Neuer Versuch mit körpereigenen gen-modifizierten T-Zellen (Therapien)

Michael27 @, Sonntag, 18.09.2022, 19:13 (vor 558 Tagen)

An der Universität Erlangen-Nürnberg hat man einen erfolgreichen Versuch unternommen, mit körpereigenen gen-modifizierten T-Zellen Autoimmun-Krankheiten zu behandeln.

Einen Artikel dazu findet man hier:
https://www.infranken.de/lk/erlangenhoechstadt/fau-erlangen-durchbruch-bei-aufloesung-v...

Die wissenschaftliche Veröffentlichung (auf Englisch) findet man hier:
https://www.nature.com/articles/s41591-022-02017-5

Konkret ging es hierbei um 6 Patientinnen und Patienten, die schwer an Systemischem Lupus erythematodes („Roter Wolf“), kurz SLE, erkrankt waren. "Unmittelbar nach der Therapie löste sich die Autoimmunerkrankung völlig und nachhaltig auf."

"Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler planen nun eine sogenannte Basket Studie zu Beginn des Jahres 2023, in der es Patienten mit verschiedenen Formen schwerer Autoimmunerkrankungen ermöglicht wird, eine Therapie mit CAR T Zellen zu erhalten."

Der Ansatz entspricht nach meinem Verständnis genau demjenigen von Atara mit ATA-188, welches derzeit in der EMBOLD-Studie bzgl. progredienter MS-Verläufe getestet wird (https://www.atarabio.com/pipeline/ata188/).

Michael

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Neuer Versuch mit körpereigenen gen-modifizierten T-Zellen

agno @, Montag, 19.09.2022, 07:46 (vor 557 Tagen) @ Michael27

Hi Michael
Danke!
https://www.infranken.de/lk/erlangenhoechstadt/fau-erlangen-durchbruch-bei-aufloesung-v...
Zitat: "...wurde den CAR-T Zellen die Fähigkeit beigebracht, diejenigen Immunzellen unschädlich zu machen, die die selbstzerstörerischen Antikörper gegen die körpereigenen Zellen bilden: die B Zellen...."
Gibt es bei MS auch "selbstzerstörische B-Zellen-Antikörper hinter der Blut-Hirnschranke, im Gehirn?"
Oder sind da nur die Antikörper am falschen Ort?
Ist das Thema der erschöpften T-Zellen durch EBV bzw Herpes, auch bei der MS ein Thema?
https://www.riffreporter.de/de/wissen/corona-long-covid-blutwerte-biomarker-labortest-c...
gruß agno

P.S.: Last but not least
https://www.n-tv.de/wissen/Psyche-soll-bei-Post-Covid-eine-Rolle-spielen-article2359064...
Wie passt das zur MS?

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Neuer Versuch mit körpereigenen gen-modifizierten T-Zellen

W.W. @, Montag, 19.09.2022, 10:03 (vor 557 Tagen) @ Michael27

Lieber Michael,

könnte es nicht sein, dass je mehr sich unser Augenmerk auf immunologische Prozesse bei der MS richtet, desto mehr die Grenze zwischen Geist und Körper verschwimmt?

Dass die Immunologie eine schwer beschreibbare Zwischenposition zwischen Körper und Seele einnimmt, die Immunologen ignorieren, weil sie sich in aller Regel als Organmediziner verstehen?

Könnte es also sein, dass es keine klare Grenze zwischen Körper und Seele gibt? Dass irgendwann einmal in den Lehrbüchern zurückblickend gesagt werden wird, dass bis ins 21. Jahrhundert hinein das Paradigma galt, dass man alle Krankheiten wie selbstverständlich in Körperliche und seelische unterteilte?

W.W.

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Grenzen der Heilung aufheben

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Montag, 19.09.2022, 13:41 (vor 557 Tagen) @ W.W.

Lieber Wolfgang,

Könnte es also sein, dass es keine klare Grenze zwischen Körper und Seele gibt? >
W.W.

Ich "glaube", dass ich als Mensch mit Multiple Sklerose (mit vorhandenen Einschränkungen) nicht allein steh, wenn ich die Hoffnung auf einen „Reset-Knopf“ habe.

So wichtig ist mir die MS jetzt auch nicht, dass ich deswegen ein hypothetische Grenze zwischen Geist und Körper als Hinderungsgrund der Heilung zulassen wollen würde.

Restitutio ad integrum wär klasse, bin aber zur Not auch mit kleineren Schritten zufrieden :-)

Der ebenfalls an der Studie beteiligte CAR T Zell Spezialist Dimitros Mougiakakos von der Universität Magdeburg spricht von einem „Reset-Knopf“, der durch die Gabe der CAR T Zellen im Immunsystem der betroffenen Patienten gedrückt wurde. „Erstaunlich ist, dass 100 Tage nach der CAR T Zelltherapie die B Zellen zwar wieder zurückkommen, die Erkrankung aber weiterhin wegbleibt“, meint Mougiakakos.

„Wenn man das Immunsystem der behandelten Patienten untersucht, erstaunt, dass die neu-aufgetretenen B Zellen ‚naiv‘ sind, ähnlich wie die im Körper eines Babys. Das zeigt, dass hier offensichtlich wirklich ein „Reset-Knopf“ gedrückt wurde“, sagt der ebenfalls an der Studie beteiligte Wissenschaftler Gerhard Krönke.

https://www.infranken.de/lk/erlangenhoechstadt/fau-erlangen-durchbruch-bei-aufloesung-v...


PS: Die Neurologen werden deswegen vmtl. nicht arbeitslos werden

--
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Chancen und Risiken der CAR-T-Zelltherapie

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Montag, 19.09.2022, 15:01 (vor 557 Tagen) @ Michael27

.
"Die CAR-T-Zell-Therapie bietet (wegen der exorbitanten Kosten bisher weltweit erst weniger als jährlich 10.000) austherapierten Patienten die Chance, ein B-Zell-Lymphom/Leukämie zu überleben. Bei 40 % bis 60 % kommt es jedoch zu einer schweren neurologischen Komplikation, die als ICANS („immune effector cell–associated neurotoxicity syndrome“) bezeichnet wird. Warum die CAR-T-Zellen, die im Labor auf die Suche und Zerstörung der Blutzellen „abgerichtet“ wurden, die Nervenzellen angreifen, ist unklar."

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/137134/CAR-T-Zell-Therapie-Alzheimer-Marker-NfL-...

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Chancen und Risiken der CAR-T-Zelltherapie

Michael27 @, Montag, 19.09.2022, 16:15 (vor 557 Tagen) @ naseweis

.
"Die CAR-T-Zell-Therapie bietet (wegen der exorbitanten Kosten bisher weltweit erst weniger als jährlich 10.000) austherapierten Patienten die Chance, ein B-Zell-Lymphom/Leukämie zu überleben. Bei 40 % bis 60 % kommt es jedoch zu einer schweren neurologischen Komplikation, die als ICANS („immune effector cell–associated neurotoxicity syndrome“) bezeichnet wird. Warum die CAR-T-Zellen, die im Labor auf die Suche und Zerstörung der Blutzellen „abgerichtet“ wurden, die Nervenzellen angreifen, ist unklar."

Die CAR-T-Zelltherapie ist ursprünglich eine Krebstherapie. Da wird bei Leukämie und bei B-Zell-Lymphomen mit ganz schwerem Geschütz gearbeitet: es werden T-Zellen entnommen und modifiziert, danach fast alle Lymphozyten gekillt und schliesslich die modifizierten T-Zellen wieder zurückgegeben, um gezielt gegen die "bösen" B-Zellen zu kämpfen.

Soweit vereinfacht der Ablauf, wie ich ihn als medizinischer Laie verstanden habe.

Atara versucht mit ATA188 die körpereigenen T-Zellen gegen diejenigen B-Zellen "scharf zu machen", in denen sich EBV-Viren verstecken/aufhalten. Dabei werden nicht massenhaft Lymphozyten gekillt vor dem Wieder-Einsetzen der modifizierten T-Zellen. Das Ganze geht also wesentlich sanfter über die Bühne. Zumindest habe ich es so verstanden.

Ob die CAR-T-Zell-Therapie bei Autoimmun-Erkrankungen nun ebenso brutal vorgeht wie bei den Krebs-Erkrankungen - oder ob man eher wie Atara "sanfter" vorgeht: keine Ahnung.

Interessant finde ich den grundsätzlichen Ansatz (der von der Krebstherapie in den letzten Jahren zunehmend auch bei neurologischen Erkrankungen ankommt), individualisiert vorzugehen. Das halte ich bei unserer "Krankheit der 1.000 Gesichter" für einen snnvollen Ansatz.

Michael

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sanfter Umgang

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Montag, 19.09.2022, 20:31 (vor 557 Tagen) @ Michael27

-> Das Ganze geht also wesentlich sanfter über die Bühne. Zumindest habe ich es so verstanden.


Ob die CAR-T-Zell-Therapie bei Autoimmun-Erkrankungen nun ebenso brutal vorgeht wie bei den Krebs-Erkrankungen - oder ob man eher wie Atara "sanfter" vorgeht: keine Ahnung.

Interessant finde ich den grundsätzlichen Ansatz (der von der Krebstherapie in den letzten Jahren zunehmend auch bei neurologischen Erkrankungen ankommt), individualisiert vorzugehen. Das halte ich bei unserer "Krankheit der 1.000 Gesichter" für einen snnvollen Ansatz.

Michael

Lieber Michael,
das klingt doch gut,
dass endlich mal jemand
mit MS-lerInnen sanft umgeht. ;-)

Schönen Abend

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Ich habe direkt in der FAU-Erlangen nachgefragt

UWE, Donnerstag, 22.09.2022, 17:22 (vor 554 Tagen) @ Michael27

Prof. Dr. Andreas Mackensen - Reset Knopf drücken

Sind auch Versuchsreihen bei MS geplant?
Wer wird rekrutiert?

LG
Uwe

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Denn Jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.
– René Descartes

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