Artikel: MS und Identität (Allgemeines)

MO @, Zürich, Dienstag, 16.07.2019, 11:49 (vor 1739 Tagen)

Das ist einmal ein erfrischend anderer Blickwinkel auf die MS.
(wer nicht so gut englisch versteht öffnet den Link am besten im google chrome Browser und lässt sich die Seite auf deutsch übersetzen)

Zitat: MS and identity. We know what MS does to us physically – but what about to our self?
Übersetzt: MS und Identität. Wir wissen, was MS körperlich mit uns macht - aber was ist mit uns selbst?

ganzer Artikel hier: https://multiple-sclerosis-research.org/2019/07/identity/

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Identität

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MS; Eine biographische Störung, die man selbst in drei Schritten heilen könnte.

agno @, Dienstag, 16.07.2019, 12:20 (vor 1739 Tagen) @ MO

Ich habs mal durch den Google-Übersetzer gejagt und den interessantesten Satz zitiert.
Gruß agno

"... Erstens durch Erleben und Definieren von Beeinträchtigungen;
dann durch körperliche Einschätzungen und Identifizierung von Kompromissen und
schließlich - indem man die Kontrolle über die Krankheit aufgibt und mit der Erfahrung davon fließt.
..."
[image]

P.S.: Ein Fluß wäre anders ;-)
P.P.S.:
Es scheint mir so, als ob es uns unsere Kultur besonders schwer macht. Ich las mal vom chinesischen Umgang mit Problemen. Da wartet man erst mal ab und schaut ob das Problem später noch vorhanden ist. ;-)

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

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MS; Ein Unsinn

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 16.07.2019, 13:04 (vor 1739 Tagen) @ agno

.
und wer nicht geheilt ist,
hat es nur noch nicht probiert ??

da ist mir ein bisschen zuviel Psycho drin.

Neeee, neee, neee: so nicht.

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

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MS; Ein Missverständnis

agno @, Dienstag, 16.07.2019, 13:12 (vor 1739 Tagen) @ naseweis

.
und wer nicht geheilt ist,
hat es nur noch nicht probiert ??

da ist mir ein bisschen zuviel Psycho drin.

Neeee, neee, neee: so nicht.

Missverständnis!
Man heilt nicht die MS!
Man heilt die Störung und lebt gut mit MS.
Meinte die Dame.
Ich verwendete "könnte"!
Der Übersetzer meinte: "kommt vor"

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MS; Mist geschrieben

naseweis ⌂ @, in meinem Paradies, Dienstag, 16.07.2019, 13:14 (vor 1739 Tagen) @ agno

Missverständnis!
Man heilt nicht die MS!
Man heilt die Störung und lebt gut mit MS.
Meinte die Dame.
Ich verwendete "könnte"!
Der Übersetzer meinte: "kommt vor"


deine Überschrift hat mich gestört.
"die man selbst in drei Schritten heilen könnte."

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das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selber hilft (Voltaire)

Sisyphos hatte es auch nicht leicht

hab ihn anders verstanden

MO @, Zürich, Dienstag, 16.07.2019, 15:52 (vor 1739 Tagen) @ agno

Hallo Agno

deine Reaktion verunsichert mich jetzt grad sehr. Deshalb habe ich den Text auch noch mit deepL übersetzt und noch einmal gelesen.

Ich glaube du und ich verstehen den Artikel komplett unterschiedlich. Für mich beschreibt er wie einzelne MS-Kranke mit einer unausweichlichen Krankheit umgehen und für sich das Maximum herausholen.
Der einzige Satz in dem das Wort Heilung vorkommt ist der: „Es gibt keine Heilung,…“

Der Artikel beschreibt etwas, er tut nicht vorschreiben.

Wenn ich den Artikel lese, dann fallen mir andere Textstellen auf als dir:
Zitat: „Ohne Vorwarnung oder Wahl sind wir gezwungen, eine Transformation unseres Selbst zu vollziehen.“
Zitat: „Und doch.... einige Menschen mit MS schaffen es, sich anzupassen und sogar zu gedeihen, trotz aller Krankheiten, die von ihnen ausgehen.„ (Das ist eine Feststellung, dieser Satz verbreitet, wenigstens bei mir, ganz viel Hoffnung)

Das zitierte Büchergestell beschreibt quasi meine ganze Wohnung inklusive dem latenten Dauerkonflikt zwischen meiner Frau (alles soll aufgeräumt sein) und mir (alles soll möglichst griffbereit sein).

Dieser Aspekt der individuellen Transformation kommt (wenigstens bei meinen täglichen Diskussionen) viel zu kurz. Dafür wird um so mehr über Depressionen, Rollstühle, Sinn und Unsinn von Basistherapien, kaputtes Myelin, korrekt MS-Ernährung u.v.m. diskutiert.

Da vorerst keine Heilung gegen MS verfügbar sein wird müsste ich eigentlich 100% meiner Energie in den Umgang mit der Krankheit stecken und aufhören alles und jedes zu hinterfragen.

Ich bin noch lange nicht dort wo ich eigentlich sein möchte: die Krankheit akzeptieren und mit ihr die Tatsache, dass ich nur noch dank der Unterstützung von ein paar anderen, gesunden, Menschen leben kann.


LG MO

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Wege mit MS (?)

Boggy, Dienstag, 16.07.2019, 17:44 (vor 1739 Tagen) @ MO

Hallo MO,

der Artikel dreht sich im Grunde um die Frage der Möglichkeit von Krankheitsbewältigung. Wobei das bei MS schon ein schwieriger Punkt ist: die MS hört nicht auf, es gibt also nicht so etwas - nach meiner Einschätzung - wie ein „Ding“, eine Aufgabe, die bewältigt werden kann. Die MS ist nicht geschlossen, hat keine Grenzen.
Was ist, wenn die nächste MS-Einschränkung kommt? Oder der nächste Verlust?
Kann man also bei MS davon sprechen, daß man sie bewältigt hat? Ich kann das nicht beantworten.

MS fordert uns immer wieder heraus, neue Antworten, neue Wege zu finden.
Und wir können nicht vorher schon sagen, ob wir innerlich gut genug ausgerüstet sind, in Psyche, Geist; und ob wir von außen genug Unterstützung bekommen können.
Das ist ein komplexes Geschehen ohne einfache Lösungen.

Habe ich meine MS „akzeptiert“? Ich benutze dieses Wort nicht. Ich sehe, ich bin an MS erkrankt. So ist es. Insofern sage ich „JA“; aber ich bestätige damit nur die Existenz von etwas, das zu leugnen ja unsinnig wäre.

Das sagt noch überhaupt nichts darüber aus, ob es mir damit gut geht oder schlecht.

Und ich versuche bei allem, was mit mir geschieht, eins mit mir zu bleiben. Ich lehne nichts ab, auch die dunklen oder unheilvollen Aspekte meiner selbst nicht.
Ich bemühe mich, das zu tun, was der vietnamesische buddhistische Mönch und Lehrer Thich Nhat Hanh so beschreibt: Gib diesem Aspekt mitfühlende Achtsamkeit als Begleiter mit auf den Weg.
Wenn Angst kommt, kommt Angst. Das ist Angst. Wenn Verzweiflung kommt, kommt Verzweiflung. Das ist Verzweiflung. Wenn Freude kommt, kommt Freude. Das ist Freude.

Ich befürchte, ich kann mich heute nicht ausreichend verständlich machen. Und ich weiß auch nicht, ob ich Deinem Beitrag und Deinen Gedanken gerecht werde. Ich bin zu müde.

Was mir hilft, z.B.:
Sonntagabend habe ich nach langer Zeit mal wieder den Film "Der Club der toten Dichter" von Peter Weir gesehen. So anrührend, und auch traurig, und gleichzeitig großartig.
Da wird aus Henry David Thoreaus "Walden" zitiert:

(meine Übersetzung:)
"... damit ich nicht, wenn ich sterben muß, entdecke, daß ich nicht gelebt habe. Ich hatte nicht den Wunsch, etwas zu leben, das nicht Leben war, leben ist so wertvoll; auch wollte ich nicht in Resignation verfallen, außer daß es recht notwendig sei. Ich wollte tief leben und alles Mark des Lebens aussaugen."

("... and not when I came to die, discover that I had not lived. I did not wish to live what was not life, living is so dear; nor did I wish to practise resignation, unless it was quite necessary. I wanted to live deep and to suck out all the marrow of life.")

Ich untersuche jede Nische in meinem Leben, ob dort noch lebendiges Leben für mich zu finden ist. Und hole es dann mit Freude zu mir her.
Und solange es so etwas noch für mich gibt, kann ich(+MS) auch noch weiter gehen.

Gruß
Boggy

--
Um unserer persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit willen müssen wir immer wieder die Saat des kritischen Verstandes und des begründeten Zweifels säen.

Tags:
Krankheitsbewältigung

hab ihn anders verstanden

IceUrmel @, Dienstag, 16.07.2019, 17:44 (vor 1739 Tagen) @ MO

Hallo Mo,

Transformation innerhalb eines (Krankheits-) Prozesses ist vermutlich eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben und – wie Du schreibst - höchst individuell.

Dies gilt auch für Angehörige, die ja ebenfalls eine Wandlung durchleben und sich ihrerseits diesem Prozess stellen (ihrem eigenen und dem der/des Erkrankten).

Oftmals geht es vordergründig um die „Basics“ und dennoch finden sich in den Zwischentönen bereits früh Fragen, die den Umgang mit der Erkrankung betreffen. Basistherapien, Rollstühle und Ernährungsansätze lassen sich jedoch besser fassen.

Ich finde Hinterfragen grundsätzlich richtig. Warum solltest Du das nicht mehr tun? Du kannst weiter Dinge, Umstände und Ansätze hinterfragen und Dir trotzdem Zeit für Dich und den Umgang mit der Erkrankung nehmen.

Und wo wenn nicht hier kann man darüber diskutieren.

Liebe Grüße

P.S. Danke für den lesenswerten Artikel.

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hab ihn anders verstanden

agno @, Dienstag, 16.07.2019, 20:17 (vor 1739 Tagen) @ MO

Das zitierte Büchergestell beschreibt quasi meine ganze Wohnung inklusive dem latenten Dauerkonflikt zwischen meiner Frau (alles soll aufgeräumt sein) und mir (alles soll möglichst griffbereit sein).

Dieser Aspekt der individuellen Transformation kommt (wenigstens bei meinen täglichen Diskussionen) viel zu kurz....
LG MO

Zu einfach sollte man es seinen Mitmenschen mit deren Bequemlichkeit nicht machen.
Wobei, dabei nett bleiben & lächeln, ist nicht immer einfach.
Du machst das schon!
Gruß agno

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Weiß nicht, woher ich komm, weiß nicht, wie lang ich bleib, weiß nicht, wohin ich geh, mich wundert, dass ich glücklich bin ...

Danke für alle eure Kommentare

MO @, Zürich, Mittwoch, 17.07.2019, 14:23 (vor 1738 Tagen) @ MO

Wenn ich eure Zeilen lese dann spüre ich, ihr wisst wovon ihr schreibt.

Bis jetzt habe ich mich nie darum gekümmert wie ich mit meiner Krankheit umgehe. Der zitierte Artikel zusammen mit euren Kommentaren haben in mir einen Denk- und Gefühlsprozess gestartet. Sie lassen mich erahnen, dass ich da, ähnlich wie bei meinen vielen improvisierten Hilfsmitteln, auch im Umgang mit der Krankheit noch einiges optimieren kann. Ja vielleicht kann ich sogar vorsätzlich ein wenig steuern.

In meinem angestammten Umfeld wäre ich nie auf diese Erkenntnis gestossen.

Ich schätze das sehr hier zu lesen und zu schreiben.

LG MO

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