Äh-Bäh-Fau und MS (Allgemeines)
Bin mal wieder über einen Artikel gestolpert, der sich mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) und MS beschäftigt. Er geht in die übliche Richtung, produziert dann aber zum Schluß einen Satz, der auffhorchen läßt:
"Insgesamt deutet unsere Studie darauf hin, dass MS nicht nur mit einer höheren EBV-Antikörper-Seroprävalenz verbunden ist (Bjornevik et al., 2022), sondern auch mit einem breiteren EBV-spezifischen TCR-Repertoire [TCR = T-Zell-Rezeptor des peripheren Blutes], selbst bei eineiigen Zwillingspaaren mit übereinstimmendem, seropositivem EBV-Status und identischer Genetik sowie frühkindlichem Umfeld.
Künftige Studien sollten klären, ob dieses breitere Repertoire gegen EBV bei MS nur ein Nebenprodukt einer mutmaßlich abweichenden Immunantwort ist oder ob es die Krankheitspathologie vorantreibt."
Da wird nun endlich mal offen die Frage gestellt, ob die besonderen Reaktionen von MS-Patienten gegen EBV tatsächlich ein Beleg dafür sind, daß EBV die MS-Erkrankung vorantreibt (bzw. mit-verursacht?).
Oder ob die unterschiedlichen Immunreaktionen nicht ein Nebenprodukt darstellen;
oder mit meinen Worten:
Haben wir es hier nur mit einer Gleichzeitigkeit von zwei unterschiedlichen Prozessen zu tun, aber keinen ursächlichen Zusammenhang (tatsächlich stellen all diese Studien ja nur ein gleichzeitiges Vorhandensein fest).
Und dann noch dies: könnte es nicht sein, daß die Erkrankung an MS dazu führt, daß der Körper anders auf EBV reagiert, als bei Nicht-an-MS-erkrankten-Menschen?
Disclaimer: ich kann mich die ganze Zeit über irren, oder etwas mißverstanden oder übersehen haben.
Schönes Wochenende!
Gruß
Boggy
Quelle:
https://rupress.org/jem/article/219/11/e20220650/213431/Broader-Epstein-Barr-virus-spec...
September 01 2022
"Broader Epstein–Barr virus–specific T cell receptor repertoire in patients with multiple sclerosis"
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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.