Wunder(sames) (Straßencafé)

Boggy, Dienstag, 06.06.2023, 16:47 (vor 323 Tagen)

Ich habe mich selbst überrascht.
Vorab: dieser Beitrag ist wohl eher für Menschen mit Interesse am Zen-Buddhismus, oder in einem weiteren Sinne, mit einem Sinn für aufrichtige, heilsame Spiritualität.

Also.
Es gibt im Zen-Buddhismus ein zentrales Sutra: das "Hannya Shingyo" (japanisch). Ich rezitiere es jeden Abend in meiner kleinen Meditationszeremonie vor dem Schlafengehen.
Nun ist mir etwas passiert, das mich selbst überrascht hat: ich habe eine - sagen wir - musikalische Fassung des Sutras gefunden, mehr durch Zufall, gesungen von einer Frau namens Tinna Tinh. In einer Situation, in der ich Trost brauchte, und ein Heraustreten aus einer dunklen inneren Verfassung, eine kleine Befreiung.

Da höre ich also diese gesungenen Fassung des Hannya Shingyo, und bin auf einmal tief gerührt, mein Herz öffnet sich, zurückgehaltener Schmerz wird frei, und mein Geist, mein Körper öffnen sich mit alldem, und es fühlt sich wie eine kleine Befreiung an.

Was mich kurz beschäftig hat. Hätte ich - von einem ganz anderen Standpunkt aus - diese gesungene Fassung vielleicht als eine Form von Religionskitsch betrachtet? Genau bei diesem Punkt war ich mir nicht sicher. Spielt das eine Rolle?

Meine Antwort an mich war: nein.

In genau dieser, meiner Lebenssituation hat nur dies Bedeutung => Was mir in dieser Weise geholfen hat, ist kostbar. Jenseits von Fragen nach "traditionell" und oder "Kitsch".
Was hilft, was Leid mindert, ist kostbar.

(Man kann das hier auch unter das Thema "Stressreduktion" listen. ;-) )

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Hier die traditionelle Form der Rezitation des Hannya Shingyo, für alle Interessierten.
Traditionell:

https://www.youtube.com/watch?v=fi_ppbUW0bk

Und hier =>
Tinna Tinh:

https://www.youtube.com/watch?v=GgfmLuUGETc
------------------------

Ich fühle mich immer noch leichter, und heller im Geist und im Körper, und das ist gut so,

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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Musik kann heilen

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 06.06.2023, 22:41 (vor 323 Tagen) @ Boggy

.
Mantra zur Beseitigung aller Hindernisse-

Das klingt doch prima!

Und es tut gut zu Hören, dass dich das bewegt hat,
dass es dich leichter und heller machte.

Was mich kurz beschäftig hat. Hätte ich - von einem ganz anderen Standpunkt aus - diese gesungene Fassung vielleicht als eine Form von Religionskitsch betrachtet? Genau bei diesem Punkt war ich mir nicht sicher. Spielt das eine Rolle?

Ist Hair auch Kitsch??
Ich hab das letzthin wieder mal gesehen. Die Szene, als George Berger über das Flugfeld in den Truppentransporter zieht, hat mich auch seeehr berührt, mehr als in früherer Zeit. Hair(Manchester,England,England)

Musik kann ganz tief in dir was bewegen:
Gut, wenn noch was da ist, noch was bewegt werden kann

Bewegung ist Leben

In genau dieser, meiner Lebenssituation hat nur dies Bedeutung => Was mir in dieser Weise geholfen hat, ist kostbar. Jenseits von Fragen nach "traditionell" und oder "Kitsch".
Was hilft, was Leid mindert, ist kostbar.

Herzliche Grüße

--
das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Musik kann heilen

Boggy, Mittwoch, 07.06.2023, 10:01 (vor 323 Tagen) @ naseweis

Ist Hair auch Kitsch??
Ich hab das letzthin wieder mal gesehen. Die Szene, als George Berger über das Flugfeld in den Truppentransporter zieht, hat mich auch seeehr berührt, mehr als in früherer Zeit. Hair(Manchester,England,England)

Ich habs mir auch nochmal angehört/angesehen. Diese Musik und die Szene berührt mich auch, dieser gesamte Abschluß.
Es ist schon sooo lange her, daß ich den Film gesehen habe, und ich kann/konnte mich an vieles nicht mehr erinnnern. Auch an diese Szenen nicht mehr.
Damals, als der Film herauskam, hatte ich auch noch langes Hair. :-)

Herzliche Grüße
:wink:

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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kann Hair heilen

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Mittwoch, 07.06.2023, 12:25 (vor 323 Tagen) @ Boggy

Damals, als der Film herauskam, hatte ich auch noch langes Hair. :-)

Herzliche Grüße
:wink:

Das hätt ich gern mal gesehen ... :clap:

Tu felix bavaria!

Morgen ist wieder mal ein Feiertag bei schönstem Wetter.

mit großem Mitgefühl und Bedauern für alle, die nicht im markierten Bereich leben

[image]

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während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Heilsames - Thich Nhat Hanh

Boggy, Freitag, 09.06.2023, 14:18 (vor 320 Tagen) @ Boggy

Nachdem ich durch Zufall auf Tinna Tinhs musikalische Fassung des "Hannya Shingyo" auf Youtube gestoßen bin, habe ich da noch ein bißchen mehr geblättert und habe ein weiteres Video gefunden, das mir gerade gut tut und mir hilft, in einer schwierigen Lebenssituation.

Es ist, was in Englisch ein "chant" genannt wird, und für mich ist die beste Übersetzung dazu: ein rezitativer Gesang.
In diesem Fall mit dem vor noch gar nicht langer Zeit verstorbenen vietnamesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh.

Es wird der Name des Bodhisattva Avalokiteshvara rezitiert, der Bodhisattva des Mitgefühls. Bodhisattvas sind im buddhistischen Verständnis Buddhas, die in der Welt bleiben, um den leidenden Wesen zu helfen.

"Namo Avalokiteshvara"

https://www.youtube.com/watch?v=ntBfYFFlbV8

Es gibt eine ausführliche Erläuterung zu "Namo Avalokiteshvara" durch Thich Nhat Hanh, allerdings in Englisch. Ich werde ein paar Auszüge übersetzen.

Gruß
Boggy

______

https://plumvillage.app/listening-to-namo-avalokiteshvara/

"Wir werden heute mit dem Chanten beginnen. Und jeder ist eingeladen, sich an der Praxis des Zuhörens zu beteiligen. Die Mönche werden den Namen von Avalokiteshvara chanten.
Avalokiteshvara ist der Name eines erleuchteten Wesens, das es versteht, auf das Leiden in sich selbst und das Leiden in der Welt zu hören.
Dies ist eine sehr tiefe Übung.
(....)

Avalokiteshvara ist die Art von Bodhisattva, die auf das Zuhören spezialisiert ist.
Zuerst geht er zu sich selbst zurück und hört auf das Leiden in seinem Inneren. Wenn er auf das Leiden in seinem Inneren hört, kann er das Leiden seiner Eltern, seiner Vorfahren und gleichzeitig das Leiden anderer Menschen in der Gesellschaft verstehen.
(...)

Die Praxis, dem Leiden zuzuhören, gibt dem Mitgefühl eine Chance, zu entstehen. Wenn Mitgefühl aufkommt, fühlt man sich besser und leidet weniger. Das kann sehr schnell geschehen. Das ist die Praxis der Achtsamkeit gegenüber dem Leiden. Du bist achtsam gegenüber deinem eigenen Leiden. Du bist achtsam für das Leiden der anderen Person. Du bist achtsam für das Leiden der Welt. Achtsamkeit gegenüber dem Leiden bringt Mitgefühl und Verständnis.
(...)

Wenn wir sitzen und zuhören, können wir genau dasselbe tun. Wir müssen nicht laut rezitieren. Wir folgen unserem Ein- und Ausatmen, und wir kehren zu uns selbst zurück. Wir haben keine Angst davor, mit dem Leiden im Inneren in Berührung zu kommen. Wir erlauben uns, unser eigenes Leiden zu umarmen.
(...)

Öffnen wir unseren Körper und lassen wir die Energie der Achtsamkeit und des Mitgefühls in unseren Körper eindringen. Das können wir tun. Und wenn wir das tun können, dann wird ein paar Minuten später eine Veränderung eintreten. Die Anspannung in unserem Körper, der Schmerz in unserem Körper wird verschwinden. Weil wir unserem Körper und unserem Geist erlauben, von der kollektiven Energie der Achtsamkeit und des Mitgefühls, die durch das Chanten erzeugt wird, umarmt zu werden.
(...)
In unserem Körper gibt es Spannungen und Schmerzen. Wenn wir unserem Körper erlauben, sich von der Energie der Achtsamkeit und des Mitgefühls umarmen zu lassen, können wir die Verspannungen lösen und die Schmerzen sehr leicht in nur wenigen Minuten lindern. Und wir werden uns nach ein paar Minuten des Zuhörens viel besser fühlen. Zuhören, fühlen und nicht denken."

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Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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