MS und Fatigue (Allgemeines)

Boggy, Dienstag, 21.03.2023, 11:53 (vor 373 Tagen)

Bei den Amseln gibts nun einen Thread zum Thema "MS und Fatigue"; und ein Forist fragt: "wie äußert sich denn bei Euch genau das Symptom “Fatigue”?"
Wir hatten das Thema ja auch schon hier und da.
Ich dachte mir, es kann nicht schaden, es nochmal aufzunehmen, und ich habe eine kleine Übersicht zusammengestellt:

Ich kenne bei mir die Fatigue hauptsächlich als starke körperliche und geistige Erschöpfung und Schwäche.
"Fatigue" als => eine schnelle Erschöpfbarkeit, Erschöpfung, Schwäche auf körperlicher und geistiger (Konzentrationschwierigkeiten, "Nebel" im Gehirn o.ä.) Ebene.
Die körperliche Ebene betrifft auch muskuläre Schwäche und schnelle muskuläre Erschöpfbarkeit.
Und Fatigue-"Müdigkeit" ist mehr und anders als normale Müdigkeit.
Und Konzentrationsschwierigkeiten, verlangsamtes Denken, Benommenheit können auch zu den kognitiven Problemen bei MS gehören. Da überschneiden sich eventuell Fatigue und kognitive Behinderung (?).

Wenn ich mich körperlich überlastet haben, dann macht sich das auch am Folgetag noch deutlich bemerkbar.
Ich kenne z.B. die "erfrischende" Wirkung von draußen Spazierengehen/Bewegen, aber ich kann das oft nicht, weil ich muskulär zu schnell zu schwach werde. Der Frischeeffekt wird durch den Fatigue-Erschöpfbarkeitseffekt aufgehoben oder sogar verhindert.

Deshalb ist aus meiner Sicht gerade der oft gepriesen "Sport" als Gegenmittel gegen Fatigue, eben genau wegen der Fatigue u.U. ein falscher Weg, wenn man nicht auf sich selbst und die tatsächlich vorhandenen Kräfte achtet.

Ich unterscheide Fatigue von Depression: bin ich "nur" erschöpft und schwächlich, ist es Fatigue.
Stecke ich unabhängig von körperlicher oder geistiger Überlastung in niedergeschlagenen, dunklen Gefühlen und Bedrücktheit fest, und verbessert sich das nicht durch Ausruhen, gehe ich eher von einer "depressiven"-bedrückt-niedergeschlagenen Stimmungslage aus (damit meine ich aber NICHT sofort einen psychopathologischen Zustand. Dunkel-bedrückte Gefühlslagen sind imho Teil des Menschseins und in vielen Fällen eine "natürliche" und passende Reaktion auf Ereignisse etc.).

Das wars mal für heut ...

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

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Fatigue

MS und Fatigue

kirstenna @, Dienstag, 21.03.2023, 15:10 (vor 373 Tagen) @ Boggy

Die Fatigue war das erste, was ich wahrnahm an der Erkrankung und es hält immer länger an.

Ich weiß es dann beim Aufstehen, das an dem Tag nichts geht und manchmal auch am nächsten Tag nichts.

Auch Überfälle von Müdigkeit am Tag kenne ich, wenn ich schon morgens aktiv war.

Es ist ein kolossale Erschöpfung, wie bei schwerer Grippe, man will und kann nicht mehr.

Man kann nichts unternehmen und es ist besser, das passiert zu Hause und nicht irgendwo draußen.

Ich kalkuliere es ein bisschen mit ein.

Einen Tag etwas erledigen oder unternehmen und nichts am nächsten.

So versuche ich zurecht zu kommen.

Geistig nimmt es auch mit.

Ich bemerke an mir, dass ich Dinge, wo ich mich entgegen entscheide, oft nur an darauf folgenden Tagen klären kann.

Mir fehlt die mentale Stärke zum NEIN.

Sport geht oft gar nicht, bestenfalls moderate Bewegung.

Das vor-sich-hin-dümpeln gewinnt die Oberhand.

Und am liebsten lenke ich mich ab.

Irgendwas zur Unterhaltung.

Eigentlich ist das eine komplette Bankrott Erklärung, die auch alle familiären und sozialen Bindungen konterkariert.

Nur mein neues Anti-Depressions-Team Bella und Bruno stört es nicht.

Sie schlafen sehr lange.

Sie finden es ok, wenn ich mich lang ausstrecke.

Sie lieben mich so wie ich bin.

Bella und Bruno

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Fatigue

MS und Fatigue

W.W. @, Dienstag, 21.03.2023, 17:08 (vor 373 Tagen) @ Boggy

Lieber Boggy,

ein ausgezeichneter Überblick!:-)

W.W.

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MS und Fatigue

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 21.03.2023, 21:31 (vor 373 Tagen) @ Boggy

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

MS und Fatigue

W.W. @, Mittwoch, 22.03.2023, 09:27 (vor 372 Tagen) @ naseweis

Es gibt Krankheiten, denen man nicht so genau ansieht, ob es sich um Krankheiten handelt. Sie fallen kaum auf und werden deswegen auch kaum beachtet. Die Fatigue scheint mir dazuzugehören, weil sie nicht wehtut.

Ist es wahr, dass es eigentlich der Schmerz ist, der die Krankheit auszeichnet? Natürlich nicht! Die Schlaflosigkeit, der Verlust der Lebensfreude - und nicht zuletzt die Müdigkeit.

Wolfgang

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MS und Fatigue

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Mittwoch, 22.03.2023, 11:27 (vor 372 Tagen) @ W.W.

Die Schlaflosigkeit, der Verlust der Lebensfreude - und nicht zuletzt die Müdigkeit.

Wolfgang

Schlaflosigkeit?
echt jetzt?
kannte ich noch nicht

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

MS und Fatigue

W.W. @, Donnerstag, 23.03.2023, 10:01 (vor 371 Tagen) @ naseweis

Schlaflosigkeit?
echt jetzt?
kannte ich noch nicht

Es gibt die Schlaflosigkeit nicht nur bei Edgar Allen Poe oder bei Hitchcock, sondern auch die anscheinend ganz normale Schlaflosigkeit wie die von Johann Gottlieb Goldberg, für den Bach die Goldberg-Variationen schrieb, um ihm zu helfen, besser einzuschlafen.

Das ist das eine. Das andere (und Wichtigere!) ist, was Agno kurz bemerkte: Alles scheint heutzutage bedeutungsschwanger zu sein und auf etwas hinzudeuten, was vielleicht erst klarer wird, wenn man es in eine Skala von 1 bis 10 packt oder als ein Kriterium für den ICD benutzt.

So wird das Harmloseste zum Bedeutsamen; so dass, wenn einem manchmal ein Name nicht einfällt, das ein Demenzsymptom sein könnte. So vieles ist an sich ganz normal, aber verdächtig, wenn es in Psychotests in Frauenzeitschriften angekreuzt wird.

Manchmal, wenn ich überlastet bin, bin ich affektinkontinent, es spricht unüberlegt aus mir heraus, ohne dass ich genügend darüber nachgedacht habe. Es könnte allerdings auch ein Demenzsymptom sein!? Oder ist es mein Charakter? Sogar meine Neigung über schräge Witze zu lachen, könnte ein Hinweis auf eine beginnende Demenz sein.:confused: (Ich meine Witze, über die sonst kein anderer lachen kann.)

Oder meine Stimmungsschwankungen...:confused: Spiegeln sie das wider, was mir im Alltag passiert ist? Oder bin ich manisch-depressiv?

Es wird zu viel psychologisiert und das normale Leben immer mehr verfremdet! Die Medikalisierung schreitet immer weiter fort!!! So, dass man manchmal versucht ist, ein Beruhigungsmittel oder ein Antidepressivum einzunehmen, wenn es einem nicht so gut geht. Als ob man nicht mal schlechte Laune haben dürfe!

Wolfgang

Schlaflosigkeit vs Fatigue

sole, Donnerstag, 23.03.2023, 14:02 (vor 371 Tagen) @ W.W.

Ich hatte den Beitrag auch so gelesen, als ob Schlaflosigkeit eine Fatiguefolge wäre.

Das kenn ich so nicht.

Schlaflosigkeit kenn ich mit anderen Anlässen.

Schlaflosigkeit vs Fatigue

Boggy, Donnerstag, 23.03.2023, 15:04 (vor 371 Tagen) @ sole

Ich hatte den Beitrag auch so gelesen, als ob Schlaflosigkeit eine Fatiguefolge wäre.
Das kenn ich so nicht.
Schlaflosigkeit kenn ich mit anderen Anlässen.

Ich hatte nichts von Schlaflosigkeit im Zusammenhang mit Fatigue geschrieben.
Nach meinem Wissen hat Schlaflosigkeit nichts mit Fatigue zu tun.

Gruß
Boggy

--
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Schlaflosigkeit vs Fatigue

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Donnerstag, 23.03.2023, 15:53 (vor 371 Tagen) @ Boggy

.
Ww hat die Schlaflosigkeit ins Spiel gebracht.
https://ms-ufos.org/index.php?id=79439

Mich hat die Erwähnung der Schlaflosigkeit im Zusammenhang mit Fatigue hellwach gemacht ...:-D

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Schlaflosigkeit vs Fatigue

W.W. @, Donnerstag, 23.03.2023, 18:33 (vor 371 Tagen) @ naseweis

Leider hatte ich mich unklar ausgedrückt!:-( Ich fürchte, wenn man missverstanden wird, hat man selbst Schuld daran!

Wolfgang

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MS und Fatigue

agno @, Donnerstag, 23.03.2023, 15:40 (vor 371 Tagen) @ W.W.

Schlaflosigkeit?
echt jetzt?
kannte ich noch nicht


Es gibt die Schlaflosigkeit nicht nur bei Edgar Allen Poe oder bei Hitchcock, sondern auch die anscheinend ganz normale Schlaflosigkeit wie die von Johann Gottlieb Goldberg, für den Bach die Goldberg-Variationen schrieb, um ihm zu helfen, besser einzuschlafen.

Das ist das eine. Das andere (und Wichtigere!) ist, was Agno kurz bemerkte: Alles scheint heutzutage bedeutungsschwanger zu sein und auf etwas hinzudeuten, was vielleicht erst klarer wird, wenn man es in eine Skala von 1 bis 10 packt oder als ein Kriterium für den ICD benutzt.

Heutzutage :confused: rofl Der Versuch einer Schmerzskala stammt von 1948. Der quantifizierbaren Einheit für Schmerz, wurde der Name "dol” verliehen :-D


So wird das Harmloseste zum Bedeutsamen;...
Wolfgang

Du schweifst ab und verlierst Dich. Das Thema war Fatique. Das zerbröseln der sozialen Struktur ist Schmerz. Fatique ist nicht quantifizierbar, nicht messbar, nicht zu beschreiben.

agno

P.S.: Als Forscher des eigenen Untergangs ist die Fatique, für mich, spannend :-D
Sie ist mit Willen nicht zu beeinflussen. Allerdings scheinen extreme Emotionen (Todesangst oder gleichwertiges), in meinem Fall, durchaus zu funktionieren :-)

P.P.S.: Ich kann im Vergleich mit Schlafmangel keine nützlichen Aspekte finden.
https://www.emotion.de/leben-arbeit/burnout/schlafmangel?

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

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MS und Fatigue (Vertrauen statt messbare Beweise)

agno @, Mittwoch, 22.03.2023, 13:49 (vor 372 Tagen) @ W.W.

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/schmerzen-medizin-terrax-mai-thi-kolumne-100.html
Vertrauen statt messbare Beweise
In meinem Link geht es zwar um Schmerzen, aber nach meinem Dafürhalten müsste, auch bei Fatique, Vertrauen reichen.
Kirstenna schreibt: "...eine komplette Bankrott Erklärung, die auch alle familiären und sozialen Bindungen konterkariert...."
Wer braucht da noch eine Skala?
agno

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