromantik, Naturverbundenheit, Singen, Tanzen (!) etc. war 'ihr Ding', sie hatte organisatorisches Talent und Gruppenleiterqualitäten und brachte es bald bis zur 'Scharführerin'.

Zugleich war sie im katholischen Glauben tief verwurzelt, hilfsbereit, 'moralisch'... Nach fremdbestätigten Erzählungen war sie mit ihrer Mädelstruppe mal im Hauptbahnhof ihrer Heimatstadt unterwegs, als dort vorübergehend ein Güterzug hielt, durch dessen Bretterverschalung dürstende Menschen um Wasser bettelten.

Meine Mutter veranlasste ihre Mädels daraufhin, jenen 'notleidenden' Menschen aus mitgeführten Thermosflaschen etc zu trinken abzugeben und Wasser nachzuholen - woraufhin sie und die Mädels von Bewaffneten rüde zurückgestoßen wurden: dies sei nix für sie und sie sollten besser einen Abgang machen.

Schrecklich!:-(

Auch in der Reichspogromnacht hatte sie am Fenster gestanden und gesehen, wie jüdische Nachbarn durch die Straßen getrieben wurden. Die Großmutter zog sie weg mit etwa den Worten, was da geschehe sei furchtbar und man gucke besser nicht hin.

Kurz vor Kriegsende hatte sie auf Gymnasiallehrerin zu studieren begonnen: Im Zuge der Entnaz*fizierung sah sie nicht nur - erstmals - die Filme mit Originalaufnahmen aus Vernichtungslagern, sondern man schränkte ihr Studienziel ein auf 'technische Lehrerin' für Sport, Hauswirtschaftslehre und Handarbeit. Wegen ihrer 'leitenden' Rolle im 1000jährigen Reich...

Es dürfte ihr vor Scham und Trauer beinahe das Rückgrat gebrochen haben, an was sie 'wegschauend' beteiligt gewesen;
ihr berufliches und privates Leben stand von vornherein unter einem strafbegrenzenden Einfluss;
wenn sie (die sie später 'emanzipierte Frau' war mit ablehnender Einstellung zur Koedukation beider Geschlechter: weil das roh Männliche der freien Entwicklung von Mädchen /jungen Frauen im Wege stehe...!) von der BDM-Romantik zu schwärmen begann, bekam sie unmittelbar heftige Widerrede von uns, ihren Söhnen, die auf die zeitgleichen Na*iverbrechen gegen die Menschlichkeit aufmerksam machten, und die Zusammenhänge des Einen mitdem Anderen...

Das bewegt mich sehr, was Sie berichten.flowers So etwas meine ich! Man fühlt sich von etwas angezogen, Ihre Frau Mutter vom Lagerfeuer, den Volksliedern und der Gemeinschaft. Bruker vielleicht von der Naturverbundenheit, Lorenz von dem, was man von Tieren lernen kann.

Aber dann ging all das nach dem Krieg in eine Haltung über, die 'verpönt' und uns 'eingeimpft' worden war - und entna*ifiziert werden musste: Lagerfeuerromantik und Naturverbundenheit und Heilkräuter waren auf einmal vom Teufel, weil die Na*is sie geliebt hatten.

Ich habe das lange nicht so formulieren können, erst Renate_S. hat mir die Augen dafür geöffnet. Ich hatte schon als junger Mann eine Affinität zu Konrad Lorenz und der Annahme, dass wir Menschen den Tieren viel näher sind, als wir uns eingestehen möchten. Und dass Zivilisation degeneriert!

Dann erfuhr ich peu à peu, dass auch Konrad Lorenz Na*i gewesen war und möglicherweise sehr biologistisch eingestellt war, und ich schämte mich dafür, dass er mich aufs Glatteis geführt hatte...

Mein Problem ist sehr kompliziert, denn ich bin wie ein Romantiker, der einer schönen Welt nachtrauert, einer Welt, die durch unsere Schuld zerstört wurde, und jetzt denke ich darüber immer wieder nach - und mein Roman wird und wird nicht fertig.:-(

W.W.

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