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Lesempfehlung: Nichts ist leichter als Selbstbetrug (Zims 9) (Allgemeines)

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Mittwoch, 08.07.2020, 12:17 (vor 1386 Tagen)

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Zims 9 (neues aus Trier)
(da kann das regnerische Wochenende kommen... ;-) )

[image]

➡️ ms-stiftung-trier.de/zims-magazin
*Das Zitat auf dem Titel der neunten Ausgabe stammt übrigens von Demósthenes, einem der größten griechischen Redner, und das trotz einiger körperliche Einschränkungen, darunter das Stottern.
Sich von Beeinträchtigungen nicht aufhalten zu lassen und zu sagen, was schief läuft, darum geht es ja nicht nur uns, sondern auch im Interview mit Sigi Arnade („Ganz, ganz viel machen“).
Außerdem in dieser Ausgabe: ein ausführlicher Bericht zum Medikament Mayzent®, das, wie so häufig, stark angepriesen wurde, aber nicht hält, was es verspricht („Etikettenschwindel“).
In „Einfacher als gedacht“ haben wir uns dem Vorurteil gewidmet, dass die Anhänger von Nahrungsergänzungmitteln immer gern äußern, nämlich, dass der Nachweis der Wirksamkeit durch eine Studie zu teuer wäre.
„So ahnungslos“ widmet sich einer Publikation, die die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) kürzlich herausgebracht hat und welche die Biographien einiger ihrer Gründerväter zwischen 1933 und 1945 beleuchtet.
In „Psychologie der Interessenskonflikte“ erläutern wir, warum nicht nur Neurologen käuflich sind und wie gut diese Mechanismen der Meinungsbeeinflussung funktionieren.
Die Rubrik „Bockmist bei MS“ widmet sich diesmal zwei Themen zum Kopfschütteln, zum einen der Aussage, „stumme“ Rückenmarksläsionen würden einen schlechten MS-Verlauf voraussagen und zum anderen den viel zu verfrühten Versprechungen um die Brutontyrosinkinase-Inhibitoren durch Prof. Mäurer.
Zuletzt geht es in „Worum wir streiten“ um das Thema Corona, nämlich um die Frage, ob durch die Pandemie auch mehr Verständnis für MS-Betroffene entstanden ist.
Wir wünschen viel Erkenntnisgewinn beim Lesen und freuen uns, wie immer, über Feedback zu dieser Ausgabe.*

[Diese Einführung in die neue ZIMS 9 ist eine genehmigte Übernahme von der Facebookseite der MS-Stiftung Trier]

Die ZIMS 9 gibt es hier zum Download

Mehr Lesenswertes gibt es hier bei der MS-Stiftung Trier

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

Tags:
Zims, MS-Stiftung

Lesempfehlung: Nichts ist leichter als Selbstbetrug (Zims 9)

W.W. @, Donnerstag, 09.07.2020, 09:16 (vor 1386 Tagen) @ naseweis

Die neue ZIMS ist wieder ganz hervorragend!:-) Zunächst möchte ich erst einmal auf den Artikel von Nathalie Beßler hinweisen, die sie mit der Nazi-Vergangenheit der DGN auseinandergesetzt hat:

Die DGN lässt Biographien von 28 Neurologen aus
den Jahren 1933 – 1945 rekonstruieren und die
Frage stellen: Wer war ein Nazi?
Viel interessanter ist die Frage: Was kam danach?

Nathalie Beßler schreibt:
"Was sie herausgefunden haben, überrascht nicht:
„[…] fast alle gehörten in dieser Zeit irgendeiner
NS-Organisation an […]“ (S.11). Die Gründe für die
Mitgliedschaft waren unterschiedlich.
Es gab Neurowissenschaftler, die von echter politischer Überzeugung
und Fanatismus für die menschenverachtende Ideologie
des Nationalsozialismus angetrieben waren. So hat der
damals international bekannte Neurologe Max Nonne
eine Denkschrift verfasst, mit der er sich für die Tötung
„absolut unwerten Lebens“ ausspricht (S.15) und Georg
Schaltenbrand ging noch einen Schritt weiter, er hat mit
Menschenversuchen an Personen, die nicht einwilligen
konnten, zur Multiplen Sklerose geforscht (S. 43 ff). Die
Neurowissenschaftler Hugo Spatz und Julius Hallervorden
aber waren am umfangreichsten in „EuthanasieAktionen“ eingebunden,
indem sie die Gehirne vieler
hunderter ermordeter Patienten im Sinne einer „Begleitforschung
seziert“ hatten (S. 89 ff).

Der Mehrzahl der untersuchten Biographien weisen die Historiker
allerdings „[…] Opportunismus und Mitläufertum bis
zu einer rational-pragmatischen Einstellung im Hinblick
auf Karriere und Aufstiegschancen […]“ nach (S. 135).

Hier sind die Forschungsergebnisse über den Neurologen
Heinrich Pette sehr aufschlussreich (S. 35 ff). Dieser hatte
nach 1919 zielstrebig auf eine leitende Position im
Klinikum Hamburg Eppendorf hingearbeitet und wollte
das Erreichte offensichtlich nicht aufs Spiel setzen. Er
unterzeichnete, wie viele Kollegen auch, im November
1933 das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen
Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und
dem nationalsozialistischen Staat“ und war schon ab
1935 ein zentraler Akteur mit Kontakten zur Führungsebene
in Partei und Regierung.

Akademische Eliten hatten in den Jahren 1933-1945 in ihren
Äußerungen offensichtlich große Spielräume, diese wurden nicht nur
von der Partei- und Staatsmacht, sondern auch von den
Wissenschaftlern selbst abgesteckt, so die Autoren (S.
27). Es handelte sich zwar um ein „[…] politisch kontrolliertes,
aber intellektuell offenes Meinungsfeld, das
bloß auf einige Begriffshülsen festgelegt war“ (S. 6)."

W.W.

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