Über das Alter (Straßencafé)

W.W. @, Dienstag, 02.08.2022, 13:16 (vor 605 Tagen)

Noch bis vor kurzem habe ich dem Alter keine besondere Beachtung gewidmet. Warum auch? Ich habe es sogar ignoriert, weil es mir unerfreulich erschien. Aber nun ich bin selbst alt geworden, und es hilft nicht, die Augen davor zu verschließen.

Was macht mich als alter Mensch aus? Manchmal mag man sie, aber oft auch nicht. Kein Mensch würde jemanden, der über 40 ist, in eine Fußballmannschaft aufnehmen, aber kann man mit 60 oder 70 nicht noch ein guter Trainer sein?

Ich muss gestehen, dass ich das Alter als einen Defektzustand betrachtet habe. Das liegt nahe, denn wenn die körperlichen Kräfte nachlassen, warum soll es mit den Geisteskräften nicht dasselbe sein?

Aber haben Kinder nicht ein besonderes Verhältnis zu ihren Großeltern? Oder nur deswegen, weil die so spendabel sind? Welches Kind würde sich auf dem Schoß seiner Großmutter etwas vorlesen lassen, wo doch das Fernsehen sehr viel interessanter ist?

Wenn es brenzlich wird, wie z.B. damals in der Kuba-Krise, wer sollte uns regieren? Kennedy oder Chrustschow? Hat es einen Sinn, dass die uralten Kardinäle einen neuen uralten Papst wählen?

Ich persönlich weiß, wenn ein Weltkrieg drohen würde, ich würde mich eher auf alte als junge Menschen verlassen, und möglicherweise lieber auf Frauen als auf Männer. Und lieber auf die GRÜNEN oder die CDU? Da wäre ich mir nicht so sicher...:confused: Und der IQ? Auch besonders schlaue Menschen können entsetzlich hysterisch und machtgierig sein.

W.W.

Über das Alter

Boggy, Dienstag, 02.08.2022, 15:24 (vor 605 Tagen) @ W.W.

Über das Alter ...
z.B. dies =>

Ich liebe diesen Song, ich liebe diesen Johnny Cash, ich liebe diesen Johnny Cash in diesem Video.

Ich fühle mich dem nah ...
die Wehmut ist mir vertraut ...
und ich bin trotz allem - mehr ...
und hier und da - auch anders ...
aber nicht nur ...

Johnny Cash - Hurt

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

Über das Alter

W.W. @, Mittwoch, 03.08.2022, 15:53 (vor 604 Tagen) @ Boggy

Schön-trauriges Lied! Mein Lieblingslied ist 'Green, green grass of home' von Tom Jones.

W.W.

Avatar

Über das Alter

agno @, Dienstag, 02.08.2022, 17:08 (vor 605 Tagen) @ W.W.

Noch bis vor kurzem habe ich dem Alter keine besondere Beachtung gewidmet. Warum auch? Ich habe es sogar ignoriert, weil es mir unerfreulich erschien. Aber nun ich bin selbst alt geworden, und es hilft nicht, die Augen davor zu verschließen.

Was macht mich als alter Mensch aus? Manchmal mag man sie, aber oft auch nicht. Kein Mensch würde jemanden, der über 40 ist, in eine Fußballmannschaft aufnehmen, aber kann man mit 60 oder 70 nicht noch ein guter Trainer sein?

Ich muss gestehen, dass ich das Alter als einen Defektzustand betrachtet habe. Das liegt nahe, denn wenn die körperlichen Kräfte nachlassen, warum soll es mit den Geisteskräften nicht dasselbe sein?

W.W.

Na, das ist doch ein wunderbares Statement, in einem MS-Forum, welches von vorwiegend "reiferen" MS-Betroffenen bevölkert wird. rofl angel smile thumb up lightbulb

liebe Grüße agno

P.S.: Diese vulnerable Population, die wuchtet noch einiges :-D

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Avatar

Über das Alter (Vorteile)

agno @, Dienstag, 02.08.2022, 20:00 (vor 605 Tagen) @ agno

https://www.programm-altersbilder.de/fileadmin/de.programm-altersbilder/content.de/4_Ka...

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Avatar

Über das Alter (Vorteile)

UWE, Dienstag, 02.08.2022, 22:41 (vor 605 Tagen) @ agno

Ich habe mal einen SF-Film gesehen, da wurde niemand älter als 30.

Eine charmante Vorstellung. shades
- bis 30 war ich noch gesund....

Wir suchen alle krampfhaft nach Dingen, weche im Alter besser sind als früher.
Und dabei lügen wir uns doch nur in die eigene Tasche.

Uwe

--
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
Denn Jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.
– René Descartes

Avatar

Über das Alter (Vorteile)

agno @, Mittwoch, 03.08.2022, 10:13 (vor 604 Tagen) @ UWE

Ich habe mal einen SF-Film gesehen, da wurde niemand älter als 30.

Eine charmante Vorstellung. shades
- bis 30 war ich noch gesund....

Wir suchen alle krampfhaft nach Dingen, weche im Alter besser sind als früher.
Und dabei lügen wir uns doch nur in die eigene Tasche.

Uwe

Dass man in der jugendlichen Leisungsfähigkeit theoretisch die Welt aus den Angeln heben konnte, ist im Alter bedeutungslos.
Man mag nicht mehr viel leisten können, aber man weiß wohin man will.
Im Endeffekt ist Lichtgeschwindigkeit irgendwohin mit weniger Nutzen verbunden als zielgerichtetes Schneckentempo. Wenn man im Leben viel Glück hat, dann darf man beides erleben.
Ich muss aber bei aller Meinungsarroganz gestehen, dass ich die Möglichkeit einräume, dass ich im Leben bisher brutal viel Glück hatte & deshalb eine etwas andere Sichtweise pflege.
agno

P.S.: Den Film kenne ich auch. In meinem Verständnis war das eher die Ablehnung vom Jugendwahn und Leistungsfetischismus.

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Über das Alter

W.W. @, Mittwoch, 03.08.2022, 10:40 (vor 604 Tagen) @ agno

Mir wird ganz langsam klar, worauf ich hinauswill, habe aber (wie immer) Schwierigkeiten, das auszudrücken:

Meine Tochter meint wohl, die Altersdemenz könnte ein Blick über eine Grenze in eine andere Welt sein, während ich der Ansicht war, eine Demenz sei ein Defekt - wie ein Auto, das mit der Zeit kaputt geht.

Jetzt meine ich nach längerem Nachdenken, dass das Gehirn bei der Altersdemenz nicht einfach einen Schaden erleidet (wie Teile eines Motors, die altersbedingt rosten), sondern dieser Schaden eine Geschichte hat, die in der Lebenswirklichkeit begründet ist.

Z.B. könnte ein alternder Mensch ein paar Enttäuschungen oder Kränkungen erleiden, weshalb er sich immer mehr zurückzieht. Das könnte ja so weit gehen, dass er jeglichen Kontakt mit der Welt einstellt, weil er mit ihr nichts mehr zu tun haben will, bzw. weil sie ihn nur aufregt und er keinen Sinn darin sieht, alte Wunden wieder aufzureißen.

Ich meine also, die Altersdemenz ist nicht nur ein Defekt, sondern ein Defekt, der seine Geschichte hat. Nun könnten Psychologen oder Psychotherapeuten eine sinnvolle Aufgabe wittern, aber sie gehen fehl, wenn sie meinen, man könnte einen gescheiterten Lebensweg so lange aufdröseln, bis man einen Punkt findet, wo der Lebensweg in eine falsche Richtung lief, und dann neu anfangen.

Das wäre ein typisch rationaler Ansatz, den ich bezweifele, aber wenn jemand schwere Enttäuschungen erlebt hat und er dement und garstig geworden ist, dann könnte man diese Widerfahrnisse zwar nicht ungeschehen machen, aber den Betroffenen das Gefühl geben, dass es sich lohnt, die das Fenster wieder ein wenig zu öffnen.

Wie ich selbst merke, fällt mir meine neue Sichtweise noch nicht ganz einfach, aber sie ist einem lebendigen Wesen eher angemessen, als der Vergleich mit einem toten Gegenstand, der einfach rostet. Eine neue Psychotherapie für die Altersdementen ist vonnöten! Und die muss ganz anders sein, als eine normale Psychotherapie!

Wolfgang

Avatar

Hey Alter, was geht?

agno @, Mittwoch, 03.08.2022, 11:08 (vor 604 Tagen) @ W.W.

Mir wird ganz langsam klar, worauf ich hinauswill, habe aber (wie immer) Schwierigkeiten, das auszudrücken:

Meine Tochter meint wohl, die Altersdemenz könnte ein Blick über eine Grenze in eine andere Welt sein, während ich der Ansicht war, eine Demenz sei ein Defekt - wie ein Auto, das mit der Zeit kaputt geht.

Jetzt meine ich nach längerem Nachdenken, dass das Gehirn bei der Altersdemenz nicht einfach einen Schaden erleidet (wie Teile eines Motors, die altersbedingt rosten), sondern dieser Schaden eine Geschichte hat, die in der Lebenswirklichkeit begründet ist.

...

Lieber Wolfgang, ich bin der Meinung das Du Dir diese Sache zu schwer machst.
Abseits aller Wissenschaft hat jeder seine eigene kleine Gesundheitsphilosophie. Da muss man nicht gegen irgend jemand kämpfen.
Ich denke dass das Gleichgewicht zwischen Naturverschleiß und Selbstreparatur mit dem Alter tendenziell eher richtung Verschleiß geht. Das wird sich wohl nie ganz aufhalten lassen.
Deine Weihsche Lebensgeschichtsphilosophie ist mir zusehr auf die Vergangenheit ausgerichtet. Das erscheint mir unproduktiv und praxisfern.
Anstelle von "hätte sollen" eher richtung "ist so" ;-) Was geht?

Eine neue Psychotherapie für die Altersdementen ist vonnöten! Und die muss ganz anders sein, als eine normale Psychotherapie!

Wolfgang

Weil ich glaube dass Neugier, Flexibilität und Aktivität dem Prinzip der Selbstreparatur dienen. Weil ich glaube dass das was man zum Selbsterhalt braucht so umfangreich ist, deshalb glaube ich dass man das mit Spass tun muss. Sonst klappt das nicht.
Frei nach Udo Lindenberg: ich mach "Mein Ding" https://www.youtube.com/watch?v=ZFwSjgC8Cr4

lG agno

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Avatar

Altsein ist nix für Weicheier..

UWE, Mittwoch, 03.08.2022, 12:35 (vor 604 Tagen) @ agno

Altsein ist für mich tatsächlich ein Defekt, den die Natur so nicht vorgesehen hat..

Aber da gibt es natürlich sehr viele unterschiedliche Ansichten.

Also mus jeder in der Tat "sein Ding" machen. shades

Uwe (letzter Kkommentar hierzu)

--
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand.
Denn Jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.
– René Descartes

Hey Alter, was geht?

W.W. @, Mittwoch, 03.08.2022, 15:41 (vor 604 Tagen) @ agno

Lieber Wolfgang, ich bin der Meinung das Du Dir diese Sache zu schwer machst.

Mag sein, dass nur das Schwere das Wahre ist!:confused: Jedenfalls meine ich, dass unsere Vorstellungen in die Irre gehen, wenn wird die Verknüpfung von Gehirnzellen mit dem Ineinandergreifen von Zahnrädern vergleichen.

Das Lebendige einer Nervenzell ist etwas fundamental anderes als das Tote eines Zahnrads.

Ich bleibe dabei: Unsere Gehirnzellen sterben nicht einfach so, sondern weil sie etwas ermüdet oder erschöpft hat. Unser Gehirn ist etwas anderes als ein Auto, das verrottet. Der Tod von Hirnzellen hat sehr wohl eine Geschichte.

Wolfgang

PS: Übriges gebe ich dir Recht, dass nur das, was Spaß macht, dem Gehirn gefällt. Stumpfes Brain-Joggen erweckt keine Hirnzelle zum Leben. Aber das Lächeln eines Kindes, um mal etwas ganz Kitschiges zu sagen.

Avatar

Hey Alter, was geht?

agno @, Mittwoch, 03.08.2022, 17:10 (vor 604 Tagen) @ W.W.

Lieber Wolfgang, ich bin der Meinung das Du Dir diese Sache zu schwer machst.

Mag sein, dass nur das Schwere das Wahre ist!:confused: Jedenfalls meine ich, dass unsere Vorstellungen in die Irre gehen, wenn wird die Verknüpfung von Gehirnzellen mit dem Ineinandergreifen von Zahnrädern vergleichen.

Das Lebendige einer Nervenzell ist etwas fundamental anderes als das Tote eines Zahnrads.

Ich bleibe dabei: Unsere Gehirnzellen sterben nicht einfach so, sondern weil sie etwas ermüdet oder erschöpft hat. Unser Gehirn ist etwas anderes als ein Auto, das verrottet. Der Tod von Hirnzellen hat sehr wohl eine Geschichte.

Wolfgang

PS: Übriges gebe ich dir Recht, dass nur das, was Spaß macht, dem Gehirn gefällt. Stumpfes Brain-Joggen erweckt keine Hirnzelle zum Leben. Aber das Lächeln eines Kindes, um mal etwas ganz Kitschiges zu sagen.

:-) Ein schönes Posting!
Du legst viel sehr Wert auf das "Sprachbild" von Leben & Krankheit?
Ich sehe Sprache als zielen, das nur annähern kann. Der eigentliche Wert liegt in der Absicht des Senders. Ja, entschuldigung! Manchmal zeiche ich auch sprachliche Bilder...;-)

Ich stelle mir Leben wie ein Fraktal vor. Das in jeder Vergrößerung immer wieder das Selbe zeigt. Leben das aus Tod & Geburt besteht. Ein Planet, ein Ökosystem, ein Lebewesen... Irgendwie hoffentlich in etwas mehr als weniger perfekter Erneuerung. Eine gelebte Vergänglichkeit. *seufz*

Ich glaube dass Sokrates sagte, dass man regelmäßig in Gedanken sterben üben sollte, um dann bereit zu sein.
Epikur meinte, dass der Tod keine Rolle spielt, solange man lebt ist man nicht tod. Wenn man tod ist, dann ist es auch egal.
Wobei nach meinem dafürhalten, beide das Prinzip "Platte putzen" kannten. Ich bin mir nicht sicher ob ich dieses Prinzip in das Ideal unserer aktuellen Zivilisation integrieren kann. :-(

liebe Grüße agno

P.S.: Die Natur hat beschlossen, dass die menschliche Überlebenszeit reicht. Sonst hätten wir ein besseres genetisches Reparaturset. So wie bei Elefanten und Walfischen.
https://scilogs.spektrum.de/marlenes-medizinkiste/warum-elefanten-keinen-krebs-bekommen/

--
Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum